Freitag, 11. Juni 2021

Wie kommt man an versierte Verbrecher?

Ich habe in meinem Entree, meinem Flur, meiner Diele, meinem Ern eine Reihe von Kunstwerken Basler Künstlerinnen und Künstler. Und durch Zufall – oder nicht Zufall? – sind die Werke von Meise, Göttin, Übersax und Mutzenbecher in meinem Entree, meinem Flur, meiner Diele, meinem Ern alle in Blau, Grau, Schwarz und Weiss. (Und bevor die Basler Leserinnen und Leser sich jetzt den Kopf ob einer eventuell bestehenden Verwandtschaft zermartern: Sie besteht, der Kabarettist Joel von Mutzenbecher ist der Neffe des Malers Werner von Mutzenbecher.) Jedenfalls habe ich am Freitag ein wunderbares Bild entdeckt, das zu den Werken von Meise, Göttin, Übersax und Mutzenbecher in meinem Ern oder Entree, Diele oder Flur passen würde. Es hängt zurzeit im Kunstmuseum und ist ein Juwel der abstrakten Malerei in Blau, Schwarz und Weiss von Sophie Taeuber-Arp. (Für die Nicht-Kunstfreunde: Sie haben die Taeuber jahrelang angeguckt, sie war auf dem alten 50 Franken-Schein.)

Das Bild hat nur ganz wenige Nachteile, die schlagen aber ein:
Es gehört der Hilti Foundation.
Es ist nicht verkäuflich.
Wenn es verkäuflich wäre, wäre es unbezahlbar.
Ich muss also das Bild klauen.

Aber stopp mal jetzt! Ich kann das gar nicht. Ich bin ein so ehrlicher und schüchterner Mensch, dass man mir es sofort ansieht, wenn ich ein krummes Ding probiere. ich kann weder eine Flasche Wein schmuggeln noch falsche Angaben bei der Steuer machen, geschweige denn vom Stehlen. ich habe noch nie einen Kaugummi im Supermarkt geklaut, ich habe noch nie ein Deo in der Drogerie gestohlen und noch nie ein Buch mitlaufen lassen. Ich kann es einfach nicht.

Und hier kommt nun wieder die Hertersche Regel ins Spiel:
Was man gar nicht kann, das soll man delegieren.
Was man nur ein wenig kann, das soll man mit anderen zusammen tun.
Was man ganz ordentlich kann, das soll man als Hobby betreiben.
Was man gut kann, damit soll man sein Geld verdienen.
Niemals darf man die Kategorien vermischen!

Nun wird es aber noch schwieriger: Wer nicht Autofahren kann, holt sich ein Taxi, wer keinen grünen Daumen hat, einen Gärtner, fürs Malen gibt es Malergeschäfte und fürs Fahrrad einen Velomech. Wie aber finde ich einen Dieb? Gar nicht so einfach.

Ich gebe bei Google Maps verschiedene Suchbegriffe ein, um Verbrecher in meiner Umgebung zu finden.
„Kunsträuber“ – Keine Treffer
„Kunstdiebe“ – Keine Treffer, beim Eintippen erschien allerdings „Kunst, die bewegt“, aber das ist wohl etwas anderes.
„Diebe“ – man bietet mir die „Häärli-Diebe“ an, eine Coiffure.
„Räuber“ – ganz viele Einträge, das ist ein beliebter Familienname, was ja erstaunlich ist, es ist klar, dass man früher vom Metzger-Karl sprach, woraus dann der Karl Metzger wurde, aber vom Räuber-Hans?

Ich glaube, ich müsste ins Darknet. Ins Darknet? Will ich eigentlich nicht, ich habe Angst im Dunkeln, ich will nicht nach unten, in den Keller, da wo die Ratten und Mäuse sind, bestimmt hat es im Darknet auch Asseln und Spinnen, es ist kalt und feucht und man holt sich Rheuma. Aber es hat noch einen anderen Grund: Man benötigt wieder spezielles Equipment, viel Technik und ich bin doch froh, dass ich überhaupt mailen kann und ins normale Net. (Natürlich gibt es Pages wie darknet.com, aber die führen nicht ins dunkle Netz, sie erklären nur den Weg.) Ein Thor-Browser? Wie um aller Welt komme ich zu einem Thor-Browser?



Also muss ich den normalen Weg wählen, einfach Menschen zu fragen. Aber wen fragt man, wenn man krumme Sachen braucht? Ich kenne keinen einzigen Menschen, den ich da anhauen könnte. ich kenne niemand, der falsche Pässe ausstellt, ich wüsste nicht, wo ich eine Knarre herbekomme, ich kenne keine Dealer und Hehler, ich wüsste nicht, wo ich einen Auftragsmord bestellen könnte oder wer mir bei einem Einbruch Schmiere stünde.

In den Filmen sieht das immer so einfach aus, da laufen die Helden dann in so eine zwielichtige Gasse in der Altstadt und drücken sich in einen Laden und da ist dann der, der falsche Pässe ausstellt, eine Knarre hergibt, der Dealer und Hehler, der einen Auftragsmord ausführt bei einem Einbruch Schmiere steht.

Aber wir sind in keinem Film. Wo sind denn nun die Basler Gangster? Ich weiss nicht einmal, wo in Basel die zwielichtigen Gassen sind…



Aber dann fällt mir doch Einstieg ein, ein entfernter Bekannter kokst und hat einen Dealer, über diesen komme ich zu einem anderen, dann zu einem Hehler, dann zu noch einem Hehler, dann zu noch einem Hehler und über diesen zu einem Kunstklauer.

Bingo!

Allerdings ist der Preis dann so hoch, dass ich mir die Sache nicht leisten kann.



Ich habe in meinem Entree eine Reihe von Kunstwerken Basler Künstlerinnen und Künstler. Und durch Zufall sind die Werke von Meise, Göttin, Übersax und Mutzenbecher in meiner Diele alle in Blau, Grau, Schwarz und Weiss.

Und bald hängt noch eine gerahmte Taeuber-Postkarte daneben.

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