Donnerstag, 26. Januar 2012

Catch 22

Ich wollte Ihnen doch noch von dem Käse in meinem Laufwerk erzählen. Nein, ich meine nicht die neueste Tanz-DVD oder Justin Bieber, wirklichen Käse, den ich hineingesteckt habe, um zu testen, ob mein Laufwerk mit dem Hotelstandardfrühstückskäse zufrieden ist. Ist es nicht, und es ging kaputt. Jetzt werden Sie sagen, man steckt doch keinen Käse in ein Laufwerk, man nicht, aber ich, ich mache solche Sachen. Jedenfalls brauchte ich ein externes Laufwerk, da ich keinen Fernseher habe, muss ich Filme auf dem Computer schauen können. Ich fand eines, schwarz, quadratisch und relativ günstig. Ich packte es zuhause aus, und weil ich ein gewissenhafter Mensch bin, wollte ich die Gebrauchsanweisung lesen. Sie war auf einer CD-ROM. Wie bescheuert ist denn das! Ich müsste also, um das Laufwerk in Gang zu bekommen, ein Laufwerk haben, das die Anweisung lesen kann. Weil ich keines habe, kann ich auch nicht...
Es gibt einen Namen für diese Sache: Catch 22-Problem. Es heisst so nach Joseph Hellers gleichnamigem Roman, und ist ein Problem, das gelöst sein sollte, um es zu lösen.
Man kann die Störungsstelle nicht anrufen, weil das Telefon kaputt ist. Man bräuchte zum Auspacken der eingeschweissten Schere eine Schere. Es gibt aber auch noch raffiniertere, unsere ganze Gesellschaft ist Catch 22-verseucht. Der Deutschlehrer sagt seinen Kleinen, dass das Kennzeichen der Nomen die Grossschreibung ist, und dann sollen sie Nomen gross schreiben! Sie wissen es erst, wenn es auf dem Papier steht, wo es nicht steht, weil sie nicht wissen, wie man es schreiben soll. Der Arzt schlägt eine Fenchel-Gymnastik-Stein-Therapie vor, einziges Problem: Um diese Therapie zu überstehen, muss man kerngesund sein.
Jeder Dirigent hat einen immer wiederkehrenden Alptraum: Er steht vor dem Orchester, Konzertbeginn, das Publikum gespannt und aufmerksam, er weiss aber nicht, welches Stück auf dem Programm steht. Ein Takt der Musik würde ihn erlösen, aber diesen Takt müsste er dirigieren. Ist es Tschaikowski IV? Dann den Einsatz in die Trompete. Ist es Sacre? Dann das Fagott. Oder ist es Elgar (Bratsche)? Oder Mahler? Schweissgebadet wacht man auf.
Das Laufwerk funktionierte übrigens sofort, als ich die USB-Stecker in die Buchsen steckte. Dann sah ich mir die Gebrauchsanweisung an, und siehe da, da stand: "Stecken Sie die Stecker in die Buchsen." (Wo sie schon waren). Die Welt ist verrückt.

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