Die Bücherkistensache hat noch ein kleines
Nachspiel.
Wie ich erzählte, entdeckte ich ja am Ende
des letzten Posts, dass das Buch von Frau Heidenreich, das ich aus der
Mitnehmebücherkiste mitgenommen hatte, bei mir schon im Regal stand. Und beim weiteren
Durchsehen entdeckte ich noch fünf weitere Doubletten – weiss der Himmel, wie
ich zu diesen Werken gekommen war.
Also raus damit auf die Strasse, ich
suchte mir einen geeigneten Karton, schrieb GRATIS drauf, und jetzt hatte
(habe) ich auch eine Mitnehmebücherkiste. Da ich aber nun gerade dabei war,
ging ich nun noch einmal durch meine Bücherwand. Und fand doch eine Reihe von
Romanen, Erzählungen, von Novellen und Gedichtsammlungen, fand Essays und Biografien,
die ich in verschiedene Kategorien einteilte:
die Warum-hast-du-die-denn-Bücher
die
Einmal-gelesen-aber-nun-ist-auch-gut-Bücher
die Zweimal-gelesen-aber-nun-ist-auch-gut-Bücher
Nur zur Erklärung: In Kategorie 1 gehört
z.B. Hera Lind, in die zweite Tommy Jaud, und in die dritte gehört Mankell.
Also raus damit auf die Strasse!
Die Mitnehmebücherkiste war ein voller
Erfolg. Nach 2 Stunden waren die ersten Werke weg, und nach einem Tag war sie
bis auf ein Drittel leer.
Merkwürdigerweise…
Merkwürdigerweise…
Ja, merkwürdigerweise war sie nach einem
weiteren Tag wieder voll. Da hatte doch jemand mir einfach Bücher hineingelegt!
Aus dem Mitnehmebücherkistchen war ein Austauschbücherkistchen geworden. Das
Schreckliche war, dass die Person (die Personen?) Bücher hineingelegt hatten,
keinen schlechten Geschmack hatten, und so musste ich einfach auch wieder
Bücher mit in meine Wohnung nehmen. Und so wuchs der Stapel der noch zu
lesenden Werke auf meinem 50er Jahre-Vintage-Lesetischchen um folgende Romane: Hurrikan
von Dick Francis, Wassermusik von T. C. Boyle, Von dieser Welt
von James Baldwin und Das launische Eiland von Andrea Camilleri. Zum
Glück fand ich noch mehr Bücher in meinem Regal, die auch wieder auf die
Strasse können…
Nun bin ich aber an einem kleinen
Leitfaden für die Benutzer meiner Mitnehmebücherkiste. Einfach, um dem bei solchen
Mitnehmebücherkisten üblichen Missbrauch vorzubeugen.
Liebe Bücherfreunde und Bücherfreundinnen!
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Es gibt wenige grosse Geister der
Weltgeschichte, bei denen der gesamte Nachlass relevant ist, und von denen auch
Einkaufszettel, Rechnungen, Notizzettel und sogar ihre alten Papiernasentücher
archiviert werden. Bei Ihnen ist das nicht so! Bitte werfen sie deshalb Ihre Einkaufszettel,
Rechnungen, Notizzettel und alten Papiernasentücher nicht in diese Kiste! Sie ist kein Mülleimer.
Bedenken Sie, dass Sie das direkt vor meinem Fenster tun, sollte ich Sie also
sehen, sind Sie schnell in der Notaufnahme, und zwar nicht wegen Corona,
sondern mit gebrochenem Nasenbein oder einer reizenden Schulterprellung.
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Reiseführer weiterzugeben ist in Zeiten,
in denen kein Mensch reisen kann, ein wenig zynisch. Schön, dass Sie den Mitmenschen
Fahrten in die Bretagne, in die Abruzzen, Trips zu den Azoren und Flüge in die Karibik
nahelegen möchten. Bitte bedenken Sie aber, dass dies Tantalusqualen sind.
Niemand kann zurzeit Fahrten in die Bretagne, in die Abruzzen, Trips zu den
Azoren und Flüge in die Karibik machen, das ist wie jemand ein Steak vor die Nase
halten und dann dem Hund vorwerfen. Ausserdem: Reiseführer von 1987 sind
veraltet; ich glaube kaum, dass von den 16 Restaurants in Brest noch alle
bestehen, das gleiche gilt wohl für die Hotels in Ponta Delgada (Marco Polo von
2001).
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Das Gleiche
gilt übrigens auch für Technik-Bücher. Die veralten in einem Tempo, das man schon
Auflagen von 2013 einfach wegwerfen kann. Wer kann etwas mit Arbeiten mit
Windows 7 noch etwas anfangen? Wer mit So erstelle ich ein doc.-Dokument?
Wer möchte etwas über die Faxtechnik wissen? Wer weiss überhaupt noch, was ein
Fax ist? Also: Mit alten IT-Bücher zur Deponie und nicht zu meiner Kiste!
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Bitte stellen Sie auch keine baskischen, finnischen, keine katalanischen oder ungarischen Bücher in diese Kiste. Da sind sicher Romane dabei, die man im Original gerne lesen würde, aber man kann eben kein Baskisch, Finnisch, kein Katalanisch oder Ungarisch. Die Zahl der Muttersprachler(innen) in meinem Quartier ist wahrscheinlich gering.
Wenn Sie
diese Punkte beherzigen, liebe Leserin und lieber Leser, dann dürfen Sie gerne
bei mir ein paar Bücher loswerden. Aber bitte:
NEHMEN SIE
AUCH WELCHE MIT!
P.S. Die Geschichte ist 100%ig wahr.
P.S. Die Geschichte ist 100%ig wahr.
In diesem
Sinne: Bleiben Sie gesund.
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