Mein Freund
Lubsi ist Erfinder. Und er hat schon einige Sachen auf den Markt gebracht, die
sich eines gewissen Erfolges erfreuen konnten. Man erinnere sich nur an den
Puddingroboter, eine winzige Maschine, die in die noch weiche Masse hinabtaucht
und dort mit einem Miniquirl alle Klümpchen aufstösst und somit vernichtet,
quasi die Lara Croft der Dessertküche. (Er brachte ein Jahr später übrigens
noch ein Videospiel mit dem selben Thema heraus.) Man erinnere sich aber auch
noch an den selbstabreissenden Kalender, bei dem am Ersten das Blatt des
Vormonats sich selber abtrennt und (wie die Briefe in Harry Potter) sich in
kleine Schnipsel zerlegt. Man erinnere sich an die Pflanzen, die kein Wasser,
an die Suppe, die kein Salz, an das Auto, das keine Räder braucht und viele
Inventionen mehr…
Nun hat
Lubsi wieder zugeschlagen und eine bahnbrechende Neuerung auf den Markt
gebracht:
Den
WhatsApp-Filter.
Jeder Lehrer
kennt das Problem:
Man
initiiert einen Klassenchat, um Informationen schnell weitergeben zu können.
Informationen wie Morgen bitte ALLE die
Lageranmeldungen dabei, Reminder:
Morgen 8.30 Bahnhof SBB oder Bin
krank, erste 2 Stunden fallen aus. Natürlich können die Schülerinnen und
Schüler auch Fragen zu Hausaufgaben und Klassenarbeiten stellen.
Nun passiert
aber schnell, dass ein solcher Infochat sich durch Einstellen von Videos, Fotos
Kommentaren und Emoticons zu einem Quatschchat wandelt. Also wird ein kluger
Lehrer von Anfang an danach sehen, dass es ZWEI Chats gibt: Einen Klassenchat A
für Infos und Fragen MIT Lehrer und einen Klassenchat B OHNE Lehrer, einen für
allerlei Blödsinn und Unsinn, für Videos mit Erdmännchen, die aufs Klo müssen
oder Skater, die auf die Rübe fliegen, für alle Blödelei und Witzelei und die
Fotos der letzten Partys.
Wie hält man
nun aber A und B auseinander?
Hier greift
die Erfindung meines Freundes Lubsi; der WhatsApp-Filter löscht im Infochat
gnaden- und erbarmungslos alle Sachen, die eigentlich in den Quatschchat
gehören.
Dies tut er
mit Hilfe eines Algorithmus, der prüft, ob Einträge in eine der folgenden
Kategorien gehören:
1.)
Foto oder Video
Der Filter
löscht konsequent sämtliche Beiträge, die keine Textnachrichten sind. Portraits
mit Hasenohren, Filmchen, in denen die Teletubbies vor dem IS fliehen oder in
denen Pu der Bär sein Sixpack bewundert, haben keine Chance. Leider auch alle
Fotos von Notizen oder Screenshots, man muss also die Kunst des Schreibens ein
wenig beherrschen.
2.)
Kommentare mit Reizworten
Hier wird
alles eliminiert, was bestimmte Ausdrücke enthält, die darauf hinweisen, dass
hier nicht eine Info ergänzt wird, sondern der Schreiber angesprochen,
beleidigt, veräppelt und verhöhnt wird. Solche Reizausdrücke sind z.B
Blitzmerker
Au scho gmerkt
Guete Morge!!
Cha nit si
Cha überhaupt nit si
Doch
I ha rächt
usw.
Meine
deutschen Leser werden bemerken, dass hier Mundart geschrieben wird. Das
Phänomen, dass Schweizer Jugendliche die saubere Trennung «Mundart reden –
Schriftdeutsch schreiben» längst hinter sich gelassen haben, und zwar in beiden
Richtungen, es gibt Teenies, die mit grösster Freude ständig ein norddeutsch
eingefärbtes Standarddeutsch sprechen, ihre SMS aber auf Bärn-, Züri- oder
Baseldeutsch schreiben. Das Phänomen wurde in der Linguistik wahrgenommene und
wird dort auch bearbeitet, ich verweise z.B. auf die ausgezeichneten
Publikationen von Christa Dürscheid…
3.)
Widersprechende Kommentare
Hier wird
innerhalb einer Stunde alles vernichtet, was einer gegebenen Information (der
sogenannten Urinformation – bitte auf der 1. Silbe betonen) entgegenläuft.
Hätten Sie nun
den reizvollen, manchmal aber auch schweisstreibenden Job eines
Jugendchorleiters, und würden Sie
Morgen 8.45 Besammlung Josefskirche
Blumingen (Tram 13)
in den
Infochat stellen, so würde die folgenden Einträge alle kaputtgemacht:
Isch die nit in Baumige?
Nei, in Genf
Also 9.30 Genf?
Ja, mit Tram 14
Ich komm mit em Flugi
Easyjet fliegt nur Frytig noch Genf
Ich sagte ja au SWISS
Lufthansa fliegt am Sunntig nach Blumige
Also 8.45 Jakobskirche?????????
Denn wenn
auch selbst dem Blödsten klar ist, dass man nicht in Genf singt und auch, dass
keine Fluglinie das 400 Seelen-Dorf Blumingen (AG) anfliegt, könnte doch
immerhin jemand aus Versehen in den Nachbarort Baumingen (AG) fahren oder die
Jakobskirche suchen, die es in beiden Gemeinden nicht gibt.
Mein Freund
Lubsi wird mit dem Filter einen grösseren Erfolg als mit dem Puddingroboter
oder dem Selbstabreisskalender erzielen, da bin ich mir sicher. Er wird mit ihm
auch mehr Kohle als mit der nichtwasserbrauchenden Pflanze, mehr Knete als mit
der nichtsalzbrauchenden Suppe und mehr Penunze als mit dem
nichträderbrauchenden Auto scheffeln.
Angeblich
hat WhatsApp schon 43,5 Millionen Dollar geboten, aber das halte ich für ein
Gerücht.
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