Ich habe vor fast genau einem Jahr einen Post über einen
angeblichen Dirigierroboter geschrieben. Ich sagte da in Auszügen
Ich habe mir bisher eingebildet, dass ich
einen robotikresistenten Job habe.
Aber angeblich sollen grosse amerikanische
Firmen schon am Dirigier-Roboter arbeiten. Die CMs (Conducting Maschines) sind
natürlich in den Dingen der Präzision unschlagbar.
…
Eine CM verschlägt sich nicht, sie gibt
keine falschen Einsätze, sie ist in allen Dingen perfekt.
…
Nein, genauso wie Tramchauffeur, Lokführer,
Busfahrer, genauso wie Kellnerin, Kassierer, genauso wie Maler, Gipser, wie
Schreiner und Polymech, aber auch wie Doktor oder Lehrer ist auch das
Dirigieren kein robotikresistenter Job.
Leute,
Leute!
Ich hätte
nicht gedacht, dass einen die Wirklichkeit so schnell einholt. Nun hat während
einer Tagung von Informatikexperten in Pisa ein Roboter ein Konzert dirigiert.
Und es hat sogar geklappt. Vielleicht haben Sie die Meldung gehört oder
gelesen.
Gut, ich bin
also ein Visionär.
Aber ich bin
es nicht gerne.
Ich komme
mir ein wenig so vor wie der Jungmanager in einer Filmszene, die mir vor Jahren
Eindruck machte, leider habe ich den Titel des Streifens vergessen. In der
Szene sitzen fünf Manager beim Lunch und diskutieren über einen sechsten, der
nicht anwesend ist und sich irgendwie unbeliebt gemacht hat. Es geht darum, wie
man künftig mit ihm umgehen soll oder wie man ihn aus der Firma wegmobben kann.
Darauf sagt eben dieser Jüngste der Runde: «Bringen wir ihn doch einfach um!»
Natürlich ist dies als makabrer Scherz gemeint und unserem Helden wird angst
und bange, als die anderen in seriöses Grübeln über diesen Vorschlag geraten.
Eine Minute lang herrscht Schweigen und unser Held beobachtet mit zitternden
Händen und Schweiss auf der Stirn wie die Runde ein Für ein Wider dieser Idee
abwägt. Dann erst meldet sich der Erste: «Nein.» Und drei weitere Nein folgen.
So ähnlich
komme ich mir jetzt vor, wenn ich einer verrückten, einer absurden, wenn ich
einer kafkaesken, schillernden Idee, einem blödsinnigen und dämlichen Vorschlag
nachschreibe. Immer werde ich jetzt daran denken müssen, ob nicht irgendwo auf
dieser Welt diese verrückte, absurde und kafkaeske Idee, dieser dämliche und
blödsinnige Vorschlag gerade in die Tat umgesetzt wird.
Ich bin ein Visionär.
Aber ich bin
es nicht gerne.
Ganz nach
dem Motto von Helmut Schmidt: «Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.»
Hilfe!
möchte ich
schreien
Hilfe!
Ich schreibe Glossen, bitte macht das Zeug nicht wirklich.
Vielleicht
arbeitet zurzeit wirklich schon ein Webdesigner an einer Homepage, auf der man
Leute mit Hinweisen wie Du, blonde Haare,
stehst immer an der Haltestelle vom 14er korrigieren, beleidigen, sie
verstören und massregeln kann.
Vielleicht
wird es im nächsten Sommer in den Seebadis um den Zürichsee, den
Vierwaldstätter, um den Greifensee und den Bielersee wirklich den Service
geben, nicht nur Bücher zu bringen und zu holen, sondern auch Schwimmbrillen,
Badehosen, Haustiere und vor allem Männer.
Vielleicht
eröffnet im November ein Dating-Portal, bei dem Sie keine Fotos hineinstellen
sondern ihre persönlichen Unterlagen, allen voran den Steuerbescheid.
Hilfe!
möchte ich
schreien
Hilfe!
Ich schreibe Glossen, bitte macht das Zeug nicht wirklich.
Es ist ein
wenig so wie mit Aprilscherzen. Als vor einigen Jahren in der BAZ stand, man
plane das Ess- und Trinkverbot, das in Basel in den Trams herrscht, auf die
Allmend (für meine deutschen Leser: auf den gesamten öffentlichen Grund und
Boden) auszudehnen, preschte sogleich ein SVPler vor und verkündete, das sei
eine gute Idee. Er hatte das Datum nicht realisiert. Und nicht nachgedacht,
denn ein Ess- und Trinkverbot auf sämtlichen Strassen und Plätzen würde ja
allen Eisverkäufern, allen Maronimännern, es würde allen Kaffee- und
Bagelständen, würde auch Bäckereien und Hamburgershops den Garaus machen.
Aber das
wäre doch ein Abkommen: Erst einmal Nachdenken. (Das habe ich ja schon etliche
Male geschrieben.) Nachdenken, ob eine satirische Schnapsidee nicht eine solche
bleiben sollte.
Ich bin ein
Visionär.
Aber ich bin
es in aller vier Eisbären und in aller fünf Wombats Namen nicht gerne.
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