Dienstag, 21. April 2020

Bücherkiste die Zweite...


Die Bücherkistensache hat noch ein kleines Nachspiel.
Wie ich erzählte, entdeckte ich ja am Ende des letzten Posts, dass das Buch von Frau Heidenreich, das ich aus der Mitnehmebücherkiste mitgenommen hatte, bei mir schon im Regal stand. Und beim weiteren Durchsehen entdeckte ich noch fünf weitere Doubletten – weiss der Himmel, wie ich zu diesen Werken gekommen war.
Also raus damit auf die Strasse, ich suchte mir einen geeigneten Karton, schrieb GRATIS drauf, und jetzt hatte (habe) ich auch eine Mitnehmebücherkiste. Da ich aber nun gerade dabei war, ging ich nun noch einmal durch meine Bücherwand. Und fand doch eine Reihe von Romanen, Erzählungen, von Novellen und Gedichtsammlungen, fand Essays und Biografien, die ich in verschiedene Kategorien einteilte:
die Warum-hast-du-die-denn-Bücher
die Einmal-gelesen-aber-nun-ist-auch-gut-Bücher
die Zweimal-gelesen-aber-nun-ist-auch-gut-Bücher  
Nur zur Erklärung: In Kategorie 1 gehört z.B. Hera Lind, in die zweite Tommy Jaud, und in die dritte gehört Mankell.
Also raus damit auf die Strasse!

Die Mitnehmebücherkiste war ein voller Erfolg. Nach 2 Stunden waren die ersten Werke weg, und nach einem Tag war sie bis auf ein Drittel leer.
Merkwürdigerweise…
Merkwürdigerweise…
Ja, merkwürdigerweise war sie nach einem weiteren Tag wieder voll. Da hatte doch jemand mir einfach Bücher hineingelegt! Aus dem Mitnehmebücherkistchen war ein Austauschbücherkistchen geworden. Das Schreckliche war, dass die Person (die Personen?) Bücher hineingelegt hatten, keinen schlechten Geschmack hatten, und so musste ich einfach auch wieder Bücher mit in meine Wohnung nehmen. Und so wuchs der Stapel der noch zu lesenden Werke auf meinem 50er Jahre-Vintage-Lesetischchen um folgende Romane: Hurrikan von Dick Francis, Wassermusik von T. C. Boyle, Von dieser Welt von James Baldwin und Das launische Eiland von Andrea Camilleri. Zum Glück fand ich noch mehr Bücher in meinem Regal, die auch wieder auf die Strasse können…

Nun bin ich aber an einem kleinen Leitfaden für die Benutzer meiner Mitnehmebücherkiste. Einfach, um dem bei solchen Mitnehmebücherkisten üblichen Missbrauch vorzubeugen.

Liebe Bücherfreunde und Bücherfreundinnen!

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Es gibt wenige grosse Geister der Weltgeschichte, bei denen der gesamte Nachlass relevant ist, und von denen auch Einkaufszettel, Rechnungen, Notizzettel und sogar ihre alten Papiernasentücher archiviert werden. Bei Ihnen ist das nicht so! Bitte werfen sie deshalb Ihre Einkaufszettel, Rechnungen, Notizzettel und alten Papiernasentücher nicht in diese Kiste! Sie ist kein Mülleimer. Bedenken Sie, dass Sie das direkt vor meinem Fenster tun, sollte ich Sie also sehen, sind Sie schnell in der Notaufnahme, und zwar nicht wegen Corona, sondern mit gebrochenem Nasenbein oder einer reizenden Schulterprellung.

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Reiseführer weiterzugeben ist in Zeiten, in denen kein Mensch reisen kann, ein wenig zynisch. Schön, dass Sie den Mitmenschen Fahrten in die Bretagne, in die Abruzzen, Trips zu den Azoren und Flüge in die Karibik nahelegen möchten. Bitte bedenken Sie aber, dass dies Tantalusqualen sind. Niemand kann zurzeit Fahrten in die Bretagne, in die Abruzzen, Trips zu den Azoren und Flüge in die Karibik machen, das ist wie jemand ein Steak vor die Nase halten und dann dem Hund vorwerfen. Ausserdem: Reiseführer von 1987 sind veraltet; ich glaube kaum, dass von den 16 Restaurants in Brest noch alle bestehen, das gleiche gilt wohl für die Hotels in Ponta Delgada (Marco Polo von 2001).

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Das Gleiche gilt übrigens auch für Technik-Bücher. Die veralten in einem Tempo, das man schon Auflagen von 2013 einfach wegwerfen kann. Wer kann etwas mit Arbeiten mit Windows 7 noch etwas anfangen? Wer mit So erstelle ich ein doc.-Dokument? Wer möchte etwas über die Faxtechnik wissen? Wer weiss überhaupt noch, was ein Fax ist? Also: Mit alten IT-Bücher zur Deponie und nicht zu meiner Kiste!

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Bitte stellen Sie auch keine baskischen, finnischen, keine katalanischen oder ungarischen Bücher in diese Kiste. Da sind sicher Romane dabei, die man im Original gerne lesen würde, aber man kann eben kein Baskisch, Finnisch, kein Katalanisch oder Ungarisch. Die Zahl der Muttersprachler(innen) in meinem Quartier ist wahrscheinlich gering.


Wenn Sie diese Punkte beherzigen, liebe Leserin und lieber Leser, dann dürfen Sie gerne bei mir ein paar Bücher loswerden. Aber bitte:
NEHMEN SIE AUCH WELCHE MIT!

P.S. Die Geschichte ist 100%ig wahr. 

In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund.  

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