Dienstag, 29. Dezember 2020

Wie tauscht man jetzt Geschenke um ? / Blogpause

Liebe Leserin, lieber Leser

Hatten Sie schöne Weihnachten? Sicher sehr stille, sehr friedliche, aber hoffentlich doch einigermassen schöne.
Ich schulde Ihnen noch die Auflösung des Rätsels – Sie erinnern sich? Das Nicht-Googeln-Können-Rätsels. Die erste Frage war einfach, das war natürlich die Heidi von Johanna Spyri, die Stadt, in der man sich nicht wohlfühlt, war Frankfurt und die weissen Tiere waren Geisslein; die Lösung der zweiten Frage war etwas schwerer, es war Schiffbruch mit Tiger von Yann Martel.

Ach, Sie möchten noch mehr? Ist lustig, gell, wenn man nicht einfach die Suchmaschine bedienen kann. Nun, ich habe durchaus noch mehr, ich habe ein ganzes Rätsel mit 11 Fragen und entsprechend einem 11buchstabigen Lösungswort, alle Fragen drehten sich übrigens irgendwie um Tiere.
Warum ich das jetzt nicht bringe?
Weil das ein Geschenk war, ein Geschenk für meinen damaligen Partner und ich kann so ein Geschenk jetzt nicht einfach ins Netz stellen.

Sie haben noch nie so ein Geschenk bekommen? Ein persönliches Rätsel? Nein? Aber vielleicht einen Kalender oder ein Fotobuch, auch ganz persönlich? Sehen Sie, das schon eher. Ich mache gerne so «selbstgebastelte» Sachen, Sie verschenken eventuell Selbstgestricktes, Selbstgehäkeltes oder Selbstgenähtes, oder Sie verschenken Selbstgebackenes oder Selbsteingemachtes. Letztere beiden Dinge habe ich natürlich auch schon verschenkt, erstere drei weniger, Selbstgestricktes, Selbstgehäkeltes oder Selbstgenähtes fällt bei mir weg, weil ich nicht stricken, häkeln oder nähen kann. Dann doch lieber Kalender oder gar Rätsel, auf jeden Fall selbstgemacht.

Aber egal, ob selbstgemacht oder selbstgekauft: Geschenke sollten ja etwas Persönliches haben, sollten auf den oder die Beschenkte(n) zugeschnitten sein, sollten nicht irgendein Kruscht sein, nicht irgendwelcher Müll.
Wenn schon Krawatte, dann muss man sich doch überlegen, welche Farbe, welches Muster ist der Beschenkte eher der Poppig-Bunt-Farben-Vögel-Pflanzen-Typ (wie übrigens jener Expartner…) oder der Seriös-Anthrazit-Und-Höchstens-Noch-Eine-Farbe-Typ?
Wenn schon Parfüm, dann muss man sich doch überlegen, soll es eher ein frisches, meerhaftes, maritimes und windwolkiges sein oder ein moschüses, schweres, bordellhaftes und puffiges?
Wenn schon CD, dann muss man doch wissen, macht man dem oder der anderen mit baskischem Singer-Songwriter eine Freude oder eher mit Ethno-Punk, erfreut man mit Lautenmusik aus dem 15. Jahrhundert oder mit dem kompletten LICHT von Stockhausen (und ich kenne zu jeder Kategorie Leute, denen ich das schenken würde, merkwürdig, nicht, was ich für einen schrägen Bekanntenkreis habe…)

Auf jeden Fall darf der eine Satz nie fallen:
MAN KANN ES JA UMTAUSCHEN.

Doch, der Satz darf fallen, aber er darf nur aus einem Grund fallen: Der oder die andere hat das Buch/die CD/die DVD schon, das kann ja dann leicht passieren, eben wenn man persönlich schenkt. Bei jenem Rätselrater mit den bunten Krawatten lag sogar auf einem Geburtstagstisch zweimal die gleiche CD, da war das gar nicht anders möglich, als diese CD schon zu haben, entweder er hätte von mir Links bündig, rechts flatternd – Robert Gernhardt spricht mit Reich-Ranicki über Lyrik bekommen, und hätte dann bei Lindes Päckchen (Links bündig, rechts flatternd – Robert Gernhardt spricht mit Reich-Ranicki über Lyrik) den Inhalt schon gehabt, oder Linde hätte ihm Links bündig, rechts flatternd – Robert Gernhardt spricht mit Reich-Ranicki über Lyrik geschenkt und ich hätte das Nachsehen gehabt.

MAN KANN ES JA UMTAUSCHEN.
Ja, aber nur aus obigem Grund, nicht, weil man am anderen vorbeigeschenkt hat, lieb- und gedankenlos gab und weder Phantasie noch Kenntnis einsetzte. Es soll ja sogar Familien geben, in denen man zum Geschenk schon die Quittung mitgibt, dass man…, ja
MAN KANN ES JA UMTAUSCHEN.

Und so pilgern in «normalen» Jahren am ersten Werktag nach Weihnachten Millionen von Leuten in die Warenhäuser, Kaufhäuser, in die Geschenkläden und Parfümerien, in die Boutiquen und Stores und tauschen um, tauschen um, tauschen um.
Und 2020?
Dieses Mistjahr war in Deutschland geschenketechnisch natürlich eine Totalkatastrophe. Erst hatte man keine Zeit, man rannte in die Läden und kaufte in Windeseile irgendeinen Mist, denn der Shutdown nahte, und..
MAN KANN ES JA UMTAUSCHEN.
Nein, dann kann man jetzt blöderweise eben nicht. Die Warenhäuser, Kaufhäuser, die Geschenkläden und Parfümerien, die Boutiquen und Stores sind zu. Und so müssen die armen Beschenkten den Mist bis Ende Januar horten und angucken, starren auf Poppig-Bunt-Farben-Vögel-Pflanzen-Krawatten, bis sie diese in Seriös-Anthrazit-Und-Höchstens-Noch-Eine-Farbe-Krawatten umtauschen können, ärgern sich über Parfüm, das frisch, meerhaft, maritim und windwolkig ist und das ein moschüses, schweres, bordellhaftes und puffiges werden soll und man seufzt, bis die baskischem Singer-Songwriter-CD eine mit Ethno-Punk, und bis die mit Lautenmusik aus dem 15. Jahrhundert eine mit LICHT von Stockhausen werden kann.

Dieses Mal geht umtauschen nicht.
Und 2021 schenken wir vielleicht einmal mit Nachdenken… 

Wir gehen wieder einmal in eine Pause. Quasi in einen Lockdown, aber nicht wegen Corona, sondern einfach so, eine schöpferische Ruhe. Am 2.2.2021 sehen wir uns wieder. Bis dahin eine gute Zeit udn einen GUTEN RUTSCH.



 

 

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