Kennen Sie
den La Gouche-Muskel?
Nicht? Aber
da sind Sie in guter Gesellschaft.
Die meisten
Leute kennen diesen Muskel nicht.
Der La
Gouche-Muskel, benannt nach dem französischen Arzt Jean-Luc Ferdinand La Gouche
(* 13.2.1927 in Rouen, ꝉ 30.8.2001 in Paris), ist ein kleiner Muskel im
Halsbereich des Menschen, der den Kopf in möglichen und unmöglichen Situationen
nach unten bewegen kann.
Man könnte
ihn auch als den Nick-Muskel bezeichnen.
La Gouche
stiess auf diesen Muskel, wie auch auf das mit diesem Muskel zusammenhängende
La Gouche-Phänomen – wie so viele Wissenschaftler – durch Zufall.
Am 4. August
1966 war in der Praxis des französischen Arztes in der Rue de Zuza (Arr. XII)
wenig los, die meisten Patienten waren in den Ferien, tummelten sich an den
Stränden der Bretagne oder der Cote d’ Azur, wanderten im Massiv Central oder
in den Ardennen, oder waren gar ins Ausland gefahren. Also wollte der Doktor
seinen beiden Praxishilfen, Mademoiselle Blanche Hubert und Mademoiselle
Francine Soirbot, ein wenig früher freigeben, es war so ein schöner Tag und
sicher hätten die beiden Lust, noch ein wenig zu shoppen oder ein Eis essen zu
gehen. Er holte sie in sein Sprechzimmer und sagte: «Sie gehen heute später.»
Beide
nickten.
Als
Mademoiselle Hubert und Mademoiselle Soirbot das Zimmer verlassen hatten, fiel
ihm der Versprecher auf, er hätte ja «früher» sagen müssen. Aber warum hatten
sie genickt? Er holte die beiden jungen Damen noch einmal herein, klärte den
Irrtum auf und fragte sie dann, warum sie der absurden Idee, an einem Augusttag
ohne Patienten noch Überstunden zu machen, ihre Zustimmung erteilt hätten? Da
sagte Blanche den medizingeschichtlich legendären Satz: «Ma tête était abaissé» («Mein Kopf wurde nach
unten gezogen.»)
Und nun begann
La Gouche zu forschen.
Und
forschte.
Und
forschte.
Am 3.
Februar 1970 schliesslich stellte Jean-Luc Ferdinand La Gouche auf einem
Kongress in Wien seine Ergebnisse vor, die zu einem fundamentalen Umdenken in
vielen Bereichen der Medizin führten und die Benennung des Muskels als La
Gouche-Muskel, sowie die Benennung des Phänomens als La Gouche-Phänomen zur
Folge hatten. Die Grundthese La Gouches lässt sich aber kurz in einem wichtigen
Satz zusammenfassen:
Der La Gouche-Muskel ist dem vegetativen
Nervensystem unterworfen und lässt sich nicht durch den menschlichen Willen
steuern.
Das
Vegetative Nervensystem ist ja jene Institution in unsrem Körper, die uns den
meisten Ärger bereitet, auf die wir aber den wenigsten (besser gar keinen)
Einfluss haben. Wir alle kennen solche Situationen: Ein Schwuler steht unter
der Dusche und auf einmal kommt so ein Prachtexemplar, das auch Men Health’s
becovern könnte unter den Strahl gegenüber, und der Arme muss sich umdrehen,
weil sich unterhalb des Nabels vegetative Dinge tun, die ihm peinlich sind.
Jemand erwähnt eine Panne von letzter Woche, von der nicht alle wissen, dass
wir sie fabriziert haben, aber was tun wir: Wir erröten. Das Blut schiesst uns
so in den Kopf, dass wir genauso gut ein Schild mit «Ich war’s» hochheben
könnten.
Und genauso
funktioniert jetzt der La Gouche-Muskel.
Der Chef
fragt uns, ob wir Überstunden machen könnten.
Und wir
nicken.
Der Polizist
fragt uns, ob wir mit einer Busse von 1000.- einverstanden sind.
Und wir
nicken.
Der Partner
fragt uns, ob er eine Woche Frontamentera Beach Club All Inclusive buchen soll.
Wir hassen
das Meer, Beach Ressorts und All Inclusive, aber wir nicken.
Wir nicken
die ganze Zeit, tagaus, tagein, jahraus, jahrein und denken im Nachhinein, wir
hätten eine willentliche Entscheidung getroffen.
Warum wird
bei der Hochzeit die berühmte Frage gestellt, die mit einem lauten JA
beantwortet werden muss? Eben, damit es eine klare Entscheidung ist und uns der
La Gouche-Muskel nicht in ein dreissig Jahre langes Elend führt.
Hat Ihnen
der Post gefallen?
Warten Sie
einen Moment.
Denken Sie
kurz nach.
Sagen Sie
dann laut JA oder NEIN.
Ich habe
nichts davon, wenn Sie nicken, ich habe mich nun lange genug mit La Gouche
beschäftigt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen