Vor vielen
Jahren lebte in Basel auf der schlechten, der minderen Seite des Flusses Rhein,
also auf der Seite, die man heute als «Kleinbasel» bezeichnet, ein Bauer mit
seiner Frau. Sie hiessen Urs und Dorothee und lebten ihr kleines, bescheidenes
Leben, bestellten ihren Garten und molken ihre Ziegen, waren also im Grunde
genommen glücklich und zufrieden, ja, im Grunde genommen…wären da nicht diese
fünf Äcker gewesen. Diese fünf Äcker erstreckten sich hinter ihrem Hof und
waren aufgrund der Bodenverhältnisse unfruchtbar, also ein ziemlich grosses,
wüstes Brachland. Dies wurmte Dorothee
immer mehr und sie begann ihrem Urs damit in den Ohren zu liegen: «Wenn ich zum
Fensterlein hinausschaue, Mann, dann werde ich ganz schwermütig, so öde und
wüst liegt der Boden da herum! Sie zu, dass du etwas tun kannst.»
Als nun Urs
eines Tages am Ufer des Rheines spazieren ging, begegnete ihm der Vogel Gryff.
Der Bauer fiel auf die Knie und rief jenen an:
Basels Vogel, Vogel Gryff,
alles läuft so furchtbar schief,
meine Frau, die Dorothee
sieht’s nicht so, wie ich es seh’.
«Was will
sie denn?», sprach der Vogel Gryff. «Ach», rief Urs, «sie stört sich so an dem
öden Acker.» «Geh heim und sei getrost, es stehen schon ein paar schöne grosse
Hallen drauf.»
Und als der
Bauer heimkam, standen grosse Hallen auf dem Boden und sie freuten sich dran
und tanzten darin und machten lustige Ballspiele, sie sangen im Hall der Hallen
und erfreuten sich an ihrer Grösse und Pracht. Aber nach einigen Wochen wurde
das Tanzen, wurden die Ballspiele und das Singen, wurde Grösse und Pracht der
Hallen langweilig und Dorothee lag ihrem Mann wieder in den Ohren: «Die Hallen
sind so leer und öde und wenn ich hineingehe wird mir ganz anders! Tu was!» Und
Urs ging erneut an den Rhein und suchte den Vogel, fiel auf die Knie und
sprach:
Basels Vogel, Vogel Gryff,
alles läuft so furchtbar schief,
meine Frau, die Dorothee
sieht’s nicht so, wie ich es seh’.
«Was will
sie denn dieses Mal?» «Die Hallen sind ihr zu leer.» «Geh heim und schaue, es
sind inzwischen viele fröhliche Verkaufsstände darin.»
Und Urs ging
heim und – siehe da! – die Hallen waren voll von Ständen, an denen Kaufleute
ihre Waren anboten, Tuch und Webereien, Obst und Gemüse, es gab Schmuck und
Zierrat, es gab Brot und Kuchen, es gab Gegenstände aus Metall und Holz und
Leder und Glas. Das erfreute Dorothee und sie konnte sich nicht satt sehen und
kaufte immer wieder. Aber nach einigen Wochen wurde sie wieder unzufrieden und
fing an zu meckern: «Die Kaufleute gammeln da in meinen Hallen herum und ich
muss ihnen noch Geld geben. Wer zahlt denn die Reinigung? Wer zahlt denn die
Instandhaltung? Wer kümmert sich um die Hallen? Ich will, dass ich die Waren
umsonst bekomme.» Urs seufzte und machte sich auf den Weg zum Fluss. Schon von
weitem sah der den Vogel Gryff und rief ihm zu:
Basels Vogel, Vogel Gryff,
alles läuft so furchtbar schief,
meine Frau, die Dorothee
sieht’s nicht so, wie ich es seh’.
«Ach
Gottchen», meinte der Vogel, «was ist es denn dieses Mal?» «Dorothee will die
Waren umsonst haben, als Gegenleistung für die Reinigung der Hallen.» «Ist
schon passiert, gehe heim und sei zufrieden.»
Und
tatsächlich musste die Bauersfrau für Tuch und Webereien, Obst und Gemüse, für
Schmuck und Zierrat, Brot und Kuchen, für Gegenstände aus Metall und Holz und
Leder und Glas nichts mehr zahlen und war eine Zeit lang glücklich. Aber dann
kam ihre schlechte Laune wieder und sie fing an zu klagen: «Auf der anderen
Seite des Rheins, im grossen Basel, da hat es noch viel schönere Gegenstände
und Sachen, und ich kann sie mir nicht kaufen, weil wir so arm sind, die
Kaufleute sollen mir die Waren umsonst geben UND mir noch 100 Dukaten
Standmiete zahlen.» Und der Bauer lief an den Rhein, suchte den Vogel Gryff,
fiel auf die Knie und sagte:
Basels Vogel, Vogel Gryff,
alles läuft so furchtbar schief,
meine Frau, die Dorothee
sieht’s nicht so, wie ich es seh’.
«Was ist es
jetzt?» «Nun, sie will die Waren umsonst UND 100 Dukaten Standmiete.» «Geh
heim, die Kaufleute haben davon Wind bekommen und sind weggezogen, vorher haben
sie aber noch die Hallen abgefackelt, ihr blickt jetzt wieder auf ödes
Brachland.»
Und so ist
es, wenn man zu viel will, daher werden die Hallen bald leer stehen, die Messe
Basel schafft sich selber ab, die muba ist Geschichte, die Basel World®
schrumpft und wie lange die ART Basel® noch bleibt, weiss auch niemand.
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