Liebe
Onliner,
Sie kennen
das wahrscheinlich alle: Man plant eine Weihnachtsfeier, im Kollegenkreis, im
Verein, man plant ein Raclette oder ein Fondue, man will vor den Winterferien
noch einmal gemütlich zusammensitzen, will noch einmal nett essen und trinken,
vielleicht sogar viel essen und viel trinken, auf jeden Fall will man es noch
einmal richtig schön haben, und dann erhebt irgendjemand die Stimme und sagt
jene unheilvollen Worte, jene Worte, die so viele Raclette, so viele Fondue, so
viele Feiern vernichtet haben, er oder sie sagt:
«Man könnte
doch wichteln…»
Wenn jetzt
nicht eingegriffen wird, sofort eingegriffen wird, derjenige oder diejenige
sofort mundtot gemacht wird, gefesselt, geknebelt, mit den verbundenen Füssen
in den See geworfen wird, wenn die unheilvolle Idee, die jetzt im Raum schwebt,
nicht sofort totgeschlagen wird, vernichtet, gekillt, dann ist die Bescherung
da, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Hier muss gehandelt, agiert werden,
und zwar am besten schon beim Atemholen des oder der Betreffenden, besser noch
bevor gesagt wird:
«Man könnte
doch wichteln…»
Die
harmloseste Variante ist hier noch das Schrottwichteln. Hier tut jede(r) einen
Gegenstand in den Sack, der von milder oder herber Scheusslichkeit ist, eine
Sache, die er oder sie nicht mehr haben will oder nie haben wollte. Alle ziehen
dann aus dem Sack und sind gespannt, welches (Un)ding sie da in der Hand
halten. Findet man das Präsent genauso furchtbar wie die Person, die es
hineintat, so ist nichts verloren, manchmal aber sind die Geschmäcker eben so
verschieden, dass man sich extrem freut. Es kann ja sein, dass die
Meditations-CD Gesänge der Koalas,
die einem nun seit einem Jahr das CD-Regal verpestet, von einem eher
esoterischen Menschen mit Freude ausgepackt wird. Es kann ja sein, dass der
aufblasbare Bauchmuskel-Trainer, den Sie nie benutzt haben, vom Kollegen Meyer
dann doch jeden Tag verwendet wird. Es kann sein, dass die Diddl-Tasse (gibt’s
eigentlich noch Diddl-Produkte??) die Tochter der Kollegin Schroeter zu wahren
Freudenschreien führen wird.
«Man könnte doch wichteln…»
Die
schlimmere Variante ist das normale Zufallswichteln. Sie funktioniert wie das
Schrottwichteln, aber mit Dingen, über die sich der Zieher oder die Zieherin
freuen sollte. Was um alles in der Welt tut man jetzt in den Sack? Welches
Geschenk ist so formschön, praktisch, abwaschbar und vollkommen zweckfrei, dass
es jeder und jedem gefällt? (Natürlich, der Familienbenutzer, aber den gibt es
ja nicht…) Alkoholika fallen weg, es gibt immer mehr Abstinenzler, ebenso
Süssigkeiten, 50% der Menschen, die ich kenne, sind gerade auf Diät. Ein
schöner Duft? Müsste dann aber unisex und relativ neutral sein. Eine Rolle
Klebstreifen? Das können nun wirklich alle gebrauchen, aber so etwas schenkt
man eben nicht. (Warum eigentlich nicht?) Und wer jetzt meint, ein nettes Buch
mit weihnachtlichen Texten, ein Weihnachtsbuch, eine Weihnachts-Anthologie, der
oder die hat meinen letzten Post nicht gelesen.
«Man könnte
doch wichteln…»
Die
allerschlimmste Variante, jene Variante, die schon viele Menschen entzweit hat,
die Firmen in Krisen und Vereine in Aus befördert hat, jene Variante, vor der
allen graut, jene Variante, die wie die pandorische Büchse, wie die Dose der
Götter Unfrieden, Krieg, Seuchen und Katastrophen über die Menschheit brachte,
ist das Wir-Losen-Eine(n)-Partner(in)-Aus-Wichteln. Hier zieht man jemand, den
man mit einem Präsent glücklich machen darf. Der oder die Arme weiss nicht, von
wem das Geschenk kommt, muss aber beim Auspacken in Freudenstürme ausbrechen,
weil man ja davon ausgeht, der/die Schenkerin habe sich was gedacht. Gut ist,
wenn man den anderen, die andere mag, dann kann man gemäss seinen Hobbys,
seinen Vorlieben schenken und ihm wirklich eine Freude machen. Hobbys und
Vorlieben sind ja nun seit Facebook, seit Instagram, seit LinkedIn und Twitter,
seit der ganzen Sozialmedia kein Geheimnis mehr. Hasst man die Person, hat man
zwei Möglichkeiten: Etwas zu geben, was er/sie hasst oder – ganz tückisch und
in Mobbing-Betrieben sehr verbreitet – etwas in den Sack zu legen, was ihn/sie
entlarvt. So legt man z.B. für den nichtgeouteten, verheirateten Kollegen
Schmitz den Kalender Men and Boys 2017 hinein
und freut sich auf seine Ehekrise. Oder der Kollegin Suter GARD® Colour Nice Black und stellt damit klar, dass die
Achsojunggebliebene eben doch ihre Haare tönt.
So sollten
Sie, wenn Sie eine Weihnachtsfeier planen, ein Raclette, ein Fondue, wenn Sie
mal gemütlich zusammensitzen wollen, das Jahr noch einmal revue passieren
lassen, noch einmal nett essen und trinken, vielleicht sogar viel essen und
viel trinken, auf jeden Fall noch einmal richtig schön haben, vorn vorherein
die Worte sprechen:
«ES WIRD
NICHT GEWICHTELT!»
Absolut iverstande. Und do isch d Problematik vom selber zieh no gar nid agsproche xD
AntwortenLöschenhttps://www.docdroid.net/ew5rS2q/wichteln.pdf.html