Doch, doch, das durfte ich, das war ein reines Meinungsbild,
da genügte eine Schweizer Handynummer. Ich habe mich nach halbstündigem
Anhören, Mitlesen, Begutachten, Mitsingen, Nachdenken für den einigermassen
flotten Vorschlag D entschieden, aber so ganz hat mich nix vom Hocker gerissen:
Von den sechs Liedern benutzen schon mal drei die alte Melodie, die, wenn man
sie langsam spielt, sämig und zäh klingt, aber wenn man sie lüpfig spielt, eine
Mazurka (polnischer Nationaltanz) wird. Drei haben neue Melodien, die aber auch
seltsam am Ohr vorbeigehen.
Und die Texte?
Ach, du liebe Zeit. Da will man es allen
recht machen und macht es niemand recht, dass – ich formuliere frei nach – GOTT
unsern BUND schützen soll, der auch den FREMDEN miteinschliesst, sowas
verärgert sowohl die Linken (zu viel Christentum!) als auch die Rechten (zu
viel Multikulti!). Ausserdem sind die Worte, abgesehen von den
Max-macht-ein-Gedichtlein-Reimen (Hand
auf Land, wie superoriginell) alle
seltsam altmodisch, antiquiert, sie riechen nach Keller und Meyer und klingen
nach 19.Jahrhundert. Ich meine, wenn man einen verstaubten Text auf die alte
Melodie macht, warum nicht gleich den Schweizerpsalm behalten?
Der ja gar nicht so schlecht ist...
Die Schweiz hat es ja schwer mit der Hymne, denn ihrer
Geschichte fehlt es an den Zutaten, die eine gute Hymne hervorbringen: Blutiger
Kampf und Monarchie. Ich bitte Sie, so ist es doch, die schönsten Hymnen sind
die Kriegslieder, die zweitschönsten die Königsgesänge. Nach wie vor ist die
Marseillaise eine der schönsten Hymnen der Welt. Und von was handelt sie? Vom
Blut der Feinde, das den Acker tränken soll; aber die Vorstellung vom
Bajonettstechen gibt ihr auch den melodiösen Schwung. Das Gleiche gilt für die
italienische und für die polnische. Auch eine oberschöne ist die englische
Hymne, God save the Queen, eine
prunkvolle Tonfolge, die ja früher auch von der Schweiz und Deutschland benutzt wurde, und
heute noch von Liechtenstein verwendet wird.
Die Eidgenossen müssten also, um eine richtig fetzige
Nationalhymne zu bekommen entweder in ein Nachbarland einfallen oder die
Monarchie einführen, beides steht, glaube ich, gerade ausser jeder Diskussion.
Jetzt aber halt mal:
Habe ich nicht oben geschrieben, dass die englische Hymne
früher auch die Deutsche war?Heil Dir im Siegerkranz
Herrscher des Vaterlands
Heil, Kaiser, Dir.
Und dann hat man sich eine neue Hymne gemacht, deren Töne
man sich nun von den Österreichern holte. Aus Gott erhalte Franz, den Kaiser wurde Deutschland, Deutschland über alles.
Und die Bewohner von Tirol, Steiermark und Salzkammergut
kriegten eine neue:
Land der Berge, Land
am Strome
Land der Äcker, Land
der Dome.
Was das nun heisst?
Die Zukunft liegt im
Hymnentausch.
Wir könnten z.B. den Ostnachbarn die Hymne abschwatzen, so
idyllisch, wie sie tun, sind die nämlich gar nicht. Und passen würde es eh:
Berge haben wir höhere, Äcker reichere, wir haben Rhein und Aare und zur Not
geht das Grossmünster als Dom durch.
Oder wir texten um:
Land der Schoggi, Land
der Uhren
Land der geraden und
krummen Touren…
Damit meine ich natürlich Bergtouren, im Steilaufstieg oder
Serpentinen, was dachten Sie denn?
Besser aber als das Abschwatzen ist das Übernehmen von
abgelegten, überholten und überflüssigen Liedern. Da wäre zum Exempel die alte
DDR-Hymne zu haben.
Auferstanden aus
Ruinen könnte da zu Eidgeschworen auf
dem Rütli werden.Auch die Annexion von Gebieten setzt ja ständig Hymnen frei. Wenn Land B seine Grenzen ein wenig verschiebt, schlimmstenfalls so, dass von Land C nichts mehr übrig ist, dann braucht C ja auch kein Lied mehr.
Die Schweiz meldet sich hiermit schon für folgende Hymnen
an:
UkraineGriechenland
Jemen
...
Keinen.
Wäre auch leichter für die Fussballspieler.
Und die Bundesräte, die ja auch nicht sattelfest im Schweizerpsalm sind.
Und die Bundesräte, die ja auch nicht sattelfest im Schweizerpsalm sind.
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