Ich stosse
in einer überregionalen deutschen Tageszeitung auf folgendes Inserat:
Die Gemeinde Duttiswil (ZH) sucht für Ihr Stadt- und Heimatmuseum auf
den 1.1.2020 eine(n)
LEITER/IN MUSEUMSARBEIT (100%)
Wir bieten:
* einen ansprechenden Arbeitsplatz im alten
Schlösschen Duttisberg
* ein aufgestelltes und kompetentes Team
*
modernste Arbeitsmittel
* eine übertarifliche Bezahlung mit diversen Sonderleistungen
· * Wohnmöglichkeit im Schloss
Sie bringen mit:
* ein abgeschlossenes Studium in Historik,
Kunstgeschichte oder Kulturwissenschaft
*
Promotion zu einem museumsrelevanten Thema
*
Erfahrung in Archiv- oder Museumsarbeit
*
D/F/E in Wort und Schrift
*
regionale Verankerung im Raum Zürich
*
müheloses Verstehen der Zürcher Dialekts
Bewerbungen mit sämtlichen Unterlagen bitte an:
Gemeinde Duttiswil
Hintergasse 7
5766 Duttiswil
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Man will
also eigentlich keine Deutschen. Ist auch verständlich, denn bis ein deutscher
Historiker sich in die Geschichte der Schweiz, des Raumes Zürich, die Belange
von Duttiswil und der Umgebung hineingearbeitet hat, vergeht eine Zeit. Und
braucht auch eine Weile, bis er seine Mitarbeiter (seine «Untergebenen»)
versteht, es sei denn, im Schloss wird nur noch Schriftdeutsch geredet.
Wie soll ein
Hamburger, ein Frankfurter, wie soll ein Berliner, wie soll ein Münchner eine
regionale Verankerung in der Schweiz besitzen? Fast nicht möglich. Man wünscht
sich natürlich einen Deutschen, eine Deutsche, der oder die Verwandte in der
Schweiz besitzt, am besten natürlich genau in Zürich, und der oder die durch
seine Schweizer Verwandtschaft das Züridütsch nicht nur versteht, sondern auch
spricht. Aber das ist so unwahrscheinlich wie ein Lottotreffer…
Man wird
also x Bewerbungen erhalten, man wird nach ersten Auswahlen 2 Deutsche und 2
Schweizer einladen, man wird Gespräche führen, und bei den Gesprächen mit den
Deutschen wird man geflissentlich übergehen, dass beide Bewerber(innen) noch
nie am Zürichsee waren und naturgemäss kein Wort verstehen, wenn nicht Standardsprache
geredet wird. (De Facto haben Sie auch schon Mühe, wenn Beat Stimpfli, der
Gemeindepräsident Hochdeutsch redet…)
Und man wird
– gegen alle Vorhaben, gegen alle Pläne, gegen den Willen der Bevölkerung und
gegen den Willen des Einwohnerrates – ein(e) Deutsche(n) wählen.
Aber mal
ganz ehrlich:
Wenn man
nicht möchte, dass die Schweiz von Teutonen überflutet wird, wenn man nicht
will, dass überall Menschen aus dem Grossen Kanton hocken, wenn man nicht
ständig in die Standardsprache wechseln will und nicht irgendwelchen
Reingeschmeckten erklären will, wie die Eidgenossenschaft funktioniert, warum
inseriert man dann in der FAZ? Warum schaltet man Anzeigen in der SÜDDEUTSCHEN,
der taz und dem Mannheimer Morgen, warum werden in der STUTTGARTER ZEITUNG und
der Frankfurter Rundschau und natürlich in der ZEIT Schweizer Stellen
ausgeschrieben? Es hat effektiv zu viele Deutsche in diesem Land, aber warum
lockt man immer mehr her?
Es ist – auf
einer ganz anderen Ebene – so wie mit den Italienern in den Sechziger Jahren.
Da fuhren Mitarbeiter der Schweizer Industrie nach Apulien und Kalabrien, in
die Basilikata und nach Sizilien, um mit allen Mitteln junge Menschen dazu zu
bewegen, ihre Dörfer und Städtlein,
ihre
Fischerboote und Häfen, ihre Trattorien, Bars und Ristoranti zu verlassen, um
mit allen Mitteln junge Menschen von ihren Familien, ihren Verlobten, von ihren
Häusern und Gärten loszureissen, und dann waren die alle in der Schweiz und man
war überhaupt nicht glücklich mit ihnen. Sie sangen zu laut und zu viel, sie
hängten ihre Wäsche auf und kochten mit zu viel Knoblauch, sie waren überall
nur geduldet, und man war froh, dass man sie nach 9 Monaten wieder heimschicken
konnte – um sie dann nach weiteren drei Monden wieder zu holen.
Nein, nein.
Wenn man für
eine Stelle einen Schweizer oder eine Schweizerin möchte, dann inseriert man in
der NZZ. Oder der BAZ.
Und nicht in
der SÜDDEUTSCHEN oder der ZEIT.
So simpel
ist das.
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