Donnerstag, 6. September 2012

Bebbi-Mistkübel

Hurra! Wir haben neue, schöne, wunderbar designte Mistkübel! Auf der einen Seite der eleganten Silbertonne prangt der Baslerstab. Und zwar nicht einfach aufgeklebt oder aufgemalt, sondern aus dem Metall ausgestanzt und mit schwarzem Kunststoff hinterlegt (sonst würde es ja rauskleckern). Richtig schön! Em Basler sy Mischtkiibel.
Was das gekostet hat? Ach, reden wir doch nicht von Geld. Für irgendetwas müssen wir ja die Gewerbesteuer unserer Pillendreher ausgeben, bevor das Theater wieder mehr Geld will und es für abscheuliche Regietheaterproduktionen ausgibt.
Was das bringt? Gut, die Frage ist berechtigter. Vielleicht, dass betrunkene Jugendliche beim Wegschmeissen ihrer 35. Bierdose merken, dass sie noch immer auf Basler Boden torkeln und noch nach Reinach, Frick oder Dornach, sprich heim in ihren Kanton müssen? Nein, der Bischofsstabkübel ist Teil einer Litterings-Präventions-Kampagne: Basler, du siehst DEIN Wappen, das Wappen DEINER Stadt, also halte DEINE Stadt sauber. Es wird genausowenig etwas bringen wie die bunten Tonnen und die Tramplakate, auf denen bekannte Künstler und Stadtreiniger posieren. (Rapper und Wischer together for a clean town!)
Gewiss, Littering ist ein Problem. Ich weiss das, ich wohne in der Innerstadt und bin an vielen Sonntagmorgen im Sommer froh, wenn ich zu meinem ersten Kaffee und meiner Morgenzigarette auf der Mauer vor meinem Haus zwischen den fünfhundert Burgerkartons überhaupt noch einen Sitzplatz finde. Und wenn es nur die Pappe und nicht die halbverdauten Buletten sind. Aber sind alle diese Kampagnen der richtige Weg?
Ein befreundeter Lehrer startete neulich in seinen Klassen eine Aktion "Ruhe in der Stunde". Dazu zeigte er die funkelnde Powerpoint NICHT STÖREN IST GEIL, mit der er die Schülerinnen und Schüler motivieren wollte, weniger zu schwätzen, nicht rumzulaufen, keine Gegenstände zu werfen und ihr Handy in der Tasche zu lassen. Die Klassen waren zunächst sprachlos, dann gackerten sie eine Weile, um danach zu fragen: "Wieso strafen Sie nicht einfach?"
Ja, wieso eigentlich nicht auch fürs Littering? Falschparkieren, Velofahren ohne Licht, Graffiti usw. kostet doch auch eine Busse und niemand käme auf die Idee eine millionenschwere Kampagne "Wir stellen unser Auto richtig ab und das ist tooooooll" zu starten. Ein-, zweimal jemand erwischen, der seine fünfzehn Wodkaflaschen auf dem Barfi lässt und 500 Franken abknöpfen, fertig ist die Kiste. Ich weiss, das klingt jetzt scheissautoritär, aber der Müll in der Innerstadt nervt und es muss doch möglich sein, einen der fünf(!) blauen Riesenkübel um den Barfüsserplatz aufzusuchen.
Vielleicht sind die Bebbikiibel aber auch eine Drohung: Solothurner, Aargauer, Landschäftler! Da rein mit deinem Müll, du bist auf Stadtboden! Sonst kommen wir nächstes Wochenende zu dir und müllen dich so zu, dass dir Hören und Sehen vergeht!

P.S. Ich danke Martin Egger für die Anregung zu diesem Post

P.P.S. Der Blog macht eine Woche Pause, ich bin in der Ukraine und da gibt es noch keinen elektrischen Strom.

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