Wir haben
neulich besprochen, dass ich keine Look-a-likes beschäftige.
Nun ist die
Frage aufgetaucht, ob alle meine Posts von mir stammen. Die Leute, die man hier
einsetzt, heissen allerdings nicht Look-a-likes, sondern Ghostwriter. Und auch
hier kann ich Ihnen versichern, ich beschäftige keine solchen Leute.
Und das
nicht aus finanziellen Gründen, sondern aus germanistischen.
Der normale
Ghostwriter liefert einen solchen Mist, ein solchen (s.v.v.) Scheissdreck ab,
dass der Teufel einen Kopfstand macht, dass Cerberus den Schwanz einzieht und
Hella zum Friseur rennt, weil selbst für ihre Verhältnisse die Haare zu sehr
vom Kopfe stehen. Dies liegt nicht daran, dass Ghostwriter nicht schreiben
könnten, dass sie schlechte Texter wären, dies liegt an der Dummheit ihrer
Klientel, den Popsängern, Filmschauspielern, It-Personen, den Fussballern und
Rennfahrern, an der Dummheit derer, die sich beghostwriten lassen. Ich muss
natürlich hier mein Pauschalurteil ein wenig revidieren, es gibt durchaus
Intelligenz in den genannten Berufen, ein Bruno Ganz kann jetzt wirklich nicht
als doof bezeichnet werden, eine Franka Potente schreibt selber – und nicht
einmal schlecht – und einen Profifussballer durfte ich selber zwei Jahre in
meiner Klasse unterrichten, dumm war der auf jeden Fall nicht. Aber das Gros
derer, die nicht in der Lage sind, ihre eigene Biografie zu verfassen, ist eben
doch so dämlich, dass sie einen Ghostwriter schon für einen zweiten Goethe,
einen zweiten Mann oder einen zweiten Grass halten, wenn ihnen ihr Leben in
ganzen, korrekten und einigermassen flüssigen Sätzen entgegenlacht.
Warum sollte
sich dann ein Geistschreiber mehr Mühe geben? Wenn man mit einem Text, der die
haltlose Begeisterung des oder der Beschriebenen hervorruft und drei Tage
gekostet hat, eine Menge Kohle verdienen kann, warum sollte man da 7 Tage
dransetzen?
Eine andere
Sache ist Dummheit derer, die solche Biografien lesen. Man stelle sich vor, der
Schriftsteller Harmin Gundel begünne (sic) die Lebensbeschreibung des Popstars
Didi Popel folgendermassen:
Gemütlich, klein und an die wilden Berge
angeschmiegt war Durchheim, jenes Dorf, jener Weiler, in dem Didi am 3. März
1947 als drittes von drei Kindern des Dorfschullehrers das erblickte, was die
Menschheit in ihrer Begeisterung als «Licht der Welt» zu nennen pflegt, was
allerdings in der Engen Tallage Durchheims durchaus eine Mangelware war.
Versteht
keine Sau.
Versteht
zumindest kein Fan von Popel.
Ein Anhänger
eines Sängers, dessen Refrains nach dem Muster
Komm mit mir / auf die Reise
Komm mit mir / Wind weht leise
Sonne scheint / Regen fällt
Wir sind alleine auf der Welt
gestrickt
sind, wären mit so einem Buchanfang heillos, restlos, fundamental und absolut
überfordert.
Und
diejenigen, die den obigen Beginn interessant finden, sind auf keinen Fall
Popelfans.
Ich würde
jeden, der für mich Texte schriebe, zur absoluten Verzweiflung treiben.
Ich würde
verlangen, dass meine Ghostwriter etwas tun, was sie seit Jahren nicht getan
haben: Überlegen.
Nachdenken.
Hirnen.
Könnte man
hier nicht die beiden Sätze verbinden? Würde ich sie fragen.
Könnte man
hier nicht ein Synonym verwenden?
Wäre hier
nicht die Alliteration «alte Altäre» ganz hübsch?
Könnte man
hier nicht ein Pronomen setzen?
Ich würde
mit ihnen Satz für Satz durchgehen, würde Verbesserungen fordern, Vorschläge
machen, ich würde sie eben nicht für Goethe, Mann oder Grass halten, nur weil
sie einen fehlerfreien Satz schaffen, ich würde sie darauf hinweisen, dass
meine Leserschaft eben nicht aus Popelfans besteht, ich würde sie zwingen, so
zu schreiben, wie sie seit Jahren nicht schreiben dürfen. Ich würde sie so sehr
nerven, bis mir das Tablet an den Kopf flöge, gepaart mit dem Ruf:
«Schreib
deine Scheissposts doch selber!»
Was ich ja
auch mache.
Vllt solltest Du eine Elite-Ghoastwriter Agentur gründen, scheint eine Marktlücke zu sein! Angestellt werden nur gescheiterte Dichter welche nachweisen müssen, dass sie noch nicht vom Popel-Bio schreiben innerlich abgestorben sind. Die Zielgruppe ist noch unklar aber ich nehme an, dass es genügend angesagte Bildungsbürgerpflichliteraurautoren in der Schaffenskrise gibt. 👌
AntwortenLöschenSuper-Idee! Also kommet herbei, ihr gescheiterten Dichter!Eilet, ihr Lyriker, die ihr immer noch Würstchen verkauft! Wir gründen die Agentur und überschwemmen den Markt mit Biographien in Hexametern und Terzinen!
AntwortenLöschen