Sicher haben
Sie in der letzten Woche die angekündigten Posts vermisst. Ich hatte ja
geschrieben, dass im Oktober die Beiträge wieder erscheinen würden. Dass sie
das nicht taten hat einen plausiblen Grund: Ich war eine Woche offline.
Und zwar
richtig.
Und zwar
vollständig.Total.
Ich befand
mich im Wieshof, Unterhub 1, in Bad Wurzach. Nun werden Sie sagen, Bad Wurzach,
das liegt doch im Allgäu, und so klein ist der Ort auch nicht, aber der Wieshof
liegt effektiv 12 Kilometer vom Ortszentrum entfernt. Wenn ich aus meinem
Fenster blickte, sah ich ein Maisfeld und Wald, wenn ich vor das Haus ging, sah
ich in der einen Richtung eine Scheune, dann Wiese und dann Wald und in der
anderen Richtung einen entzückenden kleinen Teich und dann Wald. Und in der
vierten? Ich sah – Sie ahnen es? – Wald. Für die Buben, mit denen ich dort war,
war der Platz ideal. Sie hatten ein Fussballfeld, hatten Raum zum Toben und
keine Nachbarn, die sich gestört fühlten. Und sie vermissten nicht einmal den
Dorfladen, wenn es keinen Nachschub an Chips, Cola und Schoggi gibt, hört
nämlich das Bedürfnis nach Schoggi, Chips und Cola schlagartig auf.
Damit Sie
jetzt vom BW-Südzipfel nicht ganz etwas Verkehrtes denken: Es gibt dort schon
Strom. Und eine Kanalisation, wir mussten nicht auf ein Plumpsklo. Wir hatten
sogar Handyempfang; in bestimmten Zimmern zu bestimmten Zeiten, und dann
Telekom 1 Strich, aber immerhin. Das Haus hat natürlich auch einen WLan-Router,
aber der war kaputt.
Die eifrigen
Bemühungen, ihn wieder in Gang zu bringen, gestalteten sich so:
Sonntag war
Anreise und am Sonntag, dem Tag des HERRN will man keinen Techniker behelligen.
Montag war Tag der Deutschen Einheit und auch am Tag der Deutschen Einheit
behelligt man keine Techniker. Am Dienstag kam er dann, schraubte am Router
herum und verkündete, er werde am Mittwoch mit einem Ersatzteil erscheinen.
Tatsächlich kam er auch, aber das Ersatzteil passte nicht. Als er am Donnerstag
antanzte, passte das Ersatzteil, aber das WLan tat dennoch nicht. Nun meinte
der Vermieter, dass am Samstag ja Abreise sei und es sich jetzt eh nicht mehr
lohne…
Da das Ganze
in Deutschland stattfand, wusste man auch, dass es wirklich technisch nicht
ging und es keine Möglichkeit gab, etwas zum Routergenesen beizutragen. In 80%
der Länder auf der Welt wäre es klar gewesen, dass der Techniker gerne einen
kleinen Umschlag gesehen hätte, ein kleines Kuvert mit ein bisschen Geld drin.
Aber in dieser leider so total inkorrupten Bundesrepublik hilft das natürlich
nicht.
So war ich
eine Woche ohne Internet.
Und
komischerweise ging es. Am ersten Tag hat man noch Entzugserscheinungen, am zweiten auch noch, die Gedanken rasen (Ich muss doch bloggen! Was ist mit meinen E-Mails? Ich krieg’ gar nicht mit, was auf der Welt los ist – vielleicht liegen die Eidgenossen mit unserem Gastland schon im Krieg? Bloggen! Ich muss bloggen! Mails! Ich muss an meine Mails!) am dritten Tag ebbt das ab und man hat sich an den Zustand gewöhnt.
Wer wirklich etwas Dringendes hat, wird mich anrufen, notfalls auf dem Festnetz – ja, das gab es! Und ich wäre auch immer um den Weg gewesen; wo hätte ich auch hin sollen, es gab ja nur Maisfeld, Wald und Teich.
Bei der
Heimkehr lag meine Schätzung der wartenden Mails bei 81. In Fact waren es dann
63, die sich folgendermassen aufgliederten:
12
Nachrichten waren von booking.com und hotel.de, die mir Reisen nach Hamburg,
Venedig, nach Berlin, Paris und Moskau vorschlugen. So nach dem Motto: Sie
haben 11.-16.10. Leipzig gebucht, fahren Sie im November doch eine Woche an die
Spree und 7 Tage an die Seine. Denken die, ich bin Rentner? Irgendwie muss der
Mensch ja auch arbeiten, um die Hotels zu zahlen.16 Nachrichten forderten mich auf, die Wale, die Brüllaffen und die Baumkängurus zu retten, mich endlich für die Rechte von Schwulen in Holland einzusetzen oder eine Petition pro Alphabetisierung des Berliner Regierungsviertels zu unterschreiben.
7 Nachrichten waren «Wir nehmen den mal in CC, einfach zur Info, auch wenn er gar nicht weiss, worum es geht»-CCs.
5 Nachrichten hatten sich von selbst erledigt. («Wir gehen morgen in den neuen Plobinskij-Film, kommst du mit» – gesendet am 2.10.)
15 Mails informierten mich, dass ich im Lotto gewonnen oder 14560000000000000000000 Dollar geerbt habe.
Nur drei Schreiben waren wirklich wichtig.
Es geht also.
Ich hätte es nicht gedacht.
Man kann
eine Woche offline sein, ohne dass die Welt untergeht, ohne dass man den
Weltuntergang verpasst, ohne dass einem 1000 Millionen durch die Lappen gehen.Wenn Sie also mal Offline-Ferien machen möchten:
Wieshof in Bad Wurzach.
Strom und Wasserspülung gibt es. Auch im Allgäu.
Ehrenwort.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen