Dienstag, 10. April 2018

Der Scheinehe-Test


Aaron Guppiger von der Migrationsbehörde Schwyz hat Sorgen. Vor ihm liegt ein Protokoll einer Verheirateten-Befragung, das nicht günstig ausgefallen ist. Wie immer hatte man die Polizei beauftragt, festzustellen, ob nicht eine Scheinehe vorliegt und wie immer hatte jene das Paar auf Herz und Nieren geprüft. Dabei wird zunächst der eine Teil drei Stunden verhört, dann der andere und die Antworten verglichen, wobei kein Bereich des Zusammenlebens ausgespart wird, auch nicht das Sexleben, ist ja wichtig, um zu zeigen, dass man echt ein Paar ist.
Guppiger sitzt nun vor den Bögen von Sara Nussbaumer und Cem Özcan, die eine (viel zu geringe) Trefferquote von 50% hatten, er starrt auf die Tabelle, auf der die Polizisten die Dissonanzen zusammengestellt haben:

Frage
Sara
Cem
Denken Sie an den Geburtstag der/des Anderen?
JA
JA
Denkt er an Ihren Geburtstag?
NEIN
NEIN
Ihre Makeup-Marke?
Oil de Paris
Ich glaube, Charmier
Ihre Tagescreme?
Shaumea
Ich glaube, Daily Hope
Ihre Nachtcreme
Mousse Elysian
Ich glaube, Nightfall
Die Penisgrösse (schlaff)?
4 cm
8 cm
Die Penisgrösse (erigiert)?
14 cm
22 cm
Wie häufig kommt sie?
Bei jedem vierten Mal Sex
Jedes Mal, manchmal mehrmals
Länge des Vorspiels?
Zwei Minuten
Zwanzig Minuten
Länge des Nachspiels?
Zwei Minuten
Zwanzig Minuten
Sein Lieblingsbuch?
Er liest nicht.
Steppenwolf von Hermann Hesse
Sein Lieblingskomponist?
Er hört keine klassische Musik.
Mozart
Ihr Lieblingssportler?
Federer
Sie interessiert sich nicht für Sport.
Wer braucht morgens länger im Bad?
Er
Sie
Wie werden Sie Ihr Kind nennen, wenn es ein Mädchen wird?
Elif
Noemi
Wie werden Sie Ihr Kind nennen, wenn es ein Junge wird?
Kadir
Tim
usw.
usw,
usw,
usw, 

Guppiger seufzt. Eigentlich mag die zwei ganz gerne, aber diesen Test haben sie voll (sit venia verbo) verkackt. Für die Chance, dass man ihre Ehe nicht als Scheinehe ansieht, bräuchten sie mindestens eine Übereinstimmung von 70%. Schade, denn es ist ein nettes, fröhliches Pärchen, das er fast ein wenig ins Herz geschlossen hatte. Guppiger seufzt und tut dann etwas, was er sonst nicht tut: Er ruft seine Ehefrau an. Als er ihr die Lage geschildert und die Antworten vorgelesen hat, bricht Regula Guppiger in schallendes Gelächter aus:
«Aber die zwei sind doch ein ganz normales Ehepaar! Würden wir zugeben, dass wir regelmässig unsere Geburtstage vergessen? Sicher nicht. Und dass er keinerlei Kosmetika von ihr weiss, zeigt, er ist normaler Ehemann. Oder weisst du meine Tages- und Nachtcremes, Make-ups, Lidschatten und Lippenstifte? Na? Siehst du! Er flunkert bei den Sexfragen. Tun alle Männer, da seid ihr einfach noch nicht über die Pubertät hinaus, nein, Aaron, widerspreche mir jetzt nicht… Und lesen tust du auch nicht, obwohl du sicher ein Lieblingsbuch angeben würdest.»
Hier muss Guppiger nun doch das Wort ergreifen und seiner Frau klarmachen, dass Airport von Arthur Hailey – wie sie wüsste – sein Lieblingsbuch sei. Aber er erntet von Regula nur Lachen: «Natürlich! Airport! Aaron, das ist zehn Jahre her und seitdem hast du keine Lektüre fertiggeschafft. Aber noch zum letzten Punkt: Dass sie türkische Namen will und er eher mitteleuropäische ist doch so was von süss! Ehrlich! Gib den zwei deinen Segen!
Was würdest du übrigens machen, wenn eine Freikirchlerin in ihrer Gemeinde einen Ausländer kennenlernt und die heiraten wollen? Die haben nämlich keinen Sex vor der Ehe und wohnen auch nicht zusammen. Da hättet ihr ein echtes Problem…»

Guppiger beschliesst, auf seine Frau zu hören und Sara und Cem zu einem «echten Ehepaar» zu erklären. Und er beschliesst, Die Unendliche Geschichte, die seit 7 Jahren auf seinem Nachtkästlein liegt, nun endlich zu lesen und sie dann zu seinem neuen Lieblingsbuch zu erklären.
Und sich endlich die Kosmetika von Regula zu merken, das würde die Schenkerei auch sehr erleichtern.
Und bei seinen Längen nicht immer 5 nichtexistente Zentimeter dazuzumogeln.

Wäre doch gelacht.

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