Viele meiner
Leserinnen und Leser fanden das am Dienstag nicht OK. Man formuliert nicht
Vorsätze für andere, man schreibt niemand vor, was er sich für 2017 vornehmen
soll, so der Tenor. Vorsätze seien für einen selber und nicht für den Nächsten.
Aber warum
eigentlich?
Wäre es
nicht viel geschickter, wenn andere Menschen Ihr Leben 2017 planen würden? Wenn
Ihre Bekannten, Kollegen und Freunde Ihnen Ihre Vorsätze formulieren würden?
Also mir
fielen da eine Menge Sachen und Leute ein. Mein Kumpel Georg könnte zum
Beispiel sich vornehmen, endlich sein Gewicht wieder auf einen zweistelligen
Betrag zu bringen. Bei einer Körpergrösse von 1,65 kein so absurdes Vorhaben.
Elke und Hans sollten sich weniger streiten. Würde Ihnen guttun. Und dem ganzen
Bekanntenkreis, der ihre legendären Auftritte bei Partys, Kinobesuchen, bei
Essen und Wanderungen einfach satt hat. Monika könnte sich vornehmen, mal
Uhrzeiten wie 8.00 auch als Uhrzeit 8.00 aufzufassen, sprich pünktlich zu sein.
Ich weiss nicht, wie viele SMS à la Wird
ein wenig später LGM ich schon erhalten habe, wobei ein wenig später bei 15 Minuten anfängt und bei der Zeitspanne, in
der man geschwind noch den Zauberberg fertig
liest, die Steuererklärung macht oder das Perpetuum mobile erfindet, aufhört.
Max sollte sich
vornehmen, seine Wohnung mehr zu putzen.
Rita müsste
mehr aufräumen.
Ralf könnte
«Mehr arbeiten» auf seine To-do-Liste schreiben.
Sie sehen
also, dass das System Ich-formuliere-dir-deinen-guten-Vorsatz wunderbar
funktioniert. Von aussen sieht man die zu ändernden Dinge ja auch viel
leichter. Und wie schön wäre mein Leben, wenn sich alle an die Vorsätze halten
würden, die ich Ihnen vorgebe.
Ob das auch
umgekehrt gilt?
Was meinen
Sie mit umgekehrt?
Sie meinen,
ob ich mich an Vorsätze halten würde, die meine Kollegen und Freunde, meine
Kumpelinnen und Kumpels mir präsentieren?
Ja, wenn sie
sinnvoll wären.
Sind sie
natürlich nicht.
Ich kann mir
nämlich schon denken, was die mir dann sagten, sprächen oder redeten.
Georg würde behaupten,
ich müsse zunehmen, man sehe schon meine Rippen. Elke und Hans, diese
Streithähne, würden auch mich zum Streithahn machen wollen. Nach dem Motto «Sag
doch mal, was du denkst» und «Lass deine Gefühle mal raus» und «Sei nicht immer
so leidend-passiv». Monika, Max und Rita hätten als Vorsatz für mich garantiert
den Abbau meiner Pedanterie parat und Ralf schlüge mir sicher vor, mehr zu
relaxen und auszuspannen.
Das ist doch
absurd.
Es gibt ja
objektive Fakten.
Georg ist
mit einem BMI von 37 effektiv zu fett, mein BMI von 21 ist in Ordnung. Elke und
Hans nerven mit ihrem Gebrüll mehr als ich, wenn ich mich ein paar Stunden in
mein Schneckenhaus verziehe. 15 Minuten Verspätung sind schlimmer als 2 Stunden
zu früh. Und Max’ Wohnung IST dreckig. Machen Sie doch mal den Test mit den
weissen Handschuhen. Na, sehen Sie.
Was soll
dann all das Vorgesetze mit «Locker sein»?
Nein.
Wenn jemand
mir einen guten, faktisch sinnvollen Vorsatz formulierte…
Das Blöde
ist jetzt, dass meine Kolleginnen und Kollegen, Kumpelinnnen und Kumpels, meine
Bekannten, dass meine Freundinnen und Freunde genauso denken wie ich.
Fälschlicherweise natürlich, denn die Faktenlage ist ja eindeutig, aber dennoch
wollen sie sich nichts sagen lassen, erst recht keine guten Vorsätze
vorschreiben.
Und so
klappt das alles nicht.
Und wir
müssen uns unsere guten Vorsätze doch wieder selber machen.
Dabei hätte ich
so viele exzellente, wunderbare, so viele gute und schöne, so viele notwendigen
Vorsätze für 2017.
Für die
anderen.
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