Dienstag, 7. Juni 2016

Gut mit Regen jetzt!!!

Nun ist aber mal gut mit dem Regen.
Ich weiss, dass so ein Post völlig sinnlos ist, weil erstens sich alle einig sind und zweitens man nix machen kann, aber ich muss mir das dennoch von der Seele schreiben:
Nun ist aber mal gut mit dem Regen.

Wenn ich am Morgen aufstehe und meinen Kaffee und meine Morgenzigarette auf meinem Balkon geniesse und in den wolkenvergangenen, trüben, grauen Himmel blicke, dann ist die Laune schon mal im Keller. Und wenn ich dann noch höre, dass es schon wieder ganz leicht plätschert, dann ist die Motivation für den Tag auf einer Skala von 0 bis 10 bei Minus Fünf. Das macht einfach keinen Spass, und wenn ich mir dann sage, dass das Leben kein Ponyhof ist, bringt es mich auch nicht weiter. Nur schwerlich entgehe dem Impuls, mich einfach wieder ins Bett zu legen, die Decke über den Kopf und gut ist: «Weckt mich, wenn die Sonne wieder scheint.»

Nun ist aber mal gut mit dem Regen.
Leicht nässende Feuchtigkeit soll ja gut für den Teint sein. Meine Eltern nannten früher einen kleinen Marsch durch den Nieselregen «Kosmetischer Spaziergang». Mein Teint ist aber nun gar nicht mehr das Problem, wenn die Feuchtigkeit wirklich gut für die Haut ist, kann ich bald als Model für Oil of Olaz oder NIVEA anfangen, oder mich für den ersten schwulen Bachelor auf RTL16 bewerben (gut, Sixpack, aber ist ein anderes Thema…), aber mein Teint macht mir auch keine Sorgen, meine Laune ist es. Seit Tagen entdecke ich eine gewisse Gereiztheit an mir, die mir Sorgen macht: Gestern habe ich meinen Hausschuh gegen mein Radio geworfen, als der Moderator in SWR2 das Lied «Morgen» von Richard Strauss ankündigte.
«Und morgen wird die Sonne wieder scheinen…»
Nur der Tatsache, dass ich dicke Wollfinken und keine Birkenstock trage, war zu verdanken, dass keine grösseren Schäden an meinem Empfänger entstanden.

Nein, nun ist mal gut mit Nässe, Feuchtigkeit, mit Wolken und Regen und Blitzen, ist mal gut mit Niederschlag. (Übrigens interessant, dass «Niederschlag» und «niedergeschlagen» so eng zusammenhängen.)
Inzwischen nimmt das Ganze ja auch wirklich gefährliche Formen an, Flüsse treten über die Ufer und spülen Schlamm und Geröll in die Orte, Blitze demolieren Festivals und Berge können sich nicht mehr halten. Wer auch immer in den Wolken da oben es lustig findet, uns mit Regen zu bombardieren, müsste jetzt doch mal merken, dass auch der netteste Spass einmal ein Ende haben muss.
Ganz schummrig wurde mir, als es gestern in den Nachrichten hiess, der Mutlanger Berg bei Schwäbisch Gmünd würde sich lösen. Mutlangen – da war doch was? Da war früher eines der zentralen Atomwaffenlager der Amis, da waren wir oft mit der Friedensbewegung. Geschwind dachte ich: Sind die blöden Dinger da noch drin? Rutschen die jetzt auf das historische Städtchen drauf und gehen vielleicht sogar los? Der Regen macht also nicht nur depressiv, er macht auch paranoid.

Gut ist jetzt also mit dem Regen. Ein Freund, der passionierter Jäger ist, sagte mir vor zwei Tagen: «Wir schiessen zurzeit nicht auf Hasen, wir schiessen auf Forellen.»
Aber an wen muss man denn seine Beschwerde adressieren? Wer sitzt da oben im Himmel und dreht ständig den Wasserhahn auf? Welche Männchen oder Weibchen welcher Rasse erlauben sich da einen so nassen Spass mit uns? Oder sind es – Däniken lässt grüssen – Ausserirdische, Aliens, die da oben mit UFOs herumkurven und H2O auf uns schütten?
Petrus ist es –auch wenn das die Legende sagt – nicht. Wenn im Evangelium von den „Schlüsseln des Himmelreichs“ die Rede ist, dann ist damit sicher nicht die Aufsicht über Wolken und Wasser gemeint.

Fast hätte ich mir in den letzten Wochen einen Schamanen für einen Nicht-Regen-Tanz engagiert. Aber die meisten Schamanen kosten ja inzwischen auch eine Menge Geld. Tatschi-Tutschi verlangt  seiner Homepage zufolge für einen halbstündigen Tanz ohne Trommeln und Gesang  immerhin 500.-, will man Percussion, kommen noch einmal 150.- dazu, Gesang wird mit 200.- verrechnet, zählt man dann noch Anfahrtsweg und MwSt. dazu, ist man einen Tausender los, und das ist eine Menge Kohle – vor allem, weil Tatschi-Tutschi keinerlei Garantie gibt, wenn das Universum nicht will, dann… 

Bleibt also die Hoffnung, die ja ein Prinzip ist und, wie man weiss, zuletzt stirbt.
Und:
Gestern war ja immerhin mal ein schöner Tag.
Und heute Morgen sah es auch nicht schlecht aus.
Dennoch werde ich die tiefe Schokobräune, in der letztes Jahr mein Körper erglänzte, dieses Jahr nicht mehr schaffen. Es sei denn, ich ginge an einen Ort, den ich aus Prinzip noch nie betreten habe und ihn auch aus Prinzip nie betreten werde:
Ein Solarium.

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                                                                                       

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