Freitag, 27. Januar 2017

Trump und die Geographie: Ein wenig Mitleid



«The capital of France, Mr. President?»
«That’s easy, Paris.»
«The capital of the Nederland’s, Mr. President?»
«Also easy, Amsterdam.»
«The capital of Switzerland, Mr. President?»
«You’re asking nothing difficult, Zürich.»
«No, Mr. President, it’s Bern.»
«The capital is not always the biggest town?»
«No, Mr. President. Like in the US. Capital of Belgium?»
«Don’t try to trick me, Belgium is the Capital of Brussels.”
“No, Mr. President, it’s vice versa. Capital of San Marino?”
“There’s no country with that name.”
“Sure, it is. It’s an enclave in Italy.”
“????????????????????”

Ein wenig bedauern wir ihn schon, den armen Donny, er hat viel zu lernen und viel nachzuholen. Aber vielleicht sollten wir mal allen Zynismus fahren lassen und unseren Blick umdrehen. Es ist ja so simpel, uns über die Unkenntnis gewisser Amis lustig zu machen, wir nennen sie borniert, dumm, wir nennen sie egozentrisch und schmalhorizontig, und das mag aus unserer Sicht ja auch stimmen, aber eben nur aus unserer Sicht.

Machen wir ein Gedankenexperiment: Es gäbe seit 2005 die VSE, die Vereinigten Staaten von Europa, ja, und die Schweiz wäre auch mit dabei. (SVPler müssen nicht weiterlesen.) Nun wären wir in einem riesengrossen, weitumfassenden, einem breitgespannten und aufgefächerten Land, und unsere Sicht wäre eine andere. Alles Wissen über das Ausland wäre von heute auf morgen Wissen über das Inland geworden. Was wüssten wir nun über das «Ausland»? Natürlich wüssten wir den Namen des höchsten Berges Deutschlands, das wäre aber ein Berg innert der Grenzen, wüssten wir auch den des höchsten Berges des Atlas? Natürlich würden wir die Regionen Frankreichs kennen, aber auch die Weissrusslands? Alle Länder, die bisher so weit und weggelegen waren, wären jetzt Nachbarstaaten. Und als solche nicht mehr so interessant. Warum in die Türkei fahren? Man kennt ja nicht einmal Skandinavien, und das ist immerhin das eigene Staatsgebiet. Warum nach Moskau reisen? Man war ja noch nicht einmal in Lissabon, also im eigenen Land.
Für mich selber müsste ich sagen, dass die Anzahl meiner Auslandsreisen auf 4 (in Worten: vier!!) zusammenschrumpeln würde.

De Facto muss man also sagen: Je kleiner das Land, umso grösser ist das Interesse am Ausland, das sehen wir schon am Verhältnis Deutschland-Schweiz, fragen Sie mal in München oder Berlin nach dem Namen einer eidgenössischen Politikerin oder eines eidgenössischen Politikers. Insofern hat – ganz böse gesagt – die Haltung «Man muss sich doch für die Aussenpolitik interessieren» auch etwas Egozentrisches, wenn ein kleines Land, und weltkartenmässig rechne ich auch die Teutonen da dazu, diese Meinung äussert.

Machen wir uns noch einmal die Grössenverhältnisse klar: Das Fürstentum Liechtenstein ist so gross wie irgendeine US-Grossstadt, die Schweiz ist so gross wie z.B. Cochise County, das südlichste Distrikt Arizona, die BRD ist so gross wie Arizona itself.
Ich nehme an, dass Donny alle Staaten der USA auf einer Karte einzeichnen kann und ihre Hauptstädte benennen. Das ist doch auch schon ganz viel, ich könnte es nicht (mehr!). Genau das gleiche Wissen hätten wir, wenn es die VSE gäbe.

Über den Tellerrand zu blicken, ist gar nicht so einfach, wenn der Teller so riesengross ist.    

Das Problem bei Trumpie ist doch nicht, dass er gewisse Dinge über die Welt nicht weiss. Das wussten viele US-Präsidenten bei ihrem Amtsantritt nicht. Das Problem ist, dass er auf eine geradezu aufreizende Weise mit seinem Nichtwissen und seiner Dummheit kokettiert. Und das Schreckliche ist, dass er bei so vielen Amis damit ankommt. Es wäre richtig zu sagen: «Die meisten Bürger der USA kennen sich wenig in Europa aus, aber ich schon, denn als Präsident muss ich das alles wissen.» Es ist blöd zu sagen «Ihr wisst nicht, wo Dänemark liegt? Ich weiss es auch nicht. I am one of you!» Es wäre richtig zu sagen: «Es ist toll, wenn ihr Country&Western hört, aber als Präsident gehe ich halt auch mal gerne in die Met.» Es ist blöde zu sagen: «Fuck Opera! All gay! I love Country Music! I am one of you!» Es wäre richtig zu sagen: «Als Staatsoberhaupt bin 

Und so wird sein Geographielehrer sich weiter abmühen, ihm die Grundzüge der Weltkarte nahezubringen:
«An enclave is a country or a part of a country IN another one, like Guantanamo.”
“No! That’s an exclave!”
“For us, yes, for Cuba it’s an enclave.”
“????????????????”

     
    





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