Bert (25)
hat endlich eine Wohnung gefunden – in der beliebten Studentenstadt kein
leichtes Unterfangen. Er kann bei Robert (72) die Einliegerwohnung haben, und
zwar ohne Miete, dafür «hilft er ein wenig in Haus und Garten». Nach einigen
Monaten stellen aber komischerweise beide fest, dass das Arrangement für sie
unbefriedigend ist; Bert hat das Gefühl etliche hundert Stunden Holz gehackt,
Rasen gemäht, Wände gestrichen und Dachrinnen gereinigt zu haben, da mussten
die Fenster geputzt, die Blumen gegossen und der Boden gewischt werden, er hat
den Hund Gassi geführt und den Abwasch gemacht.
Robert hat aber
umgekehrt das Gefühl, der Nichtsnutz habe für die schöne 40qm-Bude «absolut
nix, aber auch gar nix getan.»
Lore (50)
pflegt ihre Grosstante Hannelore (89), dafür bekommt sie einmal das «ganze
Erbe». Auch diese eine Sache, die auf beiden Seiten nur Frust erzeugt und
irgendwann einmal im Desaster enden wird. Schon als neulich die alte Frau ein
neues Bett wollte, schwelten dunkle Wolken in der Wohnung, hing der Haussegen
schief, Lore sah nicht ein, dass das Sparbuch, das ja schliesslich mal ihres
werden sollte, wofür wusch und cremte, badete und frisierte sie die Verwandte,
das jenes Sparbuch um 25’000.- geschmälert werden sollte, Hannelore fand, dass
das Bett, in dem sie dann einmal sterben sollte, kein altes und vergammeltes,
sondern ein bequemes und schönes sein sollte und dass ja immerhin noch
440'000.- auf der Bank blieben.
Lex (19) ist
bei seinem Partner Alexander (53) eingezogen, wenn man bei einem solchen
Altersunterschied überhaupt von Partnerschaft reden kann. Lex hat ein schönes
Zimmer mit Licht und Aussicht, teure Klamotten werden angeschafft und Schmuck
wird gekauft, man geht immer wieder schick essen und auch Ferien auf Gomera
oder eine Woche Skifahren in St. Moritz liegt drin. Dennoch ist Lex nicht
zufrieden, weil Alexander das natürlich nicht nur aus purer Nächstenliebe tut,
er ist weder Mutter Theresa noch St. Martin, er möchte natürlich mit seinem
jungen Lover möglichst viel Spass haben; und so kommt es auch hier zu
Unstimmigkeiten und Dissonanzen, weil man sich über die Häufigkeit nicht
einigen kann (Lex: «Viermal pro Tag ist einfach zu viel, selbst wenn ich wieder
mal eine Hugo Boss-Jacke bekommen habe.» Alexander: «Ich behänge den mit Juwelen
und dann will er drei Tage nicht.»)
In allen
drei Fällen wären professionelle Lösungen angesagt.
Robert
müsste für Haushalt und Garten jemanden anstellen, der korrekt abrechnet, Bert
müsste Miete zahlen, könnte aber in der gewonnenen Zeit einem Job nachgehen,
der auch wiederum korrekt bezahlt wäre.
Hannelore
müsste von einem Pflegedienst gepflegt werden, damit Lore das, was sie ihrer
Tante gerne Gutes tun möchte, aus freien Stücken tun könnte. Natürlich würde es
das Erbe schmälern, aber auch Lore könnte ja die gewonnenen 20 Stunden für
einen bezahlten Job nutzen (sie ist Pflegefachkraft.)
Und
Alexander sollte…
«Nein!»,
schreien Sie auf.
Das kann er
jetzt nicht schreiben.
Und dennoch
schreibe ich es: Für Alexander wäre ein Callboy die richtige Lösung. Lex ist ja
eigentlich eh schon so was Ähnliches, aber eben mit völlig unklaren
Bedingungen. Es wäre ehrlicher und fairer, es wäre sauberer und anständiger,
jemand für die Dienste korrekt zu bezahlen.
Sie holen
Luft?
Ich weiss,
mit welchen Argumenten Sie nun kommen werden. Mit den osteuropäischen Mädchen
z.B., die mit falschen Angaben zu uns gelockt und dann in den Zwangsdienst
geschickt werden, die ein Leben führen, das nur von Schrecken und Demütigung
geprägt wird. Aber bei der Haus- und der Pflegearbeit kommen Sie ja auch nicht
mit dem Argument, dass das irgendwo auf der Welt von Arbeitssklaven ausgeführt
wird. Es gibt hier einen riesigen Unterschied: Auf der einen Seite die
Zwangsprostitution ohne Rechte und wahre Existenz, auf der anderen Seite
emanzipierte Menschen, die für gesetzliche Regelungen und soziale Absicherungen
kämpfen.
Ich weiss
auch, dass etliche Prominente von Strichern getötet wurden, es ist sicher nicht
die beste Methode, sich die Leute auf der Strasse aufzulesen, die
wahrscheinlich noch drogensüchtig sind, einen erwürgen und dann einem die Bude
ausräumen.
Wenn
Alexander aber einfach ein paar Mal pro Woche zu Billy (23) gehen würde, der in
der Mutzengasse ein Studio gemietet hat, dann wäre das eine reelle und korrekte
Lösung.
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