Ich stiess
neulich auf eine Anzeige, die mich sehr stutzig machte: Da wurde für eine
einwöchige Kreuzfahrt geworben, bei der man abends Konzerte mit prominenten
Sängern erleben darf, Namen wie Florian Ast und Francine Jordi standen da, also
nicht ganz unbekannte Interpreten. So weit, so gut, was mich aufblicken liess,
war die Homepage: www.starsaufsee.ch.
Lange studierte ich die Phrase, was sollte «Star sauf See» bedeuten? Dass das
Luxusboot ein Saufsee für Jordi und Ast sein würde – und das aber hoffentlich
nach und nicht vor der Vorstellung? Dass ich selbst Stars, Saufen und die See
geniessen soll? Dass die Sängerinnen und Sänger die See austrinken, aussaufen?
Oder etwas völlig anderes? Erst nach einer Weile begriff ich meinen Fehler, es
hiess nach natürlich «Stars auf See» und nicht «Star sauf See». Das machte
Sinn.
Jetzt können
Sie mich für völlig dämlich und bescheuert, für total blöd und geistig
unterbelichtet halten, aber jetzt mal ganz ehrlich, ist Ihnen das «sauf» nicht
auch ins Auge gesprungen?
Es ist etwas
Schwieriges mit den Domainnamen. Wir haben oft mehrere Wörter, das Internet
verbietet die Lücke und einen Punkt darf man auch nur vorne und hinten setzen.
Natürlich wäre eine Homepage mit einem einzigen Wort der Lottogewinn, aber
diese Chance bietet sich nur wenigen. Wer eine neue Sache anbietet, hat
eventuell noch die Möglichkeit, aber alle anderen nicht. Der oder die erste,
die Kurse in Fuudaamalinnaaa, jenem so komplexen finnischen Kartenspiel anbieten,
kann mit www.fuudaamalinaaa.ch
noch den Jackpot holen, die folgenden müssen mit z.B. www.fuudaamalinnaaa-basel.ch
oder www.fuudaamalinnaaa-mueller.ch
nachziehen.
Wenn man
also mehrere Wörter verbinden muss, wäre doch nun also der Binde-Strich das
Logischste. Dass man immer mehr davor zurückschreckt, ist dem Sprachgebrauch
geschuldet: Wir sagen «minus», Kammerchor minus Basel, Orchester minus
Solothurn, Kunsthalle minus Glarus und Sportclub minus Bern usw. und das hat
eben so etwas Negatives.
Also die
Zusammenschreibung.
Und hier
sind die Fallstricke vorprogrammiert: www.muellerexporte.ch geht, www.schmidexporte.ch
geht auch, www.deissexporte.ch
geht nicht. Und wenn der Herr Moppen in Guddelstedt (Friesland) Islandponys züchtet,
sollte er sich vor einer Website namens www.moppenislandponys.de
hüten. Ebenso das Fitnessstudio «Pur in Form», stellen Sie sich die
Internetadresse einmal vor.
Jetzt lachen
Sie bitte nicht! Wir alle haben solche Domainnamen schon gelesen.
Dass dem so
ist, liegt an unserer Lesetechnik, ich müsste Sie nun sehr mit Psycholinguistik
langweilen, glauben Sie mir einfach, es ist so. Unser Hirn kombiniert nicht
immer so, wie der Erfinder oder die Erfinderin das wollen. So entstehen ja auch
die wunderbaren Versprecher, über die wir so herzlich lachen können:
«Sie müssen
nur das Formular ausfüllen und schicken.»
Zwei F stand
viel zu nah am «schicken», als dass die Radiosprecherin irgendeine Chance
gehabt hätte, den Fehler zu vermeiden. Sie lachte übrigens dann selber, laut
und kreischend, und prustete in ihr Lachen hinein: «es tut mir leid – es tut
mir leid».
«Die Zeiten
sind vorüber, als die Kinder noch in der Schule gebimst wurden.»
U zu nah am
«bimsen», und dies war peinlicher; der Redenschreiber des Ministers für Bildung
und Wissenschaft des Landes Baden-Württemberg hatte hier nicht aufgepasst und
jenem Minister passierte genau das vorauszusehende Missgeschick, vor den Augen
und den Ohren von 300 Professorinnen und Professoren, sowie deren Gatten und
Gattinnen, im Weissen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart.
Und warum
sagen alle Wetterfrösche «ein Mix aus Sonne und Wolken»?
Eben.
Weil «Sonne
und Wolken-Mix» Buchstaben zusammenbringt, die man nicht zusammenhaben will.
Natürlich
kann man das ungewollte Zusammentreffen von Buchstaben auch wollend machen.
Wenn Beat Zwerg einen Handel mit Haushaltsutensilien betreibt, dann ist er a
lucky one, denn seine Site www.zwergutensilien.ch
beinhaltet nun auch ein «gut». Oder wenn Bea Heeb im Internet Küchen- und
Gartenmesser anbietet, dann liest man in www.heebmesser.ch leise ein «besser»
mit.
Passen Sie
also auf mit dem Namen Ihrer Homepage.
Überhaupt
sollten Interseiten nicht als Nacht-und-Nebel-Aktion gestaltet werden, obwohl
dies immer wieder passiert. Aber man kann Seiten nicht wechseln wie die Slips
und eine alte Seite geistert noch ewig im Netzt herum, bis sie endlich
abgemurkst ist.
Passen Sie
auf!
Und nehmen
Sie lieber die Minuszeichen in Kauf, bevor Sie gefragt werden:
«Sind Sie
das mit der Sex-Seite?», «Sind Sie das mit der Penis-Seite?» oder «Sind Sie das
mit der Urin-Seite?»
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