Seit einer
Woche kann ich endlich wieder ins Gartenbad St. Jakob. Ich habe mein Abo gelöst
(dieses Jahr nur 65.--) und ich habe meine Kabine gemietet (dieses Jahr nur
70.--) und bin sehr glücklich. Endlich kann man wieder seine Bahnen ziehen.
Aber halt!
Stopp!
Stopp und
Halt!
Eigentlich
kann man schon seit dem 11.5.2020 wieder ins Hallen- oder Freibad. Seit diesem
Datum erlaubt der Bundesrat der Eidgenossenschaft die Öffnung der Bäder. Ich
erinnere mich noch: Am Wochenende vor jenem Montag ging ich auf die Homepage
der Schweizer Badefanatiker, www.badi-info.ch,
(jetzt staunen Sie, die Homepage gibt es wirklich!!!) und machte mich schlau. Ich
versuchte mich schlau zu machen, denn die Info war enttäuschend. Es hiess dort,
man müsse sich noch ein wenig gedulden, viele (eigentlich alle) Bäder blieben
geschlossen, ausser zwei Hallenbäder in Bern. Und da ich in Solothurn arbeite,
wurde das Hallenbad Hirschengraben zu meinem Sportort. Sie hatten das dort
optimal gelöst, Eingang und Ausgang getrennt, zwei Desinfektionsspender
aufgestellt, maximal 20 Leute im Bad – c`est tout. Der Hinweis auf den Abstand
war obsolet, denn normale Menschen halten in einer Garderobe sowieso Abstand,
niemand nimmt einen Schrank direkt neben einem belegten und in der Dusche geht
man auch nicht in den Nachbarstrahl.
Dann: O
Wonne! Oberwil (vor der Toren Basels) öffnete sein Hallenbad. Wobei «öffnen»
hier eine etwas merkwürdige Bedeutung hat. Man nahm sich nicht etwa die
Erfahrungen aus Bern zum Vorbild, man versuchte sich nicht mit ähnlichen
Strategien, nein, man ging hier einen eigenen, strengeren, einen rigideren und
härteren Weg:
* Das Bad wurde je 90 Minuten für 4 Personen
geöffnet, die dann je eine eigene Bahn hatten. Nach 90 Minuten wurde die Anlage
30 Minuten gereinigt und desinfiziert.
** Natürlich
mussten die Personen sich vorher telefonisch anmelden. (Kleines zusätzliches
Bonmot: Jede Person musste eine eigene Telefonnummer angeben, auch wenn zwei
Personen in EINEM Haushalt leben, man wollte ZWEI Nummern.)
*** Ich habe
in meinem ganzen Leben noch nie so viel Absperrband gesehen! Jeder Zentimeter,
jeder Millimeter, jede Ecke und jeder Winkel, alles, wohin man aus Versehen
gehen könnte, war mit Absperrband zugeklebt. Man beachte bitte noch einmal: Es
waren eh nur 6 Personen im Bad, zwei Bademeister und 4 Schwimmer.
Aber
immerhin: Oberwil versuchte es, wenn auch ungeschickt und übertrieben. Anders
das Hallenbad, in dem ich eigentlich ein Abo besitze, das Hallenbad Muttenz.
Hier liest man auf der Homepage:
Coronavirus:
Das Hallenbad steht bis zur ordentlichen Schliessung während den Sommerferien
weiterhin nur für die Schwimmvereine zur Verfügung. Eine öffentliche Nutzung
bedürfte eines komplexen Schutzkonzeptes, welches die Umsetzung für die kurze
Zeit bis zu den Sommerferien nicht rechtfertigt. Während der Sommerferien
finden Unterhaltsarbeiten statt.
Das ist
entzückend!
Erst öffnet man NICHT am 11.5., was man vom Bund her ja gedurft
hätte, man lässt sich Zeit und dann lohnt es eh nicht mehr, und in den
Sommerferien hat man sowieso zu.
Nett.
Gut, werden
Sie sagen, jetzt ist eh Gartenbadzeit, im Juli ist man nicht im Hallenbad, aber
auch hier kann man verblüfft werden:
Nach
Abwägen der verschiedenen Aspekte hat der Gemeinderat entschieden, das Freibad
Büren an der Aare in der Saison 2020 nicht zu eröffnen. (Meldung vom 15. Mai)
Es ist schon
ein wenig merkwürdig, dass man es nicht schafft, ein sinnvolles Schutzkonzept
zu entwickeln. Denn man wusste ja seit Ende April, dass Lockerungen kommen
werden. Die Läden und Restaurants haben es geschafft, merkwürdig, gell? Es
könnte – das ist jetzt nur eine ganz vage Vermutung – damit zusammenhängen,
dass Läden und Restaurants Geld verdienen müssen, und staatliche und städtische
Einrichtungen eben nicht. Oder sogar umgekehrt: Man spart Geld. Es ist zu
hoffen, dass die Bürener auf die Barrikaden gehen, sonst heisst es nämlich:
Geht doch, geht doch auch ohne Badi, auch 2021 und 2022 bleiben wir zu, die
Gemeindekasse freut sich.
Was machen
nun Menschen, deren Badi oder Hallenbad geschlossen ist? Sie gehen in die
Nachbargemeinde oder in den Nachbarkanton, die Schweiz ist ja, sagen wir mal
eher kleingliedrig. So gehen z. B. die Menschen aus – um hier ein rein
zufälliges Exempel zu nennen – Büren an der Aare ein wenig nach Osten und dann über eben diese Aare nach
Grenchen, und die Badi dort darf sich über einen vermehrten Andrang (und
Mehreinnahmen) freuen. Darf sie eben nicht, da auch jenseits des Stromes nur
eine begrenzte Anzahl in die Badi darf. Dass aber der Gemeindepräsident von
Grenchen den Kollegen aus dem Nachbarkanton (Grenchen ist Solothurn und Büren
Bern) als «hirnloose Schoofseggel» beschimpft haben soll, ist ein nicht
bestätigtes Gerücht…
Flickenteppich.
So nennen
das die Deutschen, bei denen ja auch in jedem Bundesland andere Bestimmungen
gelten.
Die
Schweizer haben hier ein wunderbares Wort:
Chrüsimüsi.
Chrüsimüsi
könnte mit Chaos, Durcheinander, Uneinheitlichkeit übersetzt werden. Wenn bei
einer Sitzung herauskommt, dass die Aufgaben nicht klar verteilt sind, dann ist
das Chrüsimüsi. Wenn Akten durcheinandergeraten, dann ist das Chrüsimüsi. Und
wenn jede Badi macht, was sie will, dann ist das eben auch Chrüsimüsi.
Seit einer
Woche kann ich endlich wieder ins Gartenbad St. Jakob. Ich habe mein Abo gelöst
(dieses Jahr nur 65.--) und ich habe meine Kabine gemietet (dieses Jahr nur
70.--) und bin sehr glücklich.
Und das ist
doch die Hauptsache.
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