Dienstag, 6. November 2018

Die Pannen bei Homepage-Namen


Ich stiess neulich auf eine Anzeige, die mich sehr stutzig machte: Da wurde für eine einwöchige Kreuzfahrt geworben, bei der man abends Konzerte mit prominenten Sängern erleben darf, Namen wie Florian Ast und Francine Jordi standen da, also nicht ganz unbekannte Interpreten. So weit, so gut, was mich aufblicken liess, war die Homepage: www.starsaufsee.ch. Lange studierte ich die Phrase, was sollte «Star sauf See» bedeuten? Dass das Luxusboot ein Saufsee für Jordi und Ast sein würde – und das aber hoffentlich nach und nicht vor der Vorstellung? Dass ich selbst Stars, Saufen und die See geniessen soll? Dass die Sängerinnen und Sänger die See austrinken, aussaufen? Oder etwas völlig anderes? Erst nach einer Weile begriff ich meinen Fehler, es hiess nach natürlich «Stars auf See» und nicht «Star sauf See». Das machte Sinn.
Jetzt können Sie mich für völlig dämlich und bescheuert, für total blöd und geistig unterbelichtet halten, aber jetzt mal ganz ehrlich, ist Ihnen das «sauf» nicht auch ins Auge gesprungen?

Es ist etwas Schwieriges mit den Domainnamen. Wir haben oft mehrere Wörter, das Internet verbietet die Lücke und einen Punkt darf man auch nur vorne und hinten setzen. Natürlich wäre eine Homepage mit einem einzigen Wort der Lottogewinn, aber diese Chance bietet sich nur wenigen. Wer eine neue Sache anbietet, hat eventuell noch die Möglichkeit, aber alle anderen nicht. Der oder die erste, die Kurse in Fuudaamalinnaaa, jenem so komplexen finnischen Kartenspiel anbieten, kann mit www.fuudaamalinaaa.ch noch den Jackpot holen, die folgenden müssen mit z.B. www.fuudaamalinnaaa-basel.ch oder www.fuudaamalinnaaa-mueller.ch nachziehen.
Wenn man also mehrere Wörter verbinden muss, wäre doch nun also der Binde-Strich das Logischste. Dass man immer mehr davor zurückschreckt, ist dem Sprachgebrauch geschuldet: Wir sagen «minus», Kammerchor minus Basel, Orchester minus Solothurn, Kunsthalle minus Glarus und Sportclub minus Bern usw. und das hat eben so etwas Negatives.

Also die Zusammenschreibung.
Und hier sind die Fallstricke vorprogrammiert: www.muellerexporte.ch geht, www.schmidexporte.ch geht auch, www.deissexporte.ch geht nicht. Und wenn der Herr Moppen in Guddelstedt (Friesland) Islandponys züchtet, sollte er sich vor einer Website namens www.moppenislandponys.de hüten. Ebenso das Fitnessstudio «Pur in Form», stellen Sie sich die Internetadresse einmal vor.
Jetzt lachen Sie bitte nicht! Wir alle haben solche Domainnamen schon gelesen.

Dass dem so ist, liegt an unserer Lesetechnik, ich müsste Sie nun sehr mit Psycholinguistik langweilen, glauben Sie mir einfach, es ist so. Unser Hirn kombiniert nicht immer so, wie der Erfinder oder die Erfinderin das wollen. So entstehen ja auch die wunderbaren Versprecher, über die wir so herzlich lachen können:
«Sie müssen nur das Formular ausfüllen und schicken.»
Zwei F stand viel zu nah am «schicken», als dass die Radiosprecherin irgendeine Chance gehabt hätte, den Fehler zu vermeiden. Sie lachte übrigens dann selber, laut und kreischend, und prustete in ihr Lachen hinein: «es tut mir leid – es tut mir leid».
«Die Zeiten sind vorüber, als die Kinder noch in der Schule gebimst wurden.»
U zu nah am «bimsen», und dies war peinlicher; der Redenschreiber des Ministers für Bildung und Wissenschaft des Landes Baden-Württemberg hatte hier nicht aufgepasst und jenem Minister passierte genau das vorauszusehende Missgeschick, vor den Augen und den Ohren von 300 Professorinnen und Professoren, sowie deren Gatten und Gattinnen, im Weissen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart.
Und warum sagen alle Wetterfrösche «ein Mix aus Sonne und Wolken»?
Eben.
Weil «Sonne und Wolken-Mix» Buchstaben zusammenbringt, die man nicht zusammenhaben will.

Natürlich kann man das ungewollte Zusammentreffen von Buchstaben auch wollend machen. Wenn Beat Zwerg einen Handel mit Haushaltsutensilien betreibt, dann ist er a lucky one, denn seine Site www.zwergutensilien.ch beinhaltet nun auch ein «gut». Oder wenn Bea Heeb im Internet Küchen- und Gartenmesser anbietet, dann liest man in www.heebmesser.ch leise ein «besser» mit.

Passen Sie also auf mit dem Namen Ihrer Homepage.
Überhaupt sollten Interseiten nicht als Nacht-und-Nebel-Aktion gestaltet werden, obwohl dies immer wieder passiert. Aber man kann Seiten nicht wechseln wie die Slips und eine alte Seite geistert noch ewig im Netzt herum, bis sie endlich abgemurkst ist.
Passen Sie auf!
Und nehmen Sie lieber die Minuszeichen in Kauf, bevor Sie gefragt werden:
«Sind Sie das mit der Sex-Seite?», «Sind Sie das mit der Penis-Seite?» oder «Sind Sie das mit der Urin-Seite?»   

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