Dienstag, 7. August 2018

Offener Brief an Elke Heidenreich wegen Klauen von Ideen und so


Also…
Liebe Frau Heidenreich
Ich wollte Ihnen immer schon mal schreiben, weil ich das so toll finde, was Sie da so machen bzw. schreiben, habe ich immer toll gefunden, aber ich habe lange nicht gewusst, wie ich Sie anreden soll. Ich würde ja «Liebe Elke» lieber als «Frau Heidenreich» schreiben, aber das könnte ja respektlos wirken. Obwohl Sie ja damals als Metzgersgattin auch alle möglichen Leute geduzt haben, sogar die Princess of Wales, die haben Sie sogar mit «Diana, Kind, bist du’s?» angeredet, aber das war vielleicht etwas anderes, aller Wahrscheinlichkeit nach sicher.  

Also…
Liebe Frau Heidenreich
Ich habe neulich in meiner Stammbuchhandlung – ja, ich habe eine Stammbuchhandlung, ich finde, jeder Mensch sollte eine haben, finden Sie nicht auch? Ich finde es wunderbar, dass einen die Besitzerin und die Buchhändlerinnen kennen, und dass sie wissen, was einem gefällt und dass sie vor allem die Bücher GELESEN haben, die sie verkaufen, und nebenbei bekommt man auch noch Kaffee angeboten, wenn man stöbert, also, ich finde eine Stammbuchhandlung muss der Mensch einfach haben, Sie sind da sicher meiner Meinung

Aber was wollte ich eigentlich sagen?
Ach so, ich habe da neulich im Olymp&Hades, so heisst nämlich meine Buchhandlung, sollten Sie unbedingt mal besuchen, wenn Sie in Basel sind, ich wohne in Basel, habe ich das erwähnt?,  einen Band mit Kolumnen von Ihnen gekauft, Morgen wird alles anders.
Ich kannte ja schon einiges von Ihnen, aber manche Glossen, manche Texte waren neu für mich und ich fand sie alle richtig gut. Zauberhaft.

Habe ich erwähnt, dass ich selber einen Blog mit satirischen Texten habe, die Dienstag-Freitag-Glosse, habe ich das gesagt? Wahrscheinlich nicht, aber nun wissen Sie’s: Ich bin auch ein bisschen auf dem Satirentrip, auf dem Kolumnenpfad, auf dem Glossenweg unterwegs, nicht so gut wie Sie, nicht so professionell wie Sie, nicht so lustig, nicht so treffend, aber immer bemüht. Ich kam da eigentlich drauf, weil ich Deutschlehrer bin, und ich fand das immer schrecklich, dass Deutschlehrer, die ja ständig Texte bewerten und beurteilen, selber nicht mehr schreiben, und so fing ich einfach an.

Wie ich jetzt aber Ihre Kolumnen durchlas, stiess ich auf eine, die sich mit dem Wort «Verständnis» beschäftigte. Sie schreiben darin, dass man Sie nicht um Verständnis bitten soll und sich nicht für Ihr Verständnis bedanken soll, weil Sie keines haben.
Nun stutzte ich, weil ich genau so einen Text geschrieben habe. Genauso einen, ich habe kein Verständnis und man soll sich auch nicht dafür bedanken.

Also…
Frau Heidenreich, da haben Sie grob abgeschrieben.
Elke, das hast du abgekupfert.

Huch.
Jetzt habe ich gerade noch einmal die Daten verglichen und bin auf einen prekären Sachverhalt gestossen: Sie haben Ihre Kolumne ja vor dem Jahr 2000 veröffentlicht und meine Glosse ist vom Mai 2018, das ist ja viel später.
Peinlich.
Jetzt werden Sie mir natürlich vorwerfen, ich hätte bei Ihnen abgekupfert, abgeschrieben, hätte Sie imitiert und plagiiert, hätte Ihre Worte «geklaut», aber ich schwöre bei allem was mir heilig ist, beim Klumpfuss meines Grossvaters und beim Gebiss meiner Grossmutter, ich schwöre bei meinem Kühlschrank und meiner Stereoanlage, beim letzten Haar meines Grosscousins und beim Hühnerauge meiner Tante:
Ich habe Ihren Text nicht gekannt.

Also…
Wahrscheinlich ist es so: Gewisse Sachen liegen auf der Hand, mit einem gewissen kolumnesken Blick, mit einem gewissen glossistischen Auge, mit einem gewissen satirischen Grundverständnis stösst man auf die gleichen witzigen Dinge, die gleichen Blödheiten, die gleichen dummen Sachverhalte.
Die Menschheit wird ja nicht klüger, nicht?
Die Leute werden ja nicht gescheiter, gell?

Also…
Liebe Frau Heidenreich
Nichts für ungut.
Und Ihre Kolumnen gehören zum Besten, was ich in den letzten Jahren gelesen habe. Und Sie müssen unbedingt mal nach Basel kommen, und dann stelle ich Ihnen Yvonne vom Olymp&Hades vor, und einen Kaffee bekommen Sie natürlich dort auch.
Und dann gibt es bei uns auf dem Balkon was zu Essen.
Mein Partner kocht wie ein Gott, habe ich das schon erwähnt?

Also…
In grosser Verehrung und Dankbarkeit
Ihr
Rolf Herter
 

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