Freitag, 21. Oktober 2016

Trump ist ein Kind des 20. Jahrhunderts



Meine Generation erinnert sich bestimmt noch an folgenden Song:

Ich sah ein schönes Mädchen
Im letzten Autobus
Sie hat mir so gefallen
Da gab ich ihr ‘nen Kuss
Doch es blieb nicht bei dem einen
Das fiel mir gar nicht ein
Und hinterher hab’ ich gesagt,
Sie soll nicht böse sein:

Rote Lippen soll man küssen
Denn zum Küssen sind sie da
Rote Lippen sind dem 7. Himmel
Ja so nah…

Heutzutage würden man dieses Lied als sexistisch bezeichnen. Stellen Sie sich einmal vor: Ein Mann sichtet eine Frau im letzten Bus, also um ca. 0.30, er küsst sie ungefragt, er küsst weiter, er kommt überhaupt nicht auf die Idee, sie möchte vielleicht nicht belästigt werden, und er entschuldigt sich mit der Begründung, dass sie eben so schöne Lippen habe und schöne Münder eben auch ungefragt geküsst werden müssten.
Interessant ist die Argumentation; weibliche Lippen sind also zum Küssen gemacht. Sie sind NICHT zu dem gemacht, zu dem männliche Lippen gemacht sind. Nämlich z.B. Essen (Frauen sollen schlank sein), Pfeifen (Männer pfeifen Frauen nach, nicht umgekehrt) oder Reden (Das Weib schweige in der Gemeinde).
Der Text dieses Liedes ist also schwer daneben, aber das würde niemand interessieren, denn der Songtext ist gefühlte 50 Jahre alt. In meiner Jugend dachte man da eben noch ein wenig anders. Da waren die Kurven der Weiber eben Kurven für die Männer, da waren die Lippen der Frauen eben zum Küssen und nicht zum Reden, da war der Po eines Mädchens eben reizvoll für den Jungen, der ihn ansah – und meistens auch anfasste.

Interessant ist, dass wir in USA einen Kandidaten haben, der scheinbar ähnliche Ansichten hat. Auch für Trump sind immer noch rote Lippen zum Küssen und nicht zum Reden da, auch für ihn sind Frauen immer noch Freiwild.
Oder anders formuliert:

Donny ist in den 70ern steckengeblieben.

Jetzt stellt sich die Frage, in welchen anderen Punkten Donny ebenfalls vierzig Jahre hinterher ist.

Hat Trump mitbekommen, dass der 1. Weltkrieg vorbei ist?
Hat er gecheckt, dass auch der 2. vorbei ist?
Hat er die Amokläufe der letzten Jahre notiert und weiss, dass nicht mehr alle Amis der Meinung sind, jeder müsse 17 Waffen zuhause haben?
Hat er begriffen, dass der letzte erfolgreiche Einsatz der Welfrieden-Truppe US-Army der in der Normandie war?
Hat er gesehen, dass sich die Einstellungen zur Homosexualität in den letzten dreissig Jahren geändert haben?
Hat er...?

Ich glaube nämlich nicht.
Und so wünschen wir uns eine Präsidentin, die voll in der Jetztzeit angekommen ist!!!

P.S. Die Varianten des Liedes, in denen ein Mann einen Mann kussüberfällt oder eine Frau einen Mann (oder eine Frau) sind zwar aktueller, aber genauso daneben! 



  

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