So, ich muss
Ihnen noch erzählen, ob ich letzten Herbst, als ich 150% gearbeitet habe, mit
einem Look-a-like operiert habe.
Die Antwort
ist: Nein.
Dass ich für
die ganzen Auftritte, Proben, dass ich für die Lektionen und Lager, dass ich
für alle Sitzungen, Besprechungen und Apéros keinen Doppelgänger engagiert
habe, hat einen einzigen triftigen Grund, und dieser Grund ist nicht etwa ein
leise aufgetauchter Skrupel, sondern der finanzielle Rahmen.
Ein
Look-a-like ist ein teurer Spass.
Nun muss
hier noch ein kleiner Exkurs unternommen werden, ein Exkurs, den wir vorigen
Post ausgelassen haben, der aber nötig ist:
Es gibt zwei
Arten von Look-a-likes. Die eine ist die, die wir auf Einweihungen von
Möbelhäusern antreffen, auf Firmenfeiern, runden Geburtstagen und
Hochzeitspartys, die wir bei Galas und Shows, bei Fernsehsendungen und
Internetauftritten sehen, die Doppelgänger machen hier keinen Hehl draus, dass
sie nicht echt sind, der Spass besteht einfach aus dem
Gleich-wie-ein-Ei-dem-anderen, aus der Ähnlichkeit mit Merkel, Queen oder
Papst. Man ergötzt sich daran, dass zwei Menschen so verblüffend gleich
aussehen können und hat seine Gaudi. Wenn also das Möbelhaus LIVING ART® die
Eröffnung seiner vierten Filiale in Bottrop ankündigt und darauf hinweist, dass
Angie kommt, ist jedem klar, dass es sich um eine Look-a-like-Geschichte
handeln muss. Wenn Sie zur Grillparty bei Freunden eingeladen werden und man
per SMS oder WhatsApp mitteilt, Justin Bieber komme auch, dann ist Ihnen klar,
dass ein Doppelgänger erscheinen wird.
Diese Art
von Look-a-likes ist nicht ganz billig, aber bezahlbar.
Die andere
Art ist die, die wirklich den Platz des Prominenten einnimmt. Sie erscheint
nicht WIE das Original, sondern STATT dem Original, und hier ist natürlich die
höchste Verschwiegenheitsstufe von Nöten. Man stelle sich nur vor, dass die
letzthin erwähnten Damen Holborn, Bethford und Miller auspackten, dass sie der
SUN oder sogar der TIMES erzählten, dass die letzten 60 Kindergärten, die 50
letzten Vernissagen von einer von ihnen besucht wurden, dass die 45 Brücken, 23
Krankenhäuser und 367 Spielplätze der letzten zehn Jahre NICHT von der Queen
eingeweiht worden sind. Man stelle sich nur vor, jene Dame, die bei Gipfeln und
Staatstreffen die zweite Verhandlungsrunde übernimmt, würde BILD ein
Exklusivinterview geben und die Schlagzeile des nächsten Tages wäre ANGIE NICHT
ECHT – SO VERHANDELT DIE KANZLERIN. Man stelle sich vor, alle Doppelgängerinnen
und Doppelgänger würden ihr Geheimnis lüften, Staats- und Bankenkrisen, eine
Erschütterung des Welthandels und des Weltfriedens, ein Erdbeben in den
internationalen Beziehungen wäre die Folge.
So ist ein
solcher Look-a-like schweineteuer, weil man ausser seiner verblüffenden
Ähnlichkeit auch noch seine Verschwiegenheit bezahlen muss.
Und das
konnte ich mir nicht leisten.
Und hier
kommen wir zu einem interessanten Phänomen: Ab einem gewissen Gehalt kann man
sich Hilfen leisten, die es einem ermöglichen, noch mehr Gehalt zu generieren.
Und das ist eigentlich affenunfair. Der Jurist mit 3 Vorstands- und 4
Verwaltungsratsposten kann sich einen Look-a-like gönnen, der ihm dann hilft,
sein Engagement auf 5 Vorstandposten und 7 Verwaltungsratsposten aufzustocken,
die schweinehohen Doppelgängerspesen bleiben immer noch unter den Mehreinnahmen
von ca. 34 Millionen. Der Ordinarius für Neuere Deutsche Literatur, der
versucht, durch Mitarbeit in diversen Gremien, durch Vorträge und
Expertenrollen sein mageres Gehalt aufzubessern, wird rasch merken, dass sich
ein Look-a-like niemals lohnt. Selbst eine Gage von 10.000.- für einen
zweitätigen Workshop zum Thema «Die Wiederkehr des Romantischen Gedankens in
der Literatur nach 1945» wird unter den Kosten für einen Doppelgänger liegen.
Eine gleiche
Rechnung können wir mit Fahrtkosten machen. Viele Musiker könnten, was Energie,
Zeit und Begeisterung angeht, noch einiges an Mehrarbeit machen. Es lohnt
einfach nicht, wenn sie für den dritten Chor ein Auto bräuchten, wenn Taxi-
oder Übernachtungskosten anfallen, wenn auswärts gegessen werden muss oder sie
am Bahnhof Kaffee benötigen. Wenn mir ein Ensemble im Appenzell 1000.- pro
Monat zahlt, ich aber dort übernachten muss und von St. Gallen ein Taxi
brauche, weil nach 18.00 kein Bus mehr fährt etc., etc. Wenn ich IT-Fachmann
bin und das 4,5fache wie bei einer Chorleiterstunde verrechnen kann, dann sieht
das alles anders aus, dann kann ich fröhlich durch die Welt tigern und immer
mehr Geld scheffeln.
Ab einem
gewissen Stundenlohn kann man sich Hilfen leisten, die es einem ermöglichen,
noch mehr Geld zu produzieren.
Und ich habe
noch gar nicht von legalen Steuersparmodellen und solchen Dingen geredet.
Jedenfalls wissen
Sie jetzt: Ich war im Herbst 2016 immer echt.
Ehrenwort.
Ob ich alle
meine Posts selber schreibe, werde ich zu gegebener Zeit beantworten.
Deshalb ist die mind. 50% remote operierende IT Brache sehr gemütlich: http://www.computerworld.ch/news/it-branche/artikel/it-angestellter-liess-chinesen-fuer-sich-arbeiten-62294/
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