Neulich
betrat ich ein Kaufhaus, um mir eine neue Unterhose zu kaufen. (Ich lebe ja
jetzt nach dem Motto «Simplify your life» und habe alles reduziert, aber
nachdem ich den Slip, den ich trug schon drei Tage anhatte und der Zweitslip in
der Wäsche war, hatte ich mir gedacht, dass eine Drittboxer doch keine
schlechte Idee wäre…) Jedenfalls, ich betrat das Kaufhaus, als sofort ein
hübscher, fröhlicher Mann auf mich zu sprang und mir einen Zettel und eine Tüte
HARIBO in die Hand drückte. Voll Erstaunen las ich:
DANKESCHÖN FÜR ALLE EHRLICHEN
|
Der
fröhliche Mann erklärte mir, dass Sie das Konzept geändert hätten und jetzt,
statt Diebe zu verfolgen und zu bestrafen, statt Kaufhausdetektive einzusetzen
und Ladendiebe in Flagranti zu ertappen, statt langwierige Prozesse einzugehen
und Rechtsanwaltskanzleien zu beauftragen, statt der Polizei Arbeit zu geben,
einfach an die Ehrlichkeit der Kunden appellieren würden. Als Dank für meine
Ehrlichkeit bekäme ich deshalb diese Gummibärchen geschenkt.
Nachdem ich
meine Unterhose gekauft hatte, und ich hatte mir, weil es so wunderbar
geschnittene dunkelblaue gab, sogar einen Viert-, Fünft- und Sechstslip
zugelegt (CK, was sonst), betrat ich wieder das freie und sah einen Polizisten,
der Zettel in einem fröhlichen Orange plus Gummibärchentüten an die
Scheibenwischer von Autos klemmte. Neugierig las ich einen der Zettel:
VIELEN
DANK, DASS SIE DAS NÄCHSTE MAL RICHTIG PARKIEREN!
|
Der Polizist
erklärte mir, dass sie das Konzept geändert hätten und jetzt, statt
Falschparkierer aufzuschreiben, statt Bussen zu verhängen und Geld
einzutreiben, einfach an die Vernunft der Menschen appellieren würden, die
Kampagne heisse «Wir parken an der korrekten Stelle und haben Spass dabei» und
bestehe darin, den Leuten klarzumachen, wie wichtig es sei, nicht an verbotenen
Stellen zu parken.
Muss ich
noch erzählen, dass ich auf diese Schrecken hin in ein Café ging und einen
Kognak trank, dabei die Zeitung aufschlug und auf folgenden Artikel stiess:
Schmulk sucht Dialog mit dem IS
Der nassauische
Innenminister gab gestern bekannt, dass er in Zukunft mit Führern des IS ins
Gespräch kommen wolle, wobei er versuchen würde, diese zu überzeugen keine
Bomben mehr zu legen (mehr auf Seite 4)
So, dass ist
natürlich alles erfunden, alles erstunken und erlogen, alles fabuliert und
erdichtet. Ich war in keinem Kaufhaus, ich besitze 32 Unterhosen (und trage
kein CK). Aber wenn ich in einem Kaufhaus gewesen wäre, hätte es Detektive und
Kameras gehabt und ein Ladendiebstahl wäre zur Anzeige gekommen. Ich traf auch
keinen Polizisten, aber wenn ich einen in der Nähe von im Parkverbot stehenden
Wagen getroffen hätte, hätte dieser natürlich Strafzettel an die
Windschutzscheiben gemacht. Und ein Dialog mit Terroristen nach dem Motto
«Bitte keine Bomben mehr» wäre das Dümmste, was man je hörte.
Diese
Geschichte aber ist wahr:
Am Freitag,
17. August stehen fröhliche Junge Menschen auf dem Barfüsserplatz und haben
kleine Plastiksäckchen in den Händen. Sie zeigen den Passanten den Inhalt
(Müll) und fordern sie fröhlich auf, doch diesen Müll korrekt zu entsorgen.
Diese völlig idiotische Kampagne (die ja auch mein Steuergeld kostet) steht
unter dem Motto «Saubere Stadt» und gipfelt in einem Anti-Abfall-Picknick am
Tag darauf.
Das kann
jetzt wirklich nicht sein. Ich habe vor vier Tagen über die rigide Basler
Abfallwirtschaft geschrieben (Bussen für zu früh rausgestellte Müllsäcke, zu
volle Säcke werden nicht mitgenommen, etc.), aber beim Thema Littering scheinen
nur Gutmenschen am Werk zu sein. Daher mein Appell, den ich auch schon einmal
formuliert habe:
Büsst
endlich die Verunreiniger! Büsst sie hart und kostspielig, es gäbe Methoden
Leute zu erwischen. Ein Dieb wird stehlen und sich nicht durch Zettel davon
abhalten lassen, Falschparkierer werden ihren Wagen stets im Halteverbot
abstellen, trotz Gummibärchen, der IS wird weiterbomben, da kann man noch so
viel bitten
ja, und
Litterer werden littern, sie werden ihren Müll auf den Plätzen hinterlassen,
wenn keine Strafe sondern einfach die Stadtreinigung kommt.
So einfach ist
das.
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