Es gibt
Berufe, die sind quasi autarkistisch, der Fachmann oder die Fachfrau könnte
sich das, für was er oder sie Geld bekommt, auch selber machen: Ein Bäcker
könnte sich ein Brot backen und eine Schreinerin einen Tisch bauen, eine Köchin
könnte sich eine Suppe kochen und ein Installateur sich seine Heizung
reparieren; Blumengestecke oder Parkettböden, Hemden oder Keramik können
autarkistisch entstehen. Aber auch für Dienstleistungen gilt das manchmal, so
kann Reisekaufmann Heinz sich selbst einen Flug nach Unalaska buchen (er will
unbedingt auf die Aleuten) und die Bankangestellte Sophie, seine Verlobte, kann
für beide Dollars wechseln (die Aleuten gehören zu den USA, did you know?).
Es gibt
Berufe, die sind eindeutig nonautarkistisch, das, was man anderen tut, kann man
sich selber auf keinen Fall machen. Hier sind, denke ich die pflegerischen und
medizinischen Berufe als erste zu nennen, wer schon einmal versucht hat, sich
einen Furunkel aufzudrücken, der sich auf dem Rücken befindet, weiss, wovon ich
rede. So kann die Zahnärztin sich eben nicht selber in den Zähnen bohren und
der HNO sich nicht selber in die Nase gucken. Eine Anästhesistin könnte sich
zwar selber ins Nirwana schicken (doch wozu?), aber ein anästhesierter Chirurg
kann sich dann nicht selber den Blinddarm rausnehmen.
Bei
Coiffeuren und Coiffeusen ist es grenzfällig: Man kann sich selber die Haare
schneiden, aber man tut es meistens nicht, in den Coiffuren und Salons richtet
man sich meistens gegenseitig die Frisuren.
Wie aber ist
mit der Branche, die ich unter dem Gesamttitel «Psycho, Marketing und
Psychomarketing» zusammenfassen würde? Was ist mit den Coaches, Promotern, was
ist mit den Therapeutinnen und Motivationstrainerinnen, was mit den
Supervisoren und Animateuren? Ist die Branche autarkistisch oder
nonautarkistisch? Kann sich ein Coach selber coachen? Kann sich ein Promoter selber
promoten? Kann sich eine Motivatorin selber motivieren?
Die Antwort
ist ein klares NEIN.
Warum?
Sie alle
kennen das doch, sie alle haben schon x Tage bei solchen Veranstaltungen
zugebracht: «Guten Morgen, als Einstieg habe ich ein paar Plakate mit
Stichworten aufgehängt, kleben Sie bitte so viele Punkte auf diese Plakate, je
nachdem, wie wichtig Ihnen diese Dinge sind, Sie können bis zu 5 Punkten
vergeben». Und dann tigern Sie vor den Zetteln herum und kleben brav Ihre
Klebepunkte, und dann ergibt die Auswertung:
TOPFPLANZEN 3 P.
ZUNEIGUNG 25 P.
ANERKENNUNG 30 P.
SCHWEINESCHNITZEL 7 P.
JAZZ 4 P.
MONOPOLY 5 P.
Und man
weiss: Zuneigung und Anerkennung sind in dieser Abteilung die zentralen Bedürfnisse.
Kann man so
einen Unsinn auf sich selber anwenden? Sicher nicht.
Genauso
wenig kann ein Motivationstrainer, der unmotiviert, sich vor den Spiegel stellen
und sich selber zurufen: «Du bist kein Huhn! Du bist ein Adler! Adler, fliege!
Adler, fliege!» oder «Du bist gut! Du bist schön! Du bist stark!»
Also
bräuchte ein Coach einen Coach-Coach, bräuchte eine Motivationstrainerin eine
Motivationstrainerinnen-Motivatorin, ein Therapeut benötigte einen
Therapeuten-Therapeut und eine Promoterin eine Promoterinnen-Promoterin.
Aber hier
kommt einem die Metaebene in die Quere.
(Als Kind
dachte ich übrigens immer, das sei wirklich eine Landschaft, ein ganz schöne,
mit üppigen Blumen und sprudelnden Quellen, so eine Art Arkadien, und wenn
Erwachsene sagten, sie seien kurz auf die Metaebene gegangen, und dann sei
alles klar gewesen, stellte ich mir immer vor, wie sie auf elysischen Gefilden
einen Sonnenuntergang betrachten…)
Die
Metaebene verhindert jedenfalls, dass ein anderer ein Verfahren anwenden kann,
das man selber gut kennt.
Wenn
LLoxxull, mein Baskisch-Lehrer zu mir sagt: «Heute schreibst du als erstes alle
Tiere auf, die du schon auf Baskisch kennst», dann rattert es in meinem Hirn
sofort los: Warum macht der das? Reine Repetition? Kontrolle, ob ich die Vokabeln
auch richtig schreibe? Oder was ganz anderes? Nach welchem pädagogischen
Verfahren arbeitet er heute? Was kommt als nächstes? Was ist sein Ziel, seine
Absicht? Wie würde ich selber mit der Tiersammlung weitermachen?»
Die
Metaebene eben.
Wenn ein
Therapeut in Therapie geht, dann ist es fast unmöglich, wirklich zu einem
Durchbruch zu kommen, weil der zu Behandelnde stets auf der strategischen Ebene
mitdenkt. Er weiss so genau, wie er SELBER vorgehen würde, dass der Kollege ihn
nie wirklich überraschen, überrumpeln, etwas aus ihm herauskitzeln, etwas aus
ihm hervorlocken kann.
Was ist nun
die Lösung aus diesem Dilemma?
Es gibt
keine.
Und so wird
es weiterhin von therapiebedürftigen Therapeuten, ungecoachten Coaches, es wird
weiterhin von promotionlosen Promotern und unmotivierten
Motivationstrainerinnen wimmeln, und man kann nur hoffen, dass alle diese
irgendwann ins Handwerk wechseln.
Denn da –
siehe oben – können sie sich selber etwas Gutes tun.
Denn der
Bäcker backt sich immer noch selber auch einen Kuchen.
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