Dienstag, 4. Dezember 2012

Aberglaube II: Blumenblau, Percht und Brautstrauss

Danke, danke, liebe Leser, sie haben mir noch ganz viele Aberglaubengeschichten zugeschickt. Ich möchte die schönsten hier veröffentlichen. (Die Speisekartenfehler und Verhörer sind bei mir übrigens falsch, die müssen zu Hacke nach Berlin.)
Frau M. aus Wunsiedel schreibt, ihre Grossmutter hätte beim Blaubeerverkleckern immer gesagt, das mache nichts, die Flecken verschwänden, wenn im Wald die Blaubeerzeit zu Ende gehe. Die Beeren im Forst und die in der Stube stünden irgendwie in Verbindung. Die Erklärung ist enttäuschend simpel, Phenolphtalein (Blumenblau) verblasst nach ein paar Wochen.
Herr P. aus Jerxheim - übrigens der Bäcker des Ortes, er ist kinderlos, dies für Nadolnyfans - erzählt, seine Mutter habe in den Rauhnächten (zwischen Weihnachten und Dreikönig) nie gewaschen, um nicht von der Wilden Frau Percht krank gemacht zu werden, liess es sich nicht vermeiden, habe sie der Percht, sie will ja weisse Speisen, ein Schälchen Milch hingestellt, das am nächsten Tag leer gewesen sei. Wer früher in der Sibirischen Temperatur der Waschküche stand, und das stundenlang, wurde vielleicht krank, auch im Februar. In den Rauhnächten war es besonders heikel, weil der Körper vom vielen Saufen und Fressen geschwächt war. Und die Milch? Nun, die Jerxheimer Katzen haben sich gefreut.
Frau G. aus Überlingen berichtet, ihre Urgrosstante habe stets ein geweihtes Tuch an der Türe befestigt, um sich vor Werwölfen zu schützen.Und tatsächlich sei nie einer bei ihr eingedrungen. Muss man da noch irgendetwas ergänzen??!! Ja, vielleicht, dass die Natur in den Vollmondnächten nicht mehr spinnt als sonst, wir hören mehr, weil wir schlechter schlafen.
Herr X. aus Grenchen schreibt, seine Tante habe auf der Hochzeit den Brautstrauss gefangen und am selben Abend noch ihren Gatten kennengelernt. Gut, den Wurf und den Fang haben ja alle gesehen, da konnte man sich schon an eine junge Dame heranmachen, wenn sie Ehebereitschaft sigalisiert. Sie hätte auch Mann gesucht auf ihren Hut stecken können.
Die Germanistin Dr.H. aus Zürich erklärte mir die Vorliebe für das morgendliche Auftauchen von Spinnen. Eigentlich hiess es:
Spinnen am Morgen (bedeutet) Kummer und Sorgen
Spinnen am Abend (ist) erquickend und labend.
Am Morgen spannen die armen Frauen, denen es wirtschaftlich schlecht ging, am Abend die reichen als Belustigung; dann wurde ist/bedeutet in bringt geändert und aus der Handarbeit wurde das Kerbtier.
Auch das Teller-leer-Essen für eine positive Wetterprognose hat einen Verständnisfehler als Ursache:
Eet leer, dann geeft et morge godes wedder
hiess: Leeressen, dann gibt es morgen wieder etwas Gutes.
Wir sehen, es gibt für alle Dinge eine ganz normale Erklärung, nur sehen wir sie manchmal nicht oder nicht mehr. Aberglauben können wir uns in einer globalisierten Welt auch immer weniger leisten, wenn wir zum Beispiel in Hotels alle Unglückszahlen vermeiden wollen (in China z.B. 4), gibt es bald keine möglichen Zimmernummern mehr.
 

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