Die Frage „your
place or my place?” war im letzten Post noch ein wenig zu kurz gegriffen. Es
geht nämlich nicht nur darum, welches Meeting benutzt, sondern auch, welche
Meeting-App gebraucht wird.
Meeting-Apps
schiessen ja gerade wie Pilze aus dem Boden. Und in der Diskussion, welches
Tool man installiert und verwendet, spielt die Frage nach der Sicherheit eine
grosse Rolle. Ich benutze zoom, eine App, die in den letzten Wochen stark in
die Schlagzeilen gekommen ist. In grotesker Weise, da verbieten deutsche
Politiker diese App in ihren Amtsstuben und Schulen, in ihren Krankenhäusern
und Verwaltungseinheiten, um dann international mit eben dieser App mit der
WHO, dem WEF, der EZB oder der UNO zu konferieren. Angeblich soll man bei zoom
einfach so in ein Meeting stürmen können, um dann rechtsradikale oder pornografische
Inhalte zu verbreiten.
Ein Albtraum!
Stellen Sie
sich vor, sie halten gerade eine Online-Bibelstunde, und dann erscheint auf
einmal ein junger Mann auf dem Screen, über und über mit satanischen Zeichen
tätowiert, und singt «Highway to Hell». Stellen Sie sich vor, Sie halten eine
Schulstunde und auf einmal sehen alle Ihre Schüler eine Szene aus «Heisse
Schwänze – Coole Mösen» der Produktionsfirma Sexfilmchen GMBH. Stellen Sie sich
vor, Sie halten eine Seminarstunde der juristischen Fakultät und auf einmal
erscheint ein Text auf dem Bildschirm, den man bald als eine Passage aus «Mein
Kampf» realisiert, vor allem, weil man ihn dann auch noch vom Autor vorgelesen
hört…
Ein Albtraum!
Ein schrecklicher
Albtraum!
Es ist spannend,
dass man bei elektronischen Dingen zunächst stets der Elektronik die Schuld gibt
– und nicht sich selbst.
Wie
verhindern Sie, dass bei Ihnen nicht auf einmal eine Sekte im Wohnzimmer steht
und Sie bekehren will oder 15 brasilianische Sambatänzerinnen einen flotten
Samba tanzen? Wie verhindern Sie, dass auf einmal ein Hausierer in ihrer Küche
steht und Ihnen Handtücher anbietet? Wie halten Sie Jack the Ripper aus Ihrem Schlafzimmer
heraus? Ganz richtig, es gibt da einige Massnahmen:
Sie
schliessen Haustüre und Wohnungstüre.
Sie sperren
diese Türen ab.
Sie haben
eine Türglocke, Besucher müssen klingeln.
Sie haben
eine Sprechanlage.
Wenn Sie
ganz sicher sein wollen, schauen Sie auch noch aus dem Fenster, um nachzusehen,
wer dort vor dem Haus steht.
So vermeiden
Sie, dass Sie 60 Minuten mit Carla und Maria über das Himmelreich diskutieren
müssen, vermeiden, dass die Sambaschule mit ihren Hüftschwüngen Ihre Vasen
umschmeissen, vermeiden, dass Sie aus Mitleid 150 Microfaserhandtücher kaufen und
Sie vermeiden, dass Jack the Ripper das tut, was er normalerweise mit Leuten
tut: Sie brutal töten. (Zwei kleine Nebenbemerkungen: Wenn Sie beim Hausierer
Handtücher gekauft haben, kann Jack sich wenigstens nicht wie bei Wedekind
beklagen, dass es nicht einmal ein Handtuch gebe; und der Hausierer wird Ihnen
nichts tun, er hat die Mädchen nicht umgebracht, von Gunten ist – wie Dürrenmatt
klar zeigt – unschuldig.)
Wie sieht es
nun bei zoom aus?
Wie
vermeiden Sie, dass der AC/DC-Sänger, der Satanist nicht in Ihre Gebetsstunde
kommt? Wie verhindern Sie, dass Ihre Schüler Rocco the Machine und Dolly Dolla
in sämtlichen Stellungen beobachten müssen? Wie vermeiden Sie die Passage «derrrrrrrrr
Fuchsssssssss geht zurrrrrrrr Füchssssssssin» in Ihrem Jura-Seminar?
Ganz
einfach: Es gibt genügend Sicherheiten, die Personen, die sich über die Lücken
beschwerten, haben das Tool einfach nicht richtig genutzt.
Angeblich
kann man die Meeting-Nummern einfach durchprobieren, das halte ich aber für
unwahrscheinlich. Eher hat man diese einfach rumliegen lassen – liebe Eltern,
die Nummern gehören nicht an den Kühlschrank!
Man kann ein
Passwort setzen, dass auch wieder nicht an den Eiskasten gehört…
zoom hat
eine «Wartezimmer-Funktion», niemand kommt ins Meeting, den Sie nicht hineinlassen.
Allerdings:
MAN MUSS SIE AKTIVIEREN.
zoom lässt
zu, dass jeder, der im Meeting ist, seinen Bildschirm mit allen teilt.
Allerdings:
MAN KANN DIESE FUNKTION DEAKTIVIEREN, dann können nur Sie das tun.
Es wäre also
hilfreich gewesen, sich vor dem Benutzen mit den Möglichkeiten der App zu
beschäftigen.
Es ist – wie
oben schon erwähnt – witzig, dass man bei Elektronik immer nur über die Technik
schimpft – und häufig offene Ohren findet. Wenn ich zum Beispiel sage: «Es gibt
keinen einzigen funktionierenden Dosenöffner auf der Welt», dann wird sehr
schnell die Antwort kommen, dass wahrscheinlich ich zu blöd bin, einen
Dosenöffner zu benutzen. Wenn ich über den Mixer von MIELE®, den Staubsauger
von AEG®, den Herd von BAUKNECHT® schimpfe – gibt es diese Firmen eigentlich
noch? – dann wird man mir empfehlen, jenes entzückende kleine Heftchen zu
lesen, jenes Büchlein, jene tolle Broschüre, die man eigentlich VOR dem Erstgebrauch
lesen sollte:
Die
Gebrauchsanweisung.
Und die
sollte man bei Internet-Tools halt auch studieren.
BEVOR man
das Tool verwendet.