Dienstag, 4. September 2012

Opernkarten in Bern und Montpellier

Wie Sie wissen, besuche ich gerne Opernvorstellungen in den verschiedensten Theatern. So habe ich neulich mich um Karten in den erwähnten Häusern gekümmert und war erstaunt über die Unterschiedlichkeit der Schwierigkeit oder Einfachheit.
Die Oper Bern präsentiert sich auf einer wunderbaren Homepage in 52 Sprachen (man entschuldigt sich dafür, dass Georgisch, Baskisch erst 2013 geschaltet würden und teilt mit, dass man Eyak nach dem Tode der letzten Sprecherin gelöscht habe). Alle Vorstellungen der nächsten Spielzeit sind einzusehen und zu buchen (man entschuldigt sich dafür, dass 2013/2014 noch nicht ganz geplant ist), bezahlen kann man mit allen gängigen und ungängigen Kreditkarten, darunter Beachcard, Bitchcard, Peachcard und Pitchcard, Namen, die ich noch nie gelesen hatte. Bestellen kann man aber auch telefonisch oder per Post, für einen Aufpreis von 51.- bringt einem ein Dramaturg die Karten persönlich nach Hause und kassiert bar. Etliche Zusatzdienste sind angeboten: Alle Programmhefte sind online als PDF, bei Angabe der Handynummer bekommt man Umbesetzungen per SMS zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn mitgeteilt, auch der Weisswein und die Tapas für die Pause sind per Email zu ordern. (Man entschuldigt sich dafür, dass gelegentlich das Tapasangebot sich doch noch ändern kann.)
Anders in Montpellier: Karten für Vorstellungen im nächsten Monat kann man nur postalisch anfragen, wobei die Adresse gekonnt in der Werkbeschreibung von "Nabucco" versteckt wird. Egal, in welcher Sprache man schreibt, die Antwort ist auf Französisch, und zwar in einem sehr fremden. Der Mitarbeiter, der Ihren Brief bearbeitet, hat über Moliere promoviert und verwendet auch dessen Wortschatz. Bezahlen kann man nur durch Bareinzahlung bei einer französischen Bank, wohl dem, der in Kehl, Breisach oder Basel wohnt oder eine Tante in Reims oder einen Schulfreund in Bordeaux hat.
Wenn wir davon ausgehen, dass die Anzahl ausländischer Besucher in beiden Häusern nicht so unterschiedlich ist, klafft das Bild doch sehr auseinander. Hier ein fast hündisches Anbiedern an die Welt, dort die fixe Borniertheit der Grand Nation. Hier: Japaner und Chinesen, kommt in die Berner Zauberflöte! (Auch wenn ihr noch gar nicht wisst, wo dieses Bern eigentlich liegt.) Dort: Sie wollen in Frankreich in die Oper? Selber schuld, probieren Sie es doch. WIR brauchen Sie nicht, die Einheimischen sind eigentlich lieber unter sich.
Die Wahrheit läge, wie immer, in der Mitte. Ein Baske kann auf Französisch mailen und eine IBAN und ein BIC gehören auf jede Korrespondenz. Auch wenn mir immer wieder Leute sagen, Sie hätten so etwas nicht und würden es sich auch nicht zulegen: Die Bankdaten existieren.
Jedenfalls bin ich gespannt auf die Abende, und wenn die Ouverture anhebt, sind eh immer alle Kartenbestellungswirren vergessen.

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