Dienstag, 26. Juli 2022

Rückerstattung für gemachte Reisen

Ich habe am Freitag, den 22. Juli am Badischen Bahnhof zwei Zugtickets zurückgebracht und das Geld wiederbekommen. Zwei Tickets, die wir natürlich benutzten, aber die nicht abgestempelt wurden. Es waren dies

Sonntag, 17. Juli Oldenburg (Ring – ich erwähnte es) – Kassel (documenta, noch einen Post wert)
und
Donnerstag, 21. Juli Frankfurt (Duchamp-Ausstellung u.a.) – Basel
(Das Ticket vom 19. Juli Kassel-Frankfurt war leider gestempelt.)

Als ich Freunden davon erzähle, gibt es ein Stirnrunzeln. Das sei, so mein Freund Hubert, doch eigentlich Betrug, ich habe ja diese Fahrt gemacht, würde also die DB um den Fahrpreis bescheissen. Meine Freundin Cara holt noch weiter aus, eine Schwächung des ÖV nutze nur der Autolobby, damit würde der CO2-Ausstoss nie gesenkt, nach ihrer Ansicht bin ich also mit meiner Rückerstattung in direkter Weise für das Abschmelzen der Polkappen verantwortlich. Holger, der sich gerade in einer sehr religiösen Phase befindet, sagt nur, ich käme direkt in die Hölle…

Es stellen sich mir zwei Fragen:
Erstens: Was habe ich für Freunde?
Zweitens: Habe ich ein schlechtes Gewissen?

Zu erstens: Alle meine Freundinnen und Freunde, nein, falsch, falsch, ganz falsch, diese drei sind keine Zugfahrer. Das wird für meine späteren Erläuterungen wohl sehr wichtig sein…
Zu zweitens: NEIN. Worauf sich schon die nächste Frage stellt, nämlich die, warum ich kein schlechtes Gewissen habe.

Ich habe kein schlechtes Gewissen, weil die DB mich schon Unsummen gekostet hat.

Nehmen wir nur einmal die Zeit, als ich in Lörrach wohnte. Wenn ich am Sonntag von meinem damaligen Partner heimfuhr, gab es immer zwei Möglichkeiten: Den ICE um (z.B.) 13.01 und dann in Basel die S-Bahn um 13.42. Der (viel billigere und zum Teil in meinem Monatsabo enthaltene) Regionalexpress um 13.15 hätte erst die S-Bahn um 14.42 erreicht, denn damals galt Stundentakt. Wenn der ICE jetzt Verspätung hatte, und da langten 15 Minuten, sass ich eine Stunde in Basel fest und nahm dann den 14.42 – das ICE-Ticket war für die Füchse.

Genauso blöd war die Entscheidung RE oder ICE, wenn der Schnellzug gerade so viel Verspätung hatte, dass der Regionaldingens auf ihn wartete. Häufig kaufte ich ein Schnellzugticket um einigermassen pünktlich nach Basel (ja, ab 2006 war es dann Basel…) zu kommen. Immer wenn ich dann mit meinem Teuerticket auf dem Perron stand, dann kam die Durchsage:
Der ICE XY ist für Regio-Abonnements freigegeben.
Auch hier wieder ein ICE-Ticket für die Katz.

Fünfzehn Jahre davor war es umgekehrt: Ich kam oft sehr, sehr, sehr, sehr, spät, zu nachtschlafender Zeit aus Basel heim. Und auch hier hätte alles wunderbar gepasst, wenn die DB keine Verspätung produziert hätte. Wenn der RE auf dem Gleis 1 einfuhr, dann sah man oben auf der Stadtbahnbrücke schon die Tramlinien kommen. Alle Fahrgäste legten nun einen Spurt hin, und manchmal klappte es und manchmal nicht. Wenn es nicht klappte, dann gab es die Möglichkeit Dönerbude oder Taxi. Die Möglichkeit, auf der Brücke 30 Minuten zu warten, ja, die gab es im Sommer. Im Winter riskierte man bei 5 Grad Celsius und Windstärke 9 eine sehr, sehr böse Grippe. Also Döner und Bier (damals 8,50 DM) oder Taxi (damals 15 DM).

Und die Reservierungen! Ach, die Reservierungen! Die Reservierungen!
Ganz früher war die Platzreservierung im ICE im Preis inbegriffen. Das ist lange her, inzwischen heischt die DB 9,-- für einen Sitzplan. (Übrigens ist dann die nächste kostenlos, die übernächste kostet wieder, ist mir allerdings erst einmal passiert, da muss man relativ doof umsteigen müssen…) Also zahlt man 9 Euro und hofft dann, nicht stehen zu müssen. Dies ist auch der Fall, es sei denn
…der Wagen ist wegen kaputter Fenster gesperrt
…der Wagen ist wegen nicht funktionierender Klimaanlage gesperrt
…der Wagen existiert nicht
…als Ersatzzug wird ein TGV eingesetzt, der wesentlich weniger Plätze hat
…eine ausländische Familie mit 6 Kindern hat sich mit 14 Gepäckstücken auf 2 Vierergruppen breitgemacht, sie spricht weder Deutsch noch Englisch und das Zugpersonal ist ausser Stande sich durchzusetzen (Obwohl ja das Wort «reserviert» praktisch ein Internationalismus ist.)
…der Platz existiert und ist frei, allerdings mit Kaffee und Burger und Bier vom vorherigen Fahrgast im Sitz (nicht auf, sondern schon eingezogen)
Das alles ist mir schon passiert. Auf der Fahrt an die Saar vor 12 Jahren hatten wir Basel-Saarbrücken komplett reserviert und standen die ganzen 4 Stunden.

So, lieber Hubert, du Moralist, So, Cara, du Klima-Aktivistin. So, Holger, du Heiliger.
Wenn ich alles zusammenzähle, was die DB mich gekostet hat, dann gibt das eine Riesensumme. Und die hole ich mir zurück.

Das ist zwar juristisch fragwürdig, aber moralisch OK.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

    

 

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