Montag, 4. Juni 2012

Zwergen-EM

Völlig unbemerkt und total im Schatten von Polen/Ukraine ging letzten Samstag in Reykjavik die so genannte Zwergen-EM zu Ende. In diesem Wettbewerb messen sich Fussballmannschaften von Ländern, die eine gewisse Grösse nicht überschreiten und niemals eine Chance haben, an einer normalen Meisterschaft teilzunehmen: Island, Luxemburg, Liechtenstein, Andorra, Monaco, San Marino und der Vatikanstaat. Es war insgesamt ein grossartiges Ereignis. Gut, Querelen gibt es überall und gerade bei kleinen, eigenwilligen Nationen fallen diese irgendwie spezieller, aber auch farbiger aus als bei den grossen. So musste zum Beispiel eine Regel der isländischen Stadien von den anderen Mannschaften erst geschluckt werden: Wenn irgendwo auf dem Spielfeld ein Troll auftaucht, darf diese Stelle nicht angespielt werden, tut man es doch, gibt es gelbe oder - bei Verletzung des Trolls -  rote Karte, ein bisschen kompliziert daran ist, dass die nicht-isländischen Mannschaften diese kleinen Zwerge gar nicht sehen.
Die Mannschaft des Vatikan lief - übrigens ganz reizend statt im Fussballdress in Kurzkutte - ohne Ehrenbuben ein, die Jungens hatten sich schlicht und einfach geweigert, mit dem Rücken vor einem Priester zu stehen.
Der Schiedsrichter aus Monaco eckte an, weil er, statt einen Anpfiff zu machen, stets "faites vos jeux" brüllte und bei einem Foul "rien ne va plus" schrie, wo er einfach hätte pfeifen sollen. Aber auch er gewöhnte sich um.
Eine brutale Art von Vandalismus legten die Fans aus Andorra an den Tag. Das Grandiose an der Innenstadt von Reykjavik sind ja die bunten Häuser, aber immer wieder erwischte man Hooligans aus dem Pyrenäenstaat, wie sie in äusserster Brutalität versuchten, die Hauswände weiss anzustreichen.
Die Liechtensteiner und Luxemburger Anhänger gerieten immer wieder in Streitereien, die sich aber weniger um Fussball, als um die Frage, wer am meisten illegales Geld im Land habe, drehten. Wohl gemerkt, jeder wollte das meiste gebunkert haben, aber bei geheimem Geld ist der Nachweis ja schwer.
Der Sieger des Turniers hiess schlussendlich San Marino, was den kleinen Staat zwischen der Emilia Romagna und den Marken in einen Freudentaumel versetzte. Die Mannschaft hatte nämlich erst ein einziges Mal überhaupt ein Spiel gewonnen (29.4.2004 gegen Liechtenstein) und nimmt mit 5 anderen Ländern den letzten Rang der FIFA-Liste ein. (das stimmt echt)
Das zeigt aber nur deutlich, dass es eine solche Zwergen-EM braucht.

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