Freitag, 30. Dezember 2011

Holland 2

So, zum zweiten Mal aus Scheveningen, auch heute wieder ohne Punkte und zu den Themen
3.) warum ich in Holland nicht kiffe
und 4.) warum ich Niederlaendisch gelernt habe,
also um die Themen Sprache und Kiffen, wobei hier kein Zusammenhang vorliegt, auch wenn mein Studienkollege F. (Name der Redaktion bekannt - es gibt ihn wirklich) neulich in der Raucherpause der Psycholinguistikvorlesung einen herrlichen spontanen Kurzessay zu diesem Thema vortrug; es war davor um "language as joined activity" gegangen, beim Hoeren kann man das ja missverstehen...
also zu 3.) Das geht gar nicht mehr wirklich, die Niederlaender haben den Kiffertourismus eingeschraenkt. Ich habe aber nie in Holland gekifft, weil ich das bloed fand. Warum soll man im Urlaub etwas machen, das man zuhause nicht macht? Zudem war es ja gemeinerweise so, dass man ein wenig pikiert auf die "Drogennation" Holland herabblickte, wo angeblich auch die Beatrix morgens um 10.00 mit einer fetten Tuete im Mund am Schreibttisch Platz nahm und schnell den Ministerpraesidenten anrief, bevor der so high wurde, dass er nichts mehr verstanden haette. Dabei waren die meisten Coffeshops in Amsterdam, Arnhem und Groningen, also grenznah, in Den Haag gab es ganz wenige, die in den genannten Staedten waren voll mit Touristen. Man schickte seine Kiffer nach Holland, und sah dann milde auf das ach so tolerante Nachbarland. Die gleiche Mentalitaet haben Leute, die keinen Fernseher haben, weil sie ja so geistig sind und ihre Kinder dann zum Nachbarn schicken, der, schlichter im Gemuet, einen Fernsher hat. Oder jemand, der aus oekologischen Gruenden kein Auto besitzt und sich von seinen Kumpels (Umweltschweine mit PKW) kutschieren laesst. Es ist schlicht und einfach Heuchelei, fies und scheinheilig.
zu 4.) Ich habe Niederlaendisch gelernt, weil ich der Meinung bin, wenn man so oft in einem Land ist, sollte man auch die Sprache koennen. Ich halte das schlicht und einfach fuer normal und kann Leute nicht verstehen, die auch nach acht Reisen nach Mallorca immer noch gracias und  por favor nicht unterscheiden koennen, weil "man spricht Deutsch". Hier uebrigens auch, alle Hollaender sprechen ein gutes Deutsch und ein hervorragendes Englisch und freuen sich tierisch, wenn jemand ihre Sprache lernt.
Ich glaube, das Erlernen fremder Sprachen wuerde die Integration vor allem in Deutschland foerdern, denn wer sich gerade mit den Vergangenheitsformen im Portugiesischen abmueht, versteht vielleicht ein kleines bisschen, warum Mehmet schon wieder den Artikel weggelassen hat. Wer sich mit den Stammformen im Daenischen plagt, ist eventuell ein wenig milder zu ShinLu, die schon wieder ein starkes Verb falsch konjugiert hat. Man kann nur begreifen, wie schwer es Menschen mit dem Deutschen haben, wenn man selber wieder auf die Stufe "Ik ben Rolf - wie bent je?" heruntersteigt.
Es wuerde aber auch umgekehrt das Erstaunen mildern, dass jemand sehr gut Deutsch kann, obwohl er Ali oder sie Fatma heisst. Letzte Woche wurde eine Publizistin, die zwar tuerkische Eltern hat, aber in Berlin aufwuchs, in einer Podiumsrunde in SWR2 vom Moderator auf ihre Deutschkenntnisse angesprochen. Sie konterte wunderbar: "Sie sprechen aber auch gut Deutsch!" Tosender Applaus, viel Gelaechter im Publikum und die Zusage des Moderators, sich seine Fragen besser zu ueberlegen.

In diesem Sinne: Fijne Jaarwisseling! En gelukkige 2012!

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