Ich bin kein exzessiver Fernsehgucker. Ich bin weder ein Lang-Schauer noch ein Zapper, was ich allerdings früher war, ich konnte bis zu 30x pro Minute umschalten und mich so durch alle Programme hin- und zurückschalten, nein, inzwischen beschränkt sich mein täglicher Konsum auf wenige Sendungen:
18.15 – 18.30 «Mini Chuchi – Dini Chuchi» in SRF 1 (hätten Sie nicht gedacht, gell? Ist aber ein herrlicher Klamauk…)
19.00 «heute»
19.20 «Kulturzeit» in 3sat
Dann nochmals später Nachrichten, «10 vor 10», «heute Journal» oder die «Tagesthemen».
Am Samstag gibt es dann – wenn wir nicht live in einem Konzert oder in der Oper sind oder Gäste haben oder Gäste sind, all das kommt vor – Kultur auf 3sat, eine Sinfonie oder ein Singspiel, aber das Highlight der Woche, das ultimative Highlight, das absolute Highlight der Woche kommt am Sonntag um 20.15 in der ARD:
der TATORT.
Ich liebe das Konzept, alle Sendeanstalten einmal dran zu bringen und mit verschiedenen Lokalitäten und Lokalkoloriten (und verschiedenen Kommissaren!) zu arbeiten, und hier ist natürlich Stuttgart die Nummer Eins, nicht nur wegen des ständigen Ratens (War das nicht die Sängerstaffel? Der Eugensplatz? Nein, das war im Westen! Die Herderstrasse? Bismarckturm? usw.), sondern auch wegen Herrn Müller, den ich seit meiner Jugend schätze, er war ja damals schon Teenie-Star.
Ganz besonders ist natürlich auch der Vorspann; der TATORT ist die einzige Fernsehsendung, die einen seit über 60 Jahren unveränderten Anfang hat, wir alle kennen das:
Da – daaaaaaaaaaaa
Da – daaaaaaaaaaaa
Daa – daa – daa – daa – daaaaaaa
Damdam – didi – damdamdadamdam
Damdam – didi – damdamdadamdam…
Der Schauspieler, dessen weit aufgerissene Augen die ganze Welt kennt und auch dessen Füsse, er hat ein paar Hundert D-Mark für den Auftritt bekommen, und dann nie mehr was. Sämtliche Versuche, die ARD zur Zahlung von weiteren Summen zu verpflichten (auch gerichtlich) scheiterten.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich bin kein exzessiver Fernsehgucker. Ich bin weder ein Lang-Schauer noch ein Zapper, nein, mein täglicher Konsum beschränkt sich auf wenige Sendungen:
«Mini Chuchi – Dini Chuchi», «heute», «Kulturzeit», dann nochmals später Nachrichten.
Am Samstag gibt es dann Kultur, das absolute Highlight der Woche kommt aber am Sonntag: der TATORT.
Nach diesem sonntäglichen Ausflug nach München oder Kiel, nach Berlin oder Köln, oder zum absolut schrägsten Duo ins Westfälische, ist mein Bedarf an Krimis für 7 Tage, für eine Woche, ist mein Bedarf bis nächsten Sonntag, für 168 Stunden gedeckt. Wenn ich aber nun die Fernsehprogramme anschaue, dann erstaunt mich, wie viele Krimis jeden Tag kommen. Vor allem im Zweiten Deutschen Fernsehen scheinen ausschliesslich Mordfälle zu kommen, in unterschiedlichen Teams (SOKO Thaleischweiler-Fröschen, SOKO Villingen-Schwenningen usw.), an unterschiedlichen Orten und Landschaften, eingekauft von BBC, SRF, RAI usw.
Ich schreibe einen Brief an das ZDF. Und ich erhalte als Antwort, man bediene ein breites Spektrum, man habe nicht nur Krimis, sondern auch Literaturverfilmungen, Kultfilme, historische Filme, Action und Thriller im Programm.
Nun, wenn ich genau hinsehe, dann ist die Literaturverfilmung ein Film nach Agatha Christie, der Kultfilm ein Hitchcock, der historische Film ein Edgar Wallace, und «Action» und «Thriller» ist mir eh viel zu nah am Krimi, das ist ein wenig wie in der Szene in «Blues Brothers», in der die Band in dem Cowboy-Schuppen nach der Musik fragt und die toupierte Wirtin mit zuckersüssem Lächeln meint: «Oh, wir haben beides, Country UND Western.»
Was fasziniert die Menschen so am Krimi? Wahrscheinlich ein Szenario, das in der täglichen Welt so nicht vorkommt:
Es ist klar, wer Schuld hat. Der Pathologe diagnostiziert, dass ein Stich in den Hals die Todesursache war, und wer eben diesen Stich ausführte, der hat den Tod verschuldet.
Das Böse kommt ans Licht. Kein Krimimacher kann sich leisten, die Zuschauer nach 45 Minuten im Unklaren zu entlassen.
Das Böse wird eliminiert. Wenn die Täterin oder der Täter nicht gerade erschossen wird, dann wird sie verhaftet und (immer auf die gleiche Weise) ins Polizeiauto gesetzt.
Wenn es doch im normalen Leben so einfach wäre…
Ich bin kein exzessiver Fernsehgucker. Ich bin weder ein Lang-Schauer noch ein Zapper, was ich allerdings früher war, ich konnte bis zu 30x pro Minute umschalten und mich so durch alle Programme hin- und zurückschalten, nein, inzwischen beschränkt sich mein täglicher Konsum auf wenige Sendungen.
Und auf nur einen Krimi pro Woche.
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