Freitag, 22. Juli 2022

Boris und kein Ende

Manchmal bin ich ein wenig böse mit mir, dass ich Texte schon geschrieben habe, oder dass ich Texte falsch benutzt habe. Manchmal denke ich deshalb, ich muss gewisse Sachen noch einmal bringen, vor allem, wenn sie schon 7 oder 8 oder 9 oder 10 Jahre her sind.
Ich habe Boris Johnson einmal mit diversen Werken des englischen Humors in Verbindung gebracht. Im August 2019 schrieb ich:

Mister Johnson könnte nun aus jedem dieser Werke stammen und von jedem dieser Autoren erfunden sein. Er könnte als Cäsar-Parodie bei den Pythons auftauchen oder bei Adams mit seiner blöden Haartolle auf irgendeinem Planeten herumturnen. Dahl hätte ihn nicht besser erfinden können und Terry Prattchet auch nicht. Auch in einem Mr. Bean-Sketch würde er eine lustige Figur abgeben.
Das Blöde ist nun, dass er real ist.

Und dann habe ich im Jahre 2015 in einem langen Sermon eine ganze Szene aus einem Streifen beschrieben, habe allerdings die Sache damals auf Sepp Blatter bezogen:

In ihrem wunderbaren Film Ritter der Kokosnuss bringt die Englische Komikertruppe Monty Python eine herrliche Szene. Ein Ritter kämpft mit einem anderen, der allerdings den unschätzbaren Vorteil hat, auf einem Pferd zu sitzen. Da ein Reitritter – im Gegensatz zu einem Gehritter – von oben schwerten kann, ist bald schon der erste Arm ab. Ein Riesenfontäne Blut schiesst aus dem Stumpf, und der Zuschauer muss sich, um nicht vor Ekel zu sterben, klarmachen, dass es KEIN echtes ist.
Der inzwischen einarmige Gehritter lässt sich von der Tatsache, dass seine bessere Fechthand inklusive besseren Fechtarms auf dem Boden liegt, nicht entmutigen und haut mit der anderen los. Wieder ein Cut von oben, wieder schiesst Blut aus dem Stumpf, wieder ist ein Arm ab und wieder muss sich der Zuschauer durch ein Es-ist-doch-nicht-echt-Sagen entekeln.
Der Gehritter gibt nicht auf: Er fängt an, Reitritter und Reitross mit seinem Oberkörper zu rempeln. Nun zielt der andere ein wenig tiefer und schlägt dem Feind ein Bein ab. The same procedure beginnt, Bein am Boden, blutender Stumpf, Ekelvorbeugung.
Jetzt, spätestens jetzt müsste ein vernünftiger Gehritter, nein, ein Gehritter ist er nicht mehr, Gehen setzt zwei Beine voraus, er ist nun ein Hüpfritter, jedenfalls müsste ein vernünftiger Mensch sich ergeben, um Gnade flehen und betteln, denn der nächste Streich von oben könnte die Aorta oder die Lunge treffen. Der Hüpfritter rempelt aber weiter, auf einem Bein springend und versucht Reitritter und Reitross umzuwerfen.
Dem Pferdekerl bleibt nun nichts weiter, als dem anderen auch das zweite Bein zu nehmen. Und nun, auf dem Boden kauernd, ohne Arme und ohne Beine, eklig aus vier Stümpfen spritzend, sagt dieser die unglaublichen Worte:
„Sagen wir Unentschieden.“

Es war – glaube ich – ein Fehler, diese herrliche Szene auf den korrupten Schweizer zu beziehen, vor allem, wenn ich Johnson eh schon mit den Pythons in Verbindung brachte.
Johnson ist ein dermassen impertinenter Mensch, dass es einem schon die Sprache verschlägt. Am 7.7.2022 verkündete er, dass er vom Amt des Parteivorsitzenden zurücktritt, und auch vom Amt des Premierministers, wenn ein neuer Vorsitzender gewählt ist (der nicht er ist…).
Jeder normale Politiker wäre schon längst von ALLEN – und das ist ja das Entscheidende – von ALLEN Ämtern zurückgetreten.

Lassen wir unsere Phantasie mal schweifen.
Was hätte passieren müssen, dass Boris jetzt schon von sämtlichen Mandaten die Finger gelassen hätte, dass er Downingstreet 10 geräumt hätte und sich in die Südsee zurückgezogen hätte?

1) Borislein ist ja über 50 Ecken mit sämtlichen europäischen Königshäusern verwandt. Er ist zum Beispiel ein Grossneffe 6. Grades der Queen, ist aber auch mit den Württembergern, den Oraniern, den Bernadottes und allen anderen verknüpft. Hätte es vielleicht etwas gebracht, wenn alle miteinander einen Brief geschrieben hätten, so im Stil von «wir wollen dich nicht mehr – du bringst Schande über alle Häuser», und darunter die Unterschriften von Beatrix, Carl Gustav, und, und, und, und…?

2) Der Brexit hätte nicht nur für leere Regale im Gemüsebereich gesorgt, sondern es hätten auch die ganz wichtigen Sachen gefehlt: Klopapier, Seife und Papiertaschentücher. Denn bei der Nahrung kann man ja mal umdenken, hat es kein Schwein, isst man Rind, hat es gar kein Fleisch, isst man Gemüse, man isst Nudeln, wenn der Reis fehlt, und man isst Schoko, wenn die Kekse nicht da sind. Aber aufs Klo muss man, waschen muss man sich und niesen auch, und wenn es an Klopapier, Seife und Papiertaschentüchern mangelt, dann wird es für die Politik schwierig…

3) Bei den Corona-Partys in Downing 10 hätte jemand wirklich heikle Sachen mitgefilmt und veröffentlicht: Boris strippt zu «God save the Queen», Boris wirft Bananenscheiben an die Wand, Boris versucht einen Plastikhund zu besteigen, Boris bohrt seinem Assistenten in der Nase…

4) Es wäre ein Schulzeugnis von ihm geleakt worden, bei dem man gesehen hätte, dass der Gute praktisch ein Analphabet ist.

Aber jetzt mal ganz ehrlich: Johnson hätte wahrscheinlich auch das ignoriert.
Vielleicht müsste man doch auf die gute alte Methode zurückgreifen, die jahrhundertelang in England funktionierte, ein paar gute Männer mit Schwertern bei Nacht, vorborgen hinter dem Vorhang und gut ist… 

Bei Shakespeare kann man das nachlesen.



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