Freitag, 26. Oktober 2018

2040 fällt Weihnachten und Ostern zusammen


Im Jahre 2040 wird ein denkwürdiges Zusammentreffen stattfinden. Da der Weihnachtsverkauf jedes Jahr eine Woche nach vorne rutscht, wird in diesem denkwürdigen Frühjahr zum ersten Male Weihnachts- und Osterware gleichzeitig angeboten.

Vorausgegangen sein wird eine Zeit, die von den Süsswaren- und Dekorationsfabrikanten wie auch von den Süsswaren- und Dekorationsgrossisten als «zunächst schwierig, dann aber lukrativ» bezeichnet werden wird, denn der Weihnachtsverkauf musste sich in den 30er Jahren unseres Jahrhunderts ja durch den Sommer Richtung Ostern durcharbeiten. Wir werden diesen Jahren etliche Neuschöpfungen wie die Badehose mit Weihnachtsmotiven und das Lebkuchen-Glace zu verdanken haben.
2040 wird es dann endlich geschafft sein, und die Weihnachts- und Osterdekorationen und -waren werden die Schaufenster bevölkern.

Was wird das für ein liebliches Zusammentreffen sein!

Da werden mit Ostereiern geschmückte Weihnachtsbäume und Weihnachtszweige in den Schaufenstern hängen, umgekehrt Forsythien- und Haselsträusse, die mit Sternen und Kugeln, mit Lametta und Äpfeln behängt sind, da werden der Osterhase und das Lämmchen an der Krippe stehen und die Lebkuchen im Osternest liegen. Ein besonderer Renner wird der Advenoster-Kranz, ein Gebilde aus Ostergras, auf dem vier Kerzen prangen, und das obwohl alle Feuer-, Gebäude, alle Hausrat- und Brandversicherungen Zeter und Mordio schreien.
Da wird der zunächst der Nikolaus eine Hucke auf dem Rücken tragen und der Osterhase einen Sack in der Hand haben, dann wird dieser dem Santa Claus als Schmutzli/Knecht Ruprecht an die Seite gestellt und dann schliesslich zu einer Figur verwoben werden, einem Mann-Hasen mit roter Mütze und langen Ohren, dem Nikohas.  (Niemand wird dann mehr den Sketch von Gerhard Polt verstehen, in dem der Vater dem Kind verzweifelt das Wort Osterhasi beizubringen versucht und das Kind stets Nikolausi sagt.)
Da die Discount- und Billigfabrikanten heute schon die beiden Figuren aus der gleichen Form giessen, werden Discount- und Billigfabrikanten sich durchsetzen, Sprengel-Nikohas und ALDI-Nikohas, DENNER-Nikohas und Gubor-Nikohas werden die kunstvollen Hasen und Weihnachtsmänner der teuren Confiserien vollständig verdrängen.

Schwieriger wird es mit der Musik. Wer will schon im Frühling Winter Wonderland oder Let it Snow hören? Oder gar Stille Nacht? Aber auch hier werden die Werbefritzen findig und fündig sein:
Jingle Bells, Jingle Bells, Jingle all the way…
Könnten das nicht auch die Glocken der Osternacht sein, jene Glocken, die z. B. den Faust wieder ins Leben holen? Schliesslich wird ein Lied gefunden, das alle kennen und das mit kleinen Änderungen auf alles passt:

O du fröhliche, o du selige
Gnadenbringende Jahreszeit
Welt ging verloren, Christ neu geboren
Freue dich, freue dich, o Christenheit!

Eine Vorsprache beim Vatikan und bei den Evangelischen bezüglich einer Umschreibung der Biblischen Geschichten scheitert: Man könne, so Papst Lokanius der Erste und Bishop PD Marc O’Meilly, Präsident des Lutherischen Weltbundes einhellig, Nikolaus und Osterhase nicht in einer Geschichte vereinen, vor allem weil BEIDE in der Bibel gar nicht vorkämen, wie auch keine Kerzen, kein Lametta, keine Lebkuchen, auch die Ostereier und das Ostergras würden weder von Markus noch von Matthäus, weder von Lukas noch von Johannes erwähnt…

Im denkwürdigen Jahre 2040 wird zum ersten Male Weihnachts- und Osterware gleichzeitig angeboten werden. Durch das Vorrutschen des Weihnachtsverkaufes jedes Jahr wird er dann den Sommer überquert haben, und nach dem uns in den 30er-Jahren die Badehose mit Weihnachtsmotiven (die mit den Kerzen wird vor allem im Erotikhandel ein Renner gewesen sein) und das Lebkuchen-Glace beschert worden sein wird, wird es dann 2040 endlich geschafft sein, und die Weihnachts- und Osterdekorationen und -waren werden die Schaufenster bevölkern.

Was wird das für ein herrliches  Zusammentreffen sein!


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