Im Jahre
2040 wird ein denkwürdiges Zusammentreffen stattfinden. Da der
Weihnachtsverkauf jedes Jahr eine Woche nach vorne rutscht, wird in diesem
denkwürdigen Frühjahr zum ersten Male Weihnachts- und Osterware gleichzeitig
angeboten.
Vorausgegangen
sein wird eine Zeit, die von den Süsswaren- und Dekorationsfabrikanten wie auch
von den Süsswaren- und Dekorationsgrossisten als «zunächst schwierig, dann aber
lukrativ» bezeichnet werden wird, denn der Weihnachtsverkauf musste sich in den
30er Jahren unseres Jahrhunderts ja durch den Sommer Richtung Ostern
durcharbeiten. Wir werden diesen Jahren etliche Neuschöpfungen wie die Badehose
mit Weihnachtsmotiven und das Lebkuchen-Glace zu verdanken haben.
2040 wird es
dann endlich geschafft sein, und die Weihnachts- und Osterdekorationen und
-waren werden die Schaufenster bevölkern.
Was wird das
für ein liebliches Zusammentreffen sein!
Da werden
mit Ostereiern geschmückte Weihnachtsbäume und Weihnachtszweige in den
Schaufenstern hängen, umgekehrt Forsythien- und Haselsträusse, die mit Sternen
und Kugeln, mit Lametta und Äpfeln behängt sind, da werden der Osterhase und
das Lämmchen an der Krippe stehen und die Lebkuchen im Osternest liegen. Ein
besonderer Renner wird der Advenoster-Kranz, ein Gebilde aus Ostergras, auf dem
vier Kerzen prangen, und das obwohl alle Feuer-, Gebäude, alle Hausrat- und
Brandversicherungen Zeter und Mordio schreien.
Da wird der
zunächst der Nikolaus eine Hucke auf dem Rücken tragen und der Osterhase einen
Sack in der Hand haben, dann wird dieser dem Santa Claus als Schmutzli/Knecht
Ruprecht an die Seite gestellt und dann schliesslich zu einer Figur verwoben
werden, einem Mann-Hasen mit roter Mütze und langen Ohren, dem Nikohas.
(Niemand wird dann mehr den Sketch von Gerhard Polt verstehen, in dem
der Vater dem Kind verzweifelt das Wort Osterhasi
beizubringen versucht und das Kind stets Nikolausi
sagt.)
Da die
Discount- und Billigfabrikanten heute schon die beiden Figuren aus der gleichen
Form giessen, werden Discount- und Billigfabrikanten sich durchsetzen,
Sprengel-Nikohas und ALDI-Nikohas, DENNER-Nikohas und Gubor-Nikohas werden die
kunstvollen Hasen und Weihnachtsmänner der teuren Confiserien vollständig
verdrängen.
Schwieriger
wird es mit der Musik. Wer will schon im Frühling Winter Wonderland oder Let it
Snow hören? Oder gar Stille Nacht?
Aber auch hier werden die Werbefritzen findig und fündig sein:
Jingle Bells, Jingle Bells, Jingle all the way…
Könnten das
nicht auch die Glocken der Osternacht sein, jene Glocken, die z. B. den Faust
wieder ins Leben holen? Schliesslich wird ein Lied gefunden, das alle kennen
und das mit kleinen Änderungen auf alles passt:
O du fröhliche, o du selige
Gnadenbringende Jahreszeit
Welt ging verloren, Christ neu
geboren
Freue dich, freue dich, o Christenheit!
Eine
Vorsprache beim Vatikan und bei den Evangelischen bezüglich einer Umschreibung
der Biblischen Geschichten scheitert: Man könne, so Papst Lokanius der Erste
und Bishop PD Marc O’Meilly, Präsident des Lutherischen Weltbundes einhellig,
Nikolaus und Osterhase nicht in einer Geschichte vereinen, vor allem weil BEIDE
in der Bibel gar nicht vorkämen, wie auch keine Kerzen, kein Lametta, keine
Lebkuchen, auch die Ostereier und das Ostergras würden weder von Markus noch
von Matthäus, weder von Lukas noch von Johannes erwähnt…
Im
denkwürdigen Jahre 2040 wird zum ersten Male Weihnachts- und Osterware
gleichzeitig angeboten werden. Durch das Vorrutschen des Weihnachtsverkaufes
jedes Jahr wird er dann den Sommer überquert haben, und nach dem uns in den
30er-Jahren die Badehose mit Weihnachtsmotiven (die mit den Kerzen wird vor
allem im Erotikhandel ein Renner gewesen sein) und das Lebkuchen-Glace beschert
worden sein wird, wird es dann 2040 endlich geschafft sein, und die Weihnachts-
und Osterdekorationen und -waren werden die Schaufenster bevölkern.
Was wird das
für ein herrliches Zusammentreffen sein!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen