Montag, 10. Oktober 2016

7 Tage offline / back again!

Liebe Leserinnen und Leser

Sicher haben Sie in der letzten Woche die angekündigten Posts vermisst. Ich hatte ja geschrieben, dass im Oktober die Beiträge wieder erscheinen würden. Dass sie das nicht taten hat einen plausiblen Grund: Ich war eine Woche offline.

Und zwar richtig.
Und zwar vollständig.
Total.

Ich befand mich im Wieshof, Unterhub 1, in Bad Wurzach. Nun werden Sie sagen, Bad Wurzach, das liegt doch im Allgäu, und so klein ist der Ort auch nicht, aber der Wieshof liegt effektiv 12 Kilometer vom Ortszentrum entfernt. Wenn ich aus meinem Fenster blickte, sah ich ein Maisfeld und Wald, wenn ich vor das Haus ging, sah ich in der einen Richtung eine Scheune, dann Wiese und dann Wald und in der anderen Richtung einen entzückenden kleinen Teich und dann Wald. Und in der vierten? Ich sah – Sie ahnen es? – Wald. Für die Buben, mit denen ich dort war, war der Platz ideal. Sie hatten ein Fussballfeld, hatten Raum zum Toben und keine Nachbarn, die sich gestört fühlten. Und sie vermissten nicht einmal den Dorfladen, wenn es keinen Nachschub an Chips, Cola und Schoggi gibt, hört nämlich das Bedürfnis nach Schoggi, Chips und Cola schlagartig auf.

Damit Sie jetzt vom BW-Südzipfel nicht ganz etwas Verkehrtes denken: Es gibt dort schon Strom. Und eine Kanalisation, wir mussten nicht auf ein Plumpsklo. Wir hatten sogar Handyempfang; in bestimmten Zimmern zu bestimmten Zeiten, und dann Telekom 1 Strich, aber immerhin. Das Haus hat natürlich auch einen WLan-Router, aber der war kaputt.

Die eifrigen Bemühungen, ihn wieder in Gang zu bringen, gestalteten sich so:
Sonntag war Anreise und am Sonntag, dem Tag des HERRN will man keinen Techniker behelligen. Montag war Tag der Deutschen Einheit und auch am Tag der Deutschen Einheit behelligt man keine Techniker. Am Dienstag kam er dann, schraubte am Router herum und verkündete, er werde am Mittwoch mit einem Ersatzteil erscheinen. Tatsächlich kam er auch, aber das Ersatzteil passte nicht. Als er am Donnerstag antanzte, passte das Ersatzteil, aber das WLan tat dennoch nicht. Nun meinte der Vermieter, dass am Samstag ja Abreise sei und es sich jetzt eh nicht mehr lohne…

Da das Ganze in Deutschland stattfand, wusste man auch, dass es wirklich technisch nicht ging und es keine Möglichkeit gab, etwas zum Routergenesen beizutragen. In 80% der Länder auf der Welt wäre es klar gewesen, dass der Techniker gerne einen kleinen Umschlag gesehen hätte, ein kleines Kuvert mit ein bisschen Geld drin. Aber in dieser leider so total inkorrupten Bundesrepublik hilft das natürlich nicht.

So war ich eine Woche ohne Internet.
Und komischerweise ging es.
Am ersten Tag hat man noch Entzugserscheinungen, am zweiten auch noch, die Gedanken rasen (Ich muss doch bloggen! Was ist mit meinen E-Mails? Ich krieg’ gar nicht mit, was auf der Welt los ist – vielleicht liegen die Eidgenossen mit unserem Gastland schon im Krieg? Bloggen! Ich muss bloggen! Mails! Ich muss an meine Mails!) am dritten Tag ebbt das ab und man hat sich an den Zustand gewöhnt.
Wer wirklich etwas Dringendes hat, wird mich anrufen, notfalls auf dem Festnetz – ja, das gab es! Und ich wäre auch immer um den Weg gewesen; wo hätte ich auch hin sollen, es gab ja nur Maisfeld, Wald und Teich.

Bei der Heimkehr lag meine Schätzung der wartenden Mails bei 81. In Fact waren es dann 63, die sich folgendermassen aufgliederten:
12 Nachrichten waren von booking.com und hotel.de, die mir Reisen nach Hamburg, Venedig, nach Berlin, Paris und Moskau vorschlugen. So nach dem Motto: Sie haben 11.-16.10. Leipzig gebucht, fahren Sie im November doch eine Woche an die Spree und 7 Tage an die Seine. Denken die, ich bin Rentner? Irgendwie muss der Mensch ja auch arbeiten, um die Hotels zu zahlen.
16 Nachrichten forderten mich auf, die Wale, die Brüllaffen und die Baumkängurus zu retten, mich endlich für die Rechte von Schwulen in Holland einzusetzen oder eine Petition pro Alphabetisierung des Berliner Regierungsviertels zu unterschreiben.
7 Nachrichten waren «Wir nehmen den mal in CC, einfach zur Info, auch wenn er gar nicht weiss, worum es geht»-CCs.
5 Nachrichten hatten sich von selbst erledigt. («Wir gehen morgen in den neuen Plobinskij-Film, kommst du mit» – gesendet am 2.10.)
15 Mails informierten mich, dass ich im Lotto gewonnen oder 14560000000000000000000 Dollar geerbt habe.
Nur drei Schreiben waren wirklich wichtig.

Es geht also. Ich hätte es nicht gedacht.
Man kann eine Woche offline sein, ohne dass die Welt untergeht, ohne dass man den Weltuntergang verpasst, ohne dass einem 1000 Millionen durch die Lappen gehen.
Wenn Sie also mal Offline-Ferien machen möchten:
Wieshof in Bad Wurzach.
Strom und Wasserspülung gibt es. Auch im Allgäu.
Ehrenwort.

     

  

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