Die Freie
Bibeltreue Gemeinde Schöggingen (FBGS) plante letztes Jahr eine Zeltmission,
drei Wochen davor lud sie die örtlichen, regionalen und überregionalen
Zeitungen zu einer Pressekonferenz. Man hatte sich gut vorbereitet, man hatte
die möglichen Fragen der Journalisten aufgelistet und sich ordentliche
Antworten überlegt: Was würden sie wissen wollen? Wo würden sie bohren? Wo
würden sie nachhaken? Sicher bei der Frage nach der wörtlichen oder
historisch-kritischen Sicht der Bibel, in Kombination mit der
Kreationismusfrage, sicher bei der Einstellung der FBGS zu Familie und
Sexualität, und sicher würde man auch das gute alte liebe Theodizee (Wie kann
Gott das Böse zulassen?) in den Raum werfen.
Eine spannende
Stunde also, voll von interessanten theologischen und philosophischen Fragen,
eine Stunde der sachlichen Diskussion und Fairness in der Rede, denn die FBGS
war sich voll bewusst, dass sie nicht mit dem Zeitgeist geht und ziemlich viel
Gegenwind mit ihrer Sache hervorruft
So sollten
Pressekonferenzen (wir kürzen das jetzt mal mit PK ab) nämlich ablaufen. Der
oder die vorne überlegt sich, was gefragt werden könnte und bereitet sich darauf
vor. Leider ist das in vielen Fällen auf der Welt nicht so.
Ein echter
Diktator macht gar keine PKs. Wozu auch? Die gleichgeschaltete Presse druckt
sowieso, was man ihr sagt, also kommt von der Propaganda-Abteilung gleich der
Text, und der Redakteur muss nur noch die Fehler ausmerzen. Die allerdings sehr,
sehr, sehr, sehr gründlich; man will ja nicht den Kopf riskieren, weil da ein
Orthographiefehler schwarz auf weiss steht oder ein falscher Kasus. Da wird
schnell mal ein Journalist an die Wand gestellt, weil die Satzstellung nicht
stimmt und kein Mitarbeiter aus dem Propaganda-Ministerium würde zugeben, dass ER
die Landessprache nicht fehlerfrei beherrscht…
In
Schein-Demokratien wird es mit der Presse, dem Rundfunk, dem Fernsehen schon
schwieriger. Aber auch hier findet man einen guten Weg: Die Fragen werden
einfach vorher eingereicht. So kann sich der Staatschef, der Minister, kann
sich die Staatschefin oder Ministerin auf die Antwort gründlich vorbereiten. So
wurde das z.B. in der DDR gehandhabt. «Wird das Plansoll dieses Jahr erreicht?»
Leichte Frage, wenn man sich für eine Replik eine Woche Zeit lassen kann und
vor allem noch bei Lenin nachgucken, was der so sagte, als 1920 und 1921 und
1922 die Pläne schiefgingen.
Einmal dann
allerdings traf dann eine vorher nicht eingereichte Frage den armen Mann da
vorne wie ein Tennisball. Wir alle kennen sie, es war die Frage, ob die
Reisefreiheit ab sofort gelte. Die gestammelte, gestotterte, die
hervorgepresste und genuschelte Antwort löste einen Run auf die Mauer aus – mit
bis heute schrecklichen Folgen, die Wiedervereinigung und Angela Merkel.
Leider
häufen sich in der letzten Zeit die Anzeichen, dass wir wieder in eine Phase
rutschen, in der Journalismus als ekliges Übel und als schlimme Krankheit
gesehen wird.
Trumpie zum
Beispiel hat einen ganz eigenen Weg im Umgang mit Presse, Funk und Fernsehen
entwickelt. Grundsätzlich sind erst alle einmal eingeladen, gut so. Aber dann
wird vor versammelter Mannschaft selektiert.
«Mr.
President…»
«You are
from the CENTRAL MAGAZINE?»
«Yes. Mr.
President…»
«I don’t
answer your question. I don’t like your paper. You are fucking socialists.»
«MR
PRESIDENT…»
«Shut
up!!!!!!!»
Wäre es hier
nicht besser, die Pressetext-liefern-wir-selber-Methode oder
Fragen-vorher-einreichen-Strategie anzuwenden? Oder wenigstens ehrlicher?
Die
versammelten europäischen Rechten hatten am Samstag in Konstanz auch eine nette
Konzeption. Es gab zwar eine PK, auf der man allerlei behaupten konnte,
überprüfbar war das aber nicht, weil die unabhängigen und kritischen Medien
nicht in den Saal durften. Immerhin, so hiess es, gebe es einen Livestream…
Auch hier
wäre eine radikale Methode geschickter; keine PK, kein Livestream, man schickt
der Presse einfach die zentralen Botschaften von Petri, Wilders und Le Pen, dem
Funk gesprochene Fassungen
und dem
Fernsehen Videos, dann muss sich niemand ärgern, und die Botschaften kommen
voll an.
Wir rennen
düsteren Zeiten entgegen. Zeiten, in denen Staatsoberhäupter den Medien das
Maul verbieten und Parteien dem Journalismus die Türe weisen.
Wie lief nun
die PK der FBGS ab?
So fair und
diskutierend wie geplant?
Ja, sie wäre
so gewesen, wenn jemand gekommen wäre. Die
örtlichen, regionalen und überregionalen Zeitungen hielten faktisch die Mission
der FBGS nicht für wichtig genug.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen