Donnerstag, 9. Februar 2012

Haushalt

Auf meinen letzten Post gab es ein paar sehr wütende Reaktionen. Nein, ich meine nicht die Oberlehrer, die immer noch der Meinung sind, es gehöre zur Allgemeinbildung die komplette Glocke auswendig zu können. Ich bekam ein paar Mails, in denen vehement gefordert wurde, das Kapitel "Haushalt" aus dem Kanon zu streichen. Aber ich bleibe dabei: Es gehört zur Allgemeinbildung, zu wissen
* dass Eier beim Kochen nicht weich werden - im Gegensatz zu Nudeln
* dass Fleisch sich besser von der Pfanne löst, wenn man Öl oder Fett hineintut
* dass man kein Geschirr in die Waschmaschine tun sollte, die schleudert nämlich
* dass die Mikrowelle ungeeignet ist, um Tiere zu trocknen
und vieles mehr.
Hannes Berger, ein CEO aus Bremen schrieb mir, er habe keine Ahnung von Haushaltsdingen, er habe eine Haushälterin, und wenn die krank sei, gebe es Ersatz, notfalls Gebäudereinigungsfirmen, ausserdem gebe es Hemdenservice, Lieferservice und - ganz wichtig - gute Restaurants. Der liebe Hannes scheint einen Zustand auszuschliessen: Kein Geld zu haben. Alles, was er nennt, kostet Geld, viel Geld und er geht einfach davon aus, dass er immer bei Kasse ist. Aber hat er nicht Recht? Sind nicht die Zeiten vorbei, als Unfähigkeit und grobe Fehler zu Kündigung und Not führten? Wenn Hannes seine Firma mit Schwung an die Wand gefahren hat, springt er mit einem goldenen Fallschirm ab, selbst wenn es keinen gibt, reichen die aufgehäuften Boni noch für etliche Hemden und zahllose Besuche in den "Weserstuben". Und wenn er krumme Dinger gedreht hat? Dann kommt er ins Kittchen und dort - Sie ahnen es - ist wieder für ihn gesorgt, er bekommt jede Woche seinen gebügelten blau-weissen Anzug - wird Sträflingskleidung gebügelt? - und jeden Tag sein Essen gebracht. Wieder wird alles erledigt.
Eine richtige Strafe für Abzocker und Spekulanten wäre also: Vermögen wird eingezogen, Hausarrest oder Fussfessel, sie müssen alles allein bewältigen. Eine schlimme Strafe! Die Wohnung wäre in den ersten Wochen dreckiger als Alcatraz, die ersten Suppen furchtbarer als die Brühe in Sing-Sing. Wenn die Dinge dann erlernt wären, würde verschärft: Kleidung wird verbrannt, selber nähen! Keine Nudelvorräte, selber machen!
Aber so weit kommt es ja meistens nicht, Berger wird weiterhin in den Weserstuben sein, wenn seine Haushälterin mal nicht kann, nur schade, dass er immer die falschen Speisen ausdrücklich lobt und andere übergeht, das täte er nicht, wenn er wüsste, dass eine Mousse au Chocolat gar nicht so schwer ist, wohl aber eine wirklich deliziöse Gemüsecremesuppe. Dieses Wissen erwirbt man nur durchs Selbermachen.
    

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