Freitag, 15. Februar 2019

Wer keine Deutschen will, soll keine ins Land lassen


Ich stosse in einer überregionalen deutschen Tageszeitung auf folgendes Inserat:

Die Gemeinde Duttiswil (ZH) sucht für Ihr Stadt- und Heimatmuseum auf den 1.1.2020 eine(n)

LEITER/IN MUSEUMSARBEIT (100%)

Wir bieten:
        * einen ansprechenden Arbeitsplatz im alten Schlösschen Duttisberg       
        * ein aufgestelltes und kompetentes Team
        *  modernste Arbeitsmittel 
        * eine übertarifliche Bezahlung mit diversen Sonderleistungen
·     * Wohnmöglichkeit im Schloss
Sie bringen mit:
        * ein abgeschlossenes Studium in Historik, Kunstgeschichte oder Kulturwissenschaft
      *  Promotion zu einem museumsrelevanten Thema
      *  Erfahrung in Archiv- oder Museumsarbeit
       *  D/F/E in Wort und Schrift
       *  regionale Verankerung im Raum Zürich
       müheloses Verstehen der Zürcher Dialekts

Bewerbungen mit sämtlichen Unterlagen bitte an:
Gemeinde Duttiswil
Hintergasse 7
5766 Duttiswil       

Man will also eigentlich keine Deutschen. Ist auch verständlich, denn bis ein deutscher Historiker sich in die Geschichte der Schweiz, des Raumes Zürich, die Belange von Duttiswil und der Umgebung hineingearbeitet hat, vergeht eine Zeit. Und braucht auch eine Weile, bis er seine Mitarbeiter (seine «Untergebenen») versteht, es sei denn, im Schloss wird nur noch Schriftdeutsch geredet.
Wie soll ein Hamburger, ein Frankfurter, wie soll ein Berliner, wie soll ein Münchner eine regionale Verankerung in der Schweiz besitzen? Fast nicht möglich. Man wünscht sich natürlich einen Deutschen, eine Deutsche, der oder die Verwandte in der Schweiz besitzt, am besten natürlich genau in Zürich, und der oder die durch seine Schweizer Verwandtschaft das Züridütsch nicht nur versteht, sondern auch spricht. Aber das ist so unwahrscheinlich wie ein Lottotreffer…

Man wird also x Bewerbungen erhalten, man wird nach ersten Auswahlen 2 Deutsche und 2 Schweizer einladen, man wird Gespräche führen, und bei den Gesprächen mit den Deutschen wird man geflissentlich übergehen, dass beide Bewerber(innen) noch nie am Zürichsee waren und naturgemäss kein Wort verstehen, wenn nicht Standardsprache geredet wird. (De Facto haben Sie auch schon Mühe, wenn Beat Stimpfli, der Gemeindepräsident Hochdeutsch redet…)
Und man wird – gegen alle Vorhaben, gegen alle Pläne, gegen den Willen der Bevölkerung und gegen den Willen des Einwohnerrates – ein(e) Deutsche(n) wählen.

Aber mal ganz ehrlich:
Wenn man nicht möchte, dass die Schweiz von Teutonen überflutet wird, wenn man nicht will, dass überall Menschen aus dem Grossen Kanton hocken, wenn man nicht ständig in die Standardsprache wechseln will und nicht irgendwelchen Reingeschmeckten erklären will, wie die Eidgenossenschaft funktioniert, warum inseriert man dann in der FAZ? Warum schaltet man Anzeigen in der SÜDDEUTSCHEN, der taz und dem Mannheimer Morgen, warum werden in der STUTTGARTER ZEITUNG und der Frankfurter Rundschau und natürlich in der ZEIT Schweizer Stellen ausgeschrieben? Es hat effektiv zu viele Deutsche in diesem Land, aber warum lockt man immer mehr her?

Es ist – auf einer ganz anderen Ebene – so wie mit den Italienern in den Sechziger Jahren. Da fuhren Mitarbeiter der Schweizer Industrie nach Apulien und Kalabrien, in die Basilikata und nach Sizilien, um mit allen Mitteln junge Menschen dazu zu bewegen, ihre Dörfer und Städtlein,

ihre Fischerboote und Häfen, ihre Trattorien, Bars und Ristoranti zu verlassen, um mit allen Mitteln junge Menschen von ihren Familien, ihren Verlobten, von ihren Häusern und Gärten loszureissen, und dann waren die alle in der Schweiz und man war überhaupt nicht glücklich mit ihnen. Sie sangen zu laut und zu viel, sie hängten ihre Wäsche auf und kochten mit zu viel Knoblauch, sie waren überall nur geduldet, und man war froh, dass man sie nach 9 Monaten wieder heimschicken konnte – um sie dann nach weiteren drei Monden wieder zu holen.

Nein, nein.
Wenn man für eine Stelle einen Schweizer oder eine Schweizerin möchte, dann inseriert man in der NZZ. Oder der BAZ.
Und nicht in der SÜDDEUTSCHEN oder der ZEIT.
So simpel ist das.    



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