Welche Masse
und Zahlen kennen Sie von Ihrem Körper?
Wahrscheinlich
kennen Sie Ihr Gewicht und Ihre Körpergrösse, das ist normal. Wahrscheinlich
kennen Sie auch Ihre Kleider- und Schuhgrösse, sonst wird es ja schwierig
einzukaufen, wenn Sie Hut tragen, kennen Sie auch Ihre Hutgrösse. Vielleicht
wissen Sie Ihren Blutdruck und Ihre Leberwerte, aber das nur, wenn Sie sich
damit beschäftigen oder in letzter Zeit beim Arzt waren.
Kennen Sie
Ihren IQ? Wenn Sie Ihn nicht kennen, keine Sorge; Sie lesen diese Glosse und
die Dienstag-Freitags-Glosse wird nur von Menschen mit einem IQ von über 110
gelesen, das kann ich Ihnen versichern.
Andere
Zahlen und Werte, andere Ziffern und Masse kennen Sie nur, wenn Sie diese aus
beruflichen oder privaten Gründen benötigen, nur ein Asthmatiker weiss seine
Luftausstoss-Zahl und nur ein Bodybuilder seinen Bizepsumfang, nur ein
Fussballer weiss die Kraft seiner Beine und nur ein Diabetiker weiss seinen
Blutzuckerwert. Ich zum Beispiel weiss die Spannweite meiner Hände, ich bin
Korrepetitor, aber ich weiss sie auch nur berufsbezogen, es ist das Intervall
einer None, in Zentimetern weiss ich sie nicht.
Wir kennen
die Länge unseres grossen Zehs nicht.
Wir kennen
die Dicke unserer Magenwand nicht.
Wir wissen
nicht, wieviel Ambroglutaminat wir im Blut haben.
Wir wissen
nicht…
Wir kennen
nicht…
So, aber –
und das geht jetzt nur die Männer an – einen Wert, ein Mass, eine Länge kennen Sie
doch.
Nicht?
Bitte, geben
Sie es doch zu: Sie haben schon einmal nachgemessen. Sie kennen die
Zentimeterzahl genau und mit Kommastelle, weil Sie irgendwann ein Lineal
genommen haben und es gegen jenes Körperteil gehalten haben. Sie wissen, wie
lange ihr …. ist.
Und das ist
eigentlich komplett erstaunlich, es zeigt, wie sehr wir Männer – ja, und ich
gebe es zu, auch ich habe als Teenager schon mal… – auf dem Stand eines
Urmenschen stehengeblieben sind. Die Länge unseres besten Stückes ist im 21.
Jahrhundert so irrelevant wie die Fähigkeit einen Säbelzahntiger mit dem Speer
zu erlegen oder ein Mammut mit Pfeil und Bogen, so unwichtig wie 7 cm dicke
Fusssohlen oder ein maximal kräftiges Gebiss, das auch Knochen knacken kann. Im
Gegensatz zu den Menschen vor 1 Million Jahren laufen wir angezogen herum und
eine potentielle Partnerin schaut nicht zuerst zwischen die Beine, ob dort
etwas ist, was ihr gute Nachkommen beschert. Es ist also völlig egal, aber
warum wird dann ein Thema daraus gemacht?
Ach so, Sie
meinen, weil es für das wichtig sei, was das Thema unseres Specials ist? Ich
glaube doch kaum. Hier sind ja – wie bei vielen anderen Dingen – die Meinungen
geteilt. Es gibt sicher Menschen, die es vorziehen, ein Körperteil mit der
Grösse, Dicke und Länge eines Baguettes in sich hineinschieben zu lassen, es
gibt aber auch genügend, die genau das nicht wollen, denen es einfach weh
macht. Nein, ich denke, um befriedigenden und lustvollen Sex zu haben, ist
total egal, ob an dem werten Stück zwei Zentimeter mehr dran sind oder nicht.
Entscheidend
ist, uns Männern sind viele andere Dinge einfach zu klein geraten, daher müssen
wir mit anderer Grösse kompensieren.
Wir haben
keine grosse emotionale Intelligenz.
Wir haben
keinen grossen Charme.
Wir haben
keine grosse Ehrlichkeit.
Egal, was
wir an Begriffen aus dem Bereich der «Soft Skills» nehmen, uns Männern ist
alles zu klein geraten, Humor, Phantasie, Teamgeist, Warmherzigkeit, Mitleid,
Güte, Hilfsbereitschaft, die Liste liesse sich bis auf Zeile 230 dieses Textes
fortsetzen. Und weil eben dies alles so verschrumpelt und winzig, so mini und
so klein, weil dies alles so ungross und unbedeutend bei uns ist, deshalb erfreuen
wir uns daran, dass unser Stück vielleicht mit 15,43 Zentimetern 231 Millimeter
über dem internationalen Durchschnitt liegt. Und weil wir es so toll finden,
demonstrieren wir noch mit diversen Phallusobjekten, dass uns eben Humor und
Phantasie, Warmherzigkeit und Teamgeist, dass uns Mitleid, Charme und
Hilfsbereitschaft viel zu klein geraten sind:
Wir tragen
Schiessgewehre. Wir tragen Speere. Wir tragen Säbel und Degen. Und der
Tambourstab ist auch nichts anderes, da muss man nur einmal den Woyzeck lesen.
Welche Masse
und Grössen kennen Sie an Ihrem Körper? Und welche sollten Sie kennen?
Eigentlich
gar keine, wenn es keine Probleme macht. Ihr Blutzuckerwert kann Ihnen egal
sein, wenn Sie keinen Diabetes haben, ebenso Ihr Gewicht, wenn Sie nicht adipös
sind, und niemand misst alle drei Stunden seine Körpertemperatur (es sei denn,
er ist Woody Allen…)
Und genauso
ist die Länge Ihres Eugen wurscht. (Erst bei weniger als 6 cm im schlaffen
Zustand sollten Sie zum Urologen gehen.)
Noch einmal der Hinweis: Nächste Woche ist Pause, Karwoche.
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