Donnerstag, 5. Januar 2012

Vorhaben 2012

Gestern traf ich meinen Freund Hans. Er sass im Café und schrieb wie ein Wahnsinniger. Auf meine Frage, was er am fünften Tag des Jahres schon wieder so hektisch arbeiten würde, stöhnte er: „To-do-Listen, To-do-Listen! Für das ganze Jahr, für jeden Monat, jede Woche, jeden Tag! Dieses Jahr muss was passieren, ich bin 2011 überhaupt nicht weitergekommen, nicht beruflich, nicht privat, weder körperlich, noch geistig, ich habe das ganze Jahr irgendwie nichts gemacht.“ Auf meinen Hinweis, er hätte doch sehr viel gemacht, er müsse das halt auch auf seine Listen schreiben, nämlich Schlafen, Essen, Trinken, Klogehen, Atmen, schnaubte er nur: „Du bist ein Arsch!“, nahm seine Zettel und wechselte den Tisch.
Dabei habe ich doch Recht: Alle diese Sachen sind wichtig, und wenn sie auf unseren To-do-Listen stehen würden, hätten wir das gute Gefühl, jeden Tag etwas zu leisten. Meine Katze macht übrigens nicht anderes ausser Schlafen und Fressen und ist richtig zufrieden. Bei Hans wäre es übrigens besonders notwendig, sich diese Sachen zu notieren. Er schläft nämlich zu wenig („Maximum 6 Stunden, sonst bekommst du als Freiberufler nichts gebacken!“) und er isst zu wenig. (Wenn ich an einer Präsentation sitze, dann vergesse ich es einfach!“) Sie ahnen es: Hans ist ein klassischer Burnoutkandidat.
Also: Schreiben Sie auch die Selbstverständlichkeiten in Ihre Pendenzlisten! Einen besonders schönen Vorschlag machen Passig und Lobo in ihrem wundervollen Buch „Dinge geregelt kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin“: Die Einatmen-Ausatmen-Liste.
Sie nehmen einen Collegeblock, schreiben „Einatmen“, tun dies und streichen die Pendenz durch, dann schreiben Sie „Ausatmen“, tun dies, streichen auch diese Pendenz, usw., usw. Nach einer Stunde schon haben Sie viele Seiten mit erledigten Dingen! Herrlich! Nebenbei haben Sie das geübt, was mein Coach als „Achtsamkeit“ bezeichnet.
Aber mal Spass beiseite: Nehmen Sie sich nicht zu viel vor, drei Meetings, 50 Mails, vier PPTs und 8 Briefe sind zuviel für acht Stunden, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut, und verschieben Sie nur das nicht auf morgen, was heute ein anderer für Sie erledigen könnte.
Ich ging nochmals zu Hans, er war gerade mit dem August fertig geworden, vollgestopfte To-do-Listen, natürlich ohne Schlafen und Essen darauf. Ich schnappte mir ein Blatt und schrieb: „September bis Dezember: REHA“. Auf seinen verwunderten Blick hin meinte ich: „Wenn du so lange durchhältst. Aber ich bezweifle das.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen