Da ich eine
Reise nach Atschenberg machen möchte, bin ich sehr froh, dass mir die Tourist
Information des kleinen mittelalterlichen Städtchens im westlichen Dauperland
eine Broschüre per Mail zuschickt. Als ich allerdings das Dokument öffne, bin
ich ein wenig verdutzt:
Das
Atschenberg-ABC
A wie
Atschenberg:
Herzlich willkommen in Atschenberg im
Dauperland, unserer schönen Heimat, die wunderbare Erholungsmöglichkeiten
bietet und einige schöne Baudenkmäler hat.
B wie Baudenkmäler:
Es hat einige schöne Baudenkmäler in
Atschenberg, darunter die Epiphanias- und die Franziskuskirche.
C wie
Christliche Gottesdienste
Finden in der Epiphanias- und der
Franziskuskirche statt.
D wie
Dauperland:
Das Dauperland bietet Erholungsmöglichkeiten,
z.B. in Atschenberg, Juxen oder Ibbelheim.
E wie
Epiphaniaskirche
Dort finden Gottesdienste statt und sie ist
auch ein wichtiges Baudenkmal.
F wie
Franziskuskirche
Dort finden Gottesdienste statt und sie ist
auch ein wichtiges Baudenkmal.
G wie
Gottesdienste
Finden in der Epiphanias- und der
Franziskuskirche statt.
H wie Heimat
Atschenberg ist unsere schöne Heimat, die
wunderbare Erholungsmöglichkeiten bietet und einige schöne Baudenkmäler hat.
I wie
Ibbelheim
Ibbelheim liegt im Dauperland und ist die
Nachbarstadt von Atschenberg.
…
…
Muss ich
weitermachen? Muss ich noch zu den Buchstaben J – Z kommen? Ist Ihnen nicht
klar, dass unter J natürlich Juxen erwähnt wird und unter K die beiden Kirchen?
Wollen Sie das ganze Teil wirklich haben? Gut, ich schicke es Ihnen per Mail.
Ich
jedenfalls entschied mich dafür, lieber mein Glück in Juxen zu versuchen. Von
dort erhielt ich eine PDF-Broschüre per Mail, die im Stil eines Tagebuches
gehalten war:
8.45 Ankunft am Bahnhof mit dem RE
45 von Daupern
9.00 Frühstück im Café Topos
(Spezialität: Karottencroissants)
10.00 Rundgang durch die Altstadt
(Rathaus, Stadtkirche St. Liebold, Neptunsbrunnen, Kramergasse und
Dauperbrücke)
12.10 Mittagessen im «Silbernen Schwan»
(Spezialität: Lammbraten mit Erdnussgnocchi)
14.15 Hotelbezug im «Juxener Hof»
15.00 Besuch des Museums für Neue
Künste (Schwerpunkt Pop-Art, Richter und Japanische Videokunst)
16.40 Eine Runde Golf auf dem
herrlichen Platz an der Dauper
…
…
Muss ich
weitermachen? Wohl kaum. Immerhin sagte die Broschüre ja eine gewisse Anzahl
von Dingen aus. Aber eben nur eine gewisse Anzahl. Was, wenn ich keine
Karottengipfeli im Café Topos frühstücken will und kein Lamm im Schwanen? Was,
wenn ich ein anderes Museum besuchen will – obwohl die Schwerpunkte sehr
verlockend klingen? Was, wenn ich nicht im Juxener Hof logieren will? Und was
soll ich mit einem Golfplatz? Ich brauche für meinen sportlichen
Nachmittagsausklang ein Hallenbad. Hat es ein solches? Wann hat es geöffnet?
Ich kann
mir gut vorstellen, wie solcher Schwachsinn entsteht. Da sitzen die
Verantwortlichen des Tourismus-Amtes bei der Besprechung für eine neue
Werbebroschüre, einen neuen Flyer und hirnen sich die Schädel wund. Nicht so
langweilig-normal, nicht so standardmässig wie alle anderen
Dauperlandgemeinden, hat der Bürgermeister gesagt, etwas Neues, Spritziges, und
dann brainstormt man eine Weile und kommt auf solch zündende Ideen. Ich habe
über die Gefahren des Gehirnsturmes ja neulich schon geschrieben. Was man über
all dem Neuen und Kreativen vergisst, ist, erst einmal aufzuschreiben, was
alles in eine solche Broschüre hineinmuss.
Form
follows function.
Sollte die
Devise sein. Und die Funktion wäre hier, über möglichst viele Bauten, Hotels,
Restaurants, über möglichst viele Sportstätten und Erholungsangebote, über
möglichst alle Museen und Galerien zu informieren.
Aber nein.
Man wählt eine Form, stürzt sich hinein und erleidet Schiffbruch. Und das nur,
weil der blöde Gemeindechef sagte, er wolle etwas Witziges, Originelles.
Natürlich habe
ich mir dann auch noch die PDF-Datei mit der Werbung von Ibbelheim zusenden
lassen.
Es war ein
Gedicht.
Mit 8
Strophen á 4 Versen.
Vierhebiger
Jambus mit Paarreim.
(In Ibbelheim im Dauperland
Da
steht manch’ alte, schöne Wand…)
Information
gab es keine.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen