Freitag, 24. August 2018

Vom Entsorgen der Dinge (3): Büsst endlich die Litterer


Neulich betrat ich ein Kaufhaus, um mir eine neue Unterhose zu kaufen. (Ich lebe ja jetzt nach dem Motto «Simplify your life» und habe alles reduziert, aber nachdem ich den Slip, den ich trug schon drei Tage anhatte und der Zweitslip in der Wäsche war, hatte ich mir gedacht, dass eine Drittboxer doch keine schlechte Idee wäre…) Jedenfalls, ich betrat das Kaufhaus, als sofort ein hübscher, fröhlicher Mann auf mich zu sprang und mir einen Zettel und eine Tüte HARIBO in die Hand drückte. Voll Erstaunen las ich:

DANKESCHÖN FÜR ALLE EHRLICHEN

Der fröhliche Mann erklärte mir, dass Sie das Konzept geändert hätten und jetzt, statt Diebe zu verfolgen und zu bestrafen, statt Kaufhausdetektive einzusetzen und Ladendiebe in Flagranti zu ertappen, statt langwierige Prozesse einzugehen und Rechtsanwaltskanzleien zu beauftragen, statt der Polizei Arbeit zu geben, einfach an die Ehrlichkeit der Kunden appellieren würden. Als Dank für meine Ehrlichkeit bekäme ich deshalb diese Gummibärchen geschenkt.

Nachdem ich meine Unterhose gekauft hatte, und ich hatte mir, weil es so wunderbar geschnittene dunkelblaue gab, sogar einen Viert-, Fünft- und Sechstslip zugelegt (CK, was sonst), betrat ich wieder das freie und sah einen Polizisten, der Zettel in einem fröhlichen Orange plus Gummibärchentüten an die Scheibenwischer von Autos klemmte. Neugierig las ich einen der Zettel:

VIELEN DANK, DASS SIE DAS NÄCHSTE MAL RICHTIG PARKIEREN!

Der Polizist erklärte mir, dass sie das Konzept geändert hätten und jetzt, statt Falschparkierer aufzuschreiben, statt Bussen zu verhängen und Geld einzutreiben, einfach an die Vernunft der Menschen appellieren würden, die Kampagne heisse «Wir parken an der korrekten Stelle und haben Spass dabei» und bestehe darin, den Leuten klarzumachen, wie wichtig es sei, nicht an verbotenen Stellen zu parken.

Muss ich noch erzählen, dass ich auf diese Schrecken hin in ein Café ging und einen Kognak trank, dabei die Zeitung aufschlug und auf folgenden Artikel stiess:

Schmulk sucht Dialog mit dem IS
Der nassauische Innenminister gab gestern bekannt, dass er in Zukunft mit Führern des IS ins Gespräch kommen wolle, wobei er versuchen würde, diese zu überzeugen keine Bomben mehr zu legen (mehr auf Seite 4)

So, dass ist natürlich alles erfunden, alles erstunken und erlogen, alles fabuliert und erdichtet. Ich war in keinem Kaufhaus, ich besitze 32 Unterhosen (und trage kein CK). Aber wenn ich in einem Kaufhaus gewesen wäre, hätte es Detektive und Kameras gehabt und ein Ladendiebstahl wäre zur Anzeige gekommen. Ich traf auch keinen Polizisten, aber wenn ich einen in der Nähe von im Parkverbot stehenden Wagen getroffen hätte, hätte dieser natürlich Strafzettel an die Windschutzscheiben gemacht. Und ein Dialog mit Terroristen nach dem Motto «Bitte keine Bomben mehr» wäre das Dümmste, was man je hörte.

Diese Geschichte aber ist wahr:
Am Freitag, 17. August stehen fröhliche Junge Menschen auf dem Barfüsserplatz und haben kleine Plastiksäckchen in den Händen. Sie zeigen den Passanten den Inhalt (Müll) und fordern sie fröhlich auf, doch diesen Müll korrekt zu entsorgen. Diese völlig idiotische Kampagne (die ja auch mein Steuergeld kostet) steht unter dem Motto «Saubere Stadt» und gipfelt in einem Anti-Abfall-Picknick am Tag darauf.
Das kann jetzt wirklich nicht sein. Ich habe vor vier Tagen über die rigide Basler Abfallwirtschaft geschrieben (Bussen für zu früh rausgestellte Müllsäcke, zu volle Säcke werden nicht mitgenommen, etc.), aber beim Thema Littering scheinen nur Gutmenschen am Werk zu sein. Daher mein Appell, den ich auch schon einmal formuliert habe:
Büsst endlich die Verunreiniger! Büsst sie hart und kostspielig, es gäbe Methoden Leute zu erwischen. Ein Dieb wird stehlen und sich nicht durch Zettel davon abhalten lassen, Falschparkierer werden ihren Wagen stets im Halteverbot abstellen, trotz Gummibärchen, der IS wird weiterbomben, da kann man noch so viel bitten
ja, und Litterer werden littern, sie werden ihren Müll auf den Plätzen hinterlassen, wenn keine Strafe sondern einfach die Stadtreinigung kommt.
So einfach ist das.










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