Dienstag, 24. Oktober 2017

Der Dirigierroboter



Ich habe vor fast genau einem Jahr einen Post über einen angeblichen Dirigierroboter geschrieben. Ich sagte da in Auszügen
Ich habe mir bisher eingebildet, dass ich einen robotikresistenten Job habe.
Aber angeblich sollen grosse amerikanische Firmen schon am Dirigier-Roboter arbeiten. Die CMs (Conducting Maschines) sind natürlich in den Dingen der Präzision unschlagbar.
Eine CM verschlägt sich nicht, sie gibt keine falschen Einsätze, sie ist in allen Dingen perfekt.
Nein, genauso wie Tramchauffeur, Lokführer, Busfahrer, genauso wie Kellnerin, Kassierer, genauso wie Maler, Gipser, wie Schreiner und Polymech, aber auch wie Doktor oder Lehrer ist auch das Dirigieren kein robotikresistenter Job.

Leute, Leute!
Ich hätte nicht gedacht, dass einen die Wirklichkeit so schnell einholt. Nun hat während einer Tagung von Informatikexperten in Pisa ein Roboter ein Konzert dirigiert. Und es hat sogar geklappt. Vielleicht haben Sie die Meldung gehört oder gelesen.

Gut, ich bin also ein Visionär.
Aber ich bin es nicht gerne. 

Ich komme mir ein wenig so vor wie der Jungmanager in einer Filmszene, die mir vor Jahren Eindruck machte, leider habe ich den Titel des Streifens vergessen. In der Szene sitzen fünf Manager beim Lunch und diskutieren über einen sechsten, der nicht anwesend ist und sich irgendwie unbeliebt gemacht hat. Es geht darum, wie man künftig mit ihm umgehen soll oder wie man ihn aus der Firma wegmobben kann. Darauf sagt eben dieser Jüngste der Runde: «Bringen wir ihn doch einfach um!» Natürlich ist dies als makabrer Scherz gemeint und unserem Helden wird angst und bange, als die anderen in seriöses Grübeln über diesen Vorschlag geraten. Eine Minute lang herrscht Schweigen und unser Held beobachtet mit zitternden Händen und Schweiss auf der Stirn wie die Runde ein Für ein Wider dieser Idee abwägt. Dann erst meldet sich der Erste: «Nein.» Und drei weitere Nein folgen.

So ähnlich komme ich mir jetzt vor, wenn ich einer verrückten, einer absurden, wenn ich einer kafkaesken, schillernden Idee, einem blödsinnigen und dämlichen Vorschlag nachschreibe. Immer werde ich jetzt daran denken müssen, ob nicht irgendwo auf dieser Welt diese verrückte, absurde und kafkaeske Idee, dieser dämliche und blödsinnige Vorschlag gerade in die Tat umgesetzt wird.

Ich bin ein Visionär.
Aber ich bin es nicht gerne.
Ganz nach dem Motto von Helmut Schmidt: «Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.»
Hilfe!
möchte ich schreien
Hilfe!
Ich schreibe Glossen, bitte macht das Zeug nicht wirklich.
Vielleicht arbeitet zurzeit wirklich schon ein Webdesigner an einer Homepage, auf der man Leute mit Hinweisen wie Du, blonde Haare, stehst immer an der Haltestelle vom 14er korrigieren, beleidigen, sie verstören und massregeln kann.
Vielleicht wird es im nächsten Sommer in den Seebadis um den Zürichsee, den Vierwaldstätter, um den Greifensee und den Bielersee wirklich den Service geben, nicht nur Bücher zu bringen und zu holen, sondern auch Schwimmbrillen, Badehosen, Haustiere und vor allem Männer.
Vielleicht eröffnet im November ein Dating-Portal, bei dem Sie keine Fotos hineinstellen sondern ihre persönlichen Unterlagen, allen voran den Steuerbescheid.

Hilfe!
möchte ich schreien
Hilfe!
Ich schreibe Glossen, bitte macht das Zeug nicht wirklich.
Es ist ein wenig so wie mit Aprilscherzen. Als vor einigen Jahren in der BAZ stand, man plane das Ess- und Trinkverbot, das in Basel in den Trams herrscht, auf die Allmend (für meine deutschen Leser: auf den gesamten öffentlichen Grund und Boden) auszudehnen, preschte sogleich ein SVPler vor und verkündete, das sei eine gute Idee. Er hatte das Datum nicht realisiert. Und nicht nachgedacht, denn ein Ess- und Trinkverbot auf sämtlichen Strassen und Plätzen würde ja allen Eisverkäufern, allen Maronimännern, es würde allen Kaffee- und Bagelständen, würde auch Bäckereien und Hamburgershops den Garaus machen.

Aber das wäre doch ein Abkommen: Erst einmal Nachdenken. (Das habe ich ja schon etliche Male geschrieben.) Nachdenken, ob eine satirische Schnapsidee nicht eine solche bleiben sollte.

Ich bin ein Visionär.

Aber ich bin es in aller vier Eisbären und in aller fünf Wombats Namen nicht gerne.



 


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