Dienstag, 8. November 2011

Lisztkekse

2006 schrieb ein Musikjournalist in der FAZ über die übertriebenen Feierlichkeiten zum Mozartjahr: „Man ist so genervt, man möchte mit Mozartkugeln werfen!“. Mit was wirft man im Lisztjahr? Ich habe mir dafür Lisztkekse gebacken, nach eigenem Rezept, mit viel Cognac (dem Lieblingsgetränk des Alkoholikers Liszt) und so wie seine Musik: trocken, zuckersüss und absolut ungeniessbar. Und ich werfe. Mein Radio hat schon einige Dellen, mein Parkett ist kaputt und neulich ging eine Fensterscheibe zu Bruch. Aber ich höre nicht auf.
Damit wir uns richtig verstehen: Ich habe nichts gegen Jubiläen, aber muss denn das ganze Radioprogramm, die ganze Presse darauf abgestimmt sein? Muss man einen Politiker auch fragen, wie zu Liszt steht und muss man sich überlegen, was Liszt zu Atomkraft, Nahostkonflikt oder Finanzkrise gesagt hätte? Geht nicht mal wieder ein Mittagskonzert ohne die Pilgerjahre oder eine der schrecklichen Sinfonischen Dichtungen?
Mir graut vor dem nächsten Goethejahr. Ich hatte eigentlich vor, bis dahin auf die Aleuten auszuwandern, habe aber jetzt erfahren, dass dort eine Steinerschule gegründet wird, und die bringen dann Faust I und II in Deutsch, Englisch und allen Inuitsprachen – mit Eurythmie. Das ganze wird zudem live auf Radio Aleuta übertragen. (Ohne Eurythmie natürlich, Sie Witzbold) Zum Glück ist das erst 2032, ich habe also noch etwas Zeit für die Suche.
So, nun muss ich meine Kekse holen, im Radio kommt „Forum Buch“, mit 12 Neuerscheinungen zum Thema Liszt. Und wenn Sie in den nächsten Tagen von hinten Gebäck an den Kopf bekommen, haben Sie vielleicht ein Wort wie „Hinterlist“ oder „To-do-Liste“ gesagt, ich reagiere inzwischen auf jede Art von L-I-S-T-Verbindung, nichts für ungut.

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