Am 20.3.2018
platzt die Bombe. Eine Bombe, die die Kulturwelt erschüttert, tiefe Krater in
Dramaturgien und Spielpläne reisst und mehrere Gedankengebäude zum Einsturz
bringt: Der andalusische Regisseur Burito Caxto wird an zwei Premieren
gleichzeitig gesichtet. Einerseits verbeugt er sich auf der Bühne der Komischen
Oper in Berlin nach einem tiefergreifenden Wozzeck,
andererseits nimmt er nach der ersten Vorstellung von Die Teufel von Loudon in Marseille den Dank des Publikums entgegen.
Nun hatte man sich immer schon gefragt, wie Caxto seine über 50 Produktionen
pro Jahr schafft, man wusste zwar, dass er eine ganze Firma von Assistenten und
Unterassistenten, von Praktikanten und Unterpraktikanten, eine Riesentruppe von
Helferinnen und Helfern, Zuarbeiterinnen und Mitarbeitern beschäftigt, hatte
sich aber dennoch Gedanken gemacht, wie er bei allen Endproben sein könne. Nun
ist es klar: Burito Caxto arbeitet mit einem Look-a like, mit einem
Doppelgänger. Als der erste Aufschrei in den Feuilletons von FAZ und
SÜDDEUTSCHER verklungen ist, gehen die Theater noch einmal ruhig über die
Bücher; einige nehmen die Caxto-Produktionen aus den Spielplänen, einige lassen
sie drin, einige setzen ein hübsches Fragezeichen hinter seinen Namen:
Inszenierung:
Burito Caxto ?
Nun ist aber
die Kulturwelt kein abgeschlossener Bezirk, keine Insel für sich, die
Feuilletons von FAZ und SÜDDEUTSCHER werden von vielen Menschen gelesen, und
weil auch Rundfunk und Fernsehen über die Affäre berichten, vom Internet ganz
zu schweigen, zieht das Ganze weite Kreise. Überall in Europa, auch in anderen
Kontinenten beginnen genaue Überprüfungen, starten Tests und Befragungen,
überall auf der Welt werden Videos Bild für Bild verglichen, Zeitpläne
durchgecheckt und Tabellen erstellt. Das Ergebnis ist erschütternd; kaum ein
Staat, ein Land, eine Stadt ist vom Look-a-like-Unwesen frei.
So hat man
sich lange schon gefragt, wie Angie nach 13stündigen Verhandlungsmarathons noch
so frisch aussehen kann. Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass Frau Merkel
viele Forderungen und Ideen einfach dadurch durchsetzt, dass sie ihre Partner
schlicht und einfach unter den Tisch verhandelt. Jetzt löst sich ihre
Toughheit, nein, nicht in Wohlgefallen, sondern in Unwohlgefallen und
Missbilligung auf, denn die deutsche Kanzlerin verschwindet stets nach sechs
Stunde auf dem Örtchen, aus dem dann eine frische, fitte und unverbrauchte Look-a-like herauskommt und weiterverhandelt, während Angie im Hotelzimmer die Beine
hochlegt.
Auch die
Tagespensen, die Lisbeth noch scheinbar so mühelos bewältigt, kommen unter die
Lupe. Und siehe da: Auch die Queen arbeitet mit Doppelgängerinnen, und zwar mit
mehreren. All diese Damen sind erst 70, sehen aber älter aus, da die gute
Elizabeth auch gut als 80 durchgehen kann, funktioniert dieser Deal. So ist ein
Tag mit drei Kindergartenbesuchen (Look-a-like 1 alias Lady Agatha Bethford aus
Sussex), einer Brückeneröffnung (Look-a-like 2 alias Lady Mary Holborn aus Essex),
zwei Vernissagen (Look-a-like 3 alias Lady Victoria Miller aus Kent), einem
Mittagessen mit Abgeordneten und ein Treffen mit dem Erzbischof von Canterbury
(Lisbeth herself) auch für die steinalte Königin mühelos zu schaffen. Kleinere
Unterschiede zwischen Bethford, Holborn, Miller und der Queen, wie z.B. die
Ohrenform, Haarfarbe und Schädelkontur werden in a wonderful manner vom Kopftuch
und von der Brille kaschiert.
Ein
besonderes Arrangement hat sich Donald Trump geschaffen: Er hat sich mit Robbie
G. Faxman aus der Bronx einen Rüpel-Doppelgänger an Land gezogen, dessen
Auftrag es ist, möglichst oft Stunk zu machen. So furzt jener Look-a-like in
Lokalen, beleidigt Kellner, er pöbelt auf Vernissagen herum und tritt gegen
Filmplakate, Faxman benimmt sich den lieben langen Tag wie die Sau. Je nach
Reaktion kann Donnie nun die Aktion autorisieren oder nicht. Kommt der
Kinnhaken gegen einen CNN-Reporter bei den Umstehenden schlecht an, hagelt es
sofort Kritik und wirft man ihm Bösartigkeit und Brutalität vor, dann kann der
Elected President immer noch verkünden: «Wasn’t me, ‘t was a look-a-like». Und
er hätte mit dieser Aussage – ausnahmsweise – recht. Finden die Leute aber gut,
dass Faxman auf einer Ausstellung die Künstlerin als «bitch» bezeichnet, dann
kann Trumpeltier das Ganze als Eigenes verbuchen und auf Twitter noch ein wenig
ausschlachten.
Look-a-likes
wohin man schaut.
Doppelgänger
überall.
Millionen
von Menschen atmen auf; sie, die kaum ihr kleines Pensum mit Job und Haushalt
bewältigen, denen drei Termine am Weekend schon Stress machen, sie, die sich so
schwach, so müde, so kraftlos vorkommen, wird auf einmal klar, WIE die so
bewunderten Politiker, Filmstars, wie die Kulturschaffenden und Funktionäre,
wie die Hans-Dampf-in-allen-Gassen und die Liese-in-allen-Gassen ihre riesigen
Pensen meistern.
So könnten
sie es auch!
Mit einem
Look-a-like wäre alles zu machen!
Wenn man den
Doppelgänger zum Elternabend senden könnte und selber die Küche endlich mal
aufräumen, wenn der Look-a-like die Tante Berta besuchen könnte und man selber
mal Zeit für die Steuererklärung hätte, wenn die Gleichaussehende in die
Vernissage, in die man nur wegen des Geschäftskontaktes muss, ginge und man
selber mal früh ins Bett, ja, dann wäre viel zu schaffen!
Jetzt fragen
Sie sich natürlich, wie ich mein 150%-Pensum letztes Jahr bewältigt habe.
Auflösung
nächster Post…
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen