Hallo,
Michael aus Wangen!
Geht es
deinem Fuss besser, sprich, ist er endlich in Ordnung?
Hallo,
Katrin aus Laufen!
Hast du es
endlich geschafft mit diesem Scheisstyp Schluss zu machen?
Hallo, Ralph
aus Luterbach!
Hast du den
neuen Supermixer gekauft?
Nun werdet
ihr euch wundern, wo ich dieses Detail aufgeschnappt habe. Um zu beweisen, dass
ich nicht nur ein Detail weiss, hier die ganzen Fakten:
Michael,
dein rechter Fuss wurde im April letzten Jahres bei einem Velounfall gequetscht
und der grosse Zeh gebrochen. Im Kantonsspital Olten wurdest du am 27. 4. vom
Oberarzt Dr. Meier-Schlottheim operiert, er machte seine Sache gut, aber
dennoch gab es Komplikationen. Bis in den Oktober hinein klagtest du über
Schmerzen, konntest nicht richtig laufen und warst ziemlich beeinträchtigt. Im
November wurdest du noch einmal operiert und bekamst eine Reha bewilligt. Auch
das brachte noch nicht den gewünschten Erfolg. Ende des Jahres 2018 stellte man
nun endlich fest, dass eine angeborene chronische Muskelschwäche in den Füssen
die Genesung verhinderte, diese sogenannte Aplofedistie wird nun seit Januar
behandelt.
Katrin, dein
Freund Karl, den du vor drei Jahren auf einer Reise nach Italien kennengelernt
hast, ist ein verlogener und schwanzgesteuerter Mann. Er hat dich, seit ihr
zusammenseid, mit so ungefähr allen Weibern betrogen, die ihm über den Weg
gelaufen sind. Er ist mit seiner Nachbarin Barbara ins Bett (du nennst sie
«blonde Ratte»), er hat auf der Betriebsweihnachtsfeier seine Kollegin Sina
gevögelt (du nennst sie «fette Schlampe») und er trifft sich zurzeit mit einer
dir noch nicht namentlich bekannten Frau mit violetten Haaren. Das nur die, die
du herausgefunden hast, die Dunkelziffer ist wahrscheinlich höher. Trotz all
der Demütigungen und Erniedrigungen, trotz aller Tränen und Schreikrämpfe,
trotz Weinen und Jammern und Zähnemalmen bist du die ganze Zeit bei ihm
geblieben.
Du, Ralph,
bist begeisterter Hobbykoch, du köchelst und probierst und brutzelst seit
Jahren feine Dinge, machst Soufflés und Gratins, machst Gulasch und Schnitzel,
da werden Rüebli zu feinen Suppen und Pilze zu feinen Saucen, da wird
blanchiert und tranchiert, da wird filetiert und mariniert, das es eine wahre
Freude ist, Nun hast du neulich den MegaMix 775 ® entdeckt, ein Wahnsinnsgerät
der Firma GASTROTECH, ein Wunderwerk, das z. B. Karotten nicht nur raspelt,
sondern auch vorher schält, und das Ganze auch elektronisch vorprogrammiert zu
einer bestimmten Zeit, es macht komplette Kuchenteige und komplette Eintöpfe.
Jetzt hirnt
ihr.
Ihr hirnt
und hirnt und hirnt.
Ihr hirnt,
ob ihr das auf Facebook geschrieben habt oder auf Instagram, ob ihr diese
Fakten auf irgendeinem sozialen Netzwerk hinterlegtet; ihr kontrolliert eure
Accounts und findet aber nichts…
Ich will es
euch verraten:
Ihr habt
alle diese Dinge auf Fahrten mit der SBB so laut in eure Smartphones gebrüllt,
dass es unumgänglich war, dass ich sie hörte.
Ich weiss
übrigens noch viel mehr:
Ich weiss,
dass Beat aus Oberdorf seine Erbschaft über 50000.- nicht bei der Steuer
angeben wird, sondern sie nächste Woche ins Fürstentum Liechtenstein schaffen
wird.
Ich weiss,
dass Sylvia aus Olten sich überlegt, für den Nationalrat zu kandidieren, dies
aber ihrem Mann nicht erzählen will, der letzten Mal deutlich nicht gewählt
wurde.
Ich weiss,
dass Anton aus Solothurn, der bei den Schneuzer-Werken als IT-Chef arbeitet,
nächste Woche seinen Job künden wird.
Ich weiss…
Ich weiss…
Ich weiss…
Alles live
von den Betroffenen in Zügen der SBB erzählt.
Alle
Geheimdienste der Welt, die Steuerbehörden, die Polizisten, die
Wirtschaftskriminalität bekämpfen, der Verfassungsschutz und der Zoll sollten
sich also schleunigst Leute zulegen, die nichts anderes tun als Zug fahren.
Und
zuhören.
Ich biete
mich gerne an.
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