Die Jugendlichen, die, den Arm um den Kopf des Weisen gelegt,
Selfies machen, machen es jedenfalls verkehrt.
Wir haben sie vorher schon mehrfach gesehen, sie werden von
einem Lehrer durch die Stadt getrieben und folgen einem Guide, der ihnen die
wunderbare Stadt erklärt. Nun hat die moderne Technik hier ihre grossen
Vorteile: Der Stadtführer spricht in ein Mikrofon und die Teilnehmenden hören
über Kopfhörer, was sehr praktisch ist, wenn man zum Fotografieren sich von der
Gruppe entfernt. Es ist aber auch deshalb sehr praktisch, weil der Guide immer
denkt, er käme bei allen an, man muss sich ja nicht mehr um ihn scharen, und
die Jugendlichen aber sich ausklinken können. Ein strubbelhaariger Bub hat die
Tourkopfhörer mit seinen Beats vertauscht, er hat sicher behauptet, er höre so
besser und lauscht jetzt Eminem, einige andere haben die Kopfhörer zwar drin,
sehen aber nicht so aus, als ob sie den Erklärungen zur Mezquita folgen, bei
den Mädchen verhindern die langen Haare eh den Kontrollblick, ob der Ohrstecker
noch sitzt. Hier fehlt den Kiddies die Weisheit des Alten, die besagt: Obwohl diese Dinge in eurer nächsten Nähe sind und obwohl sie euch von euren Eltern und von euren Erziehern nahegelegt werden, sind sie doch nicht schlecht.
Das betrifft nicht nur die Mezquita, die Patios von Córdoba, die Alhambra und die vielen anderen Dinge, es betrifft auch das Essen.
Die andalusische Küche ist eine der schmackhaftesten und gesündesten, die ich kenne. Schon wenn man eine Markthalle betritt, ist man überwältigt: Rote Tomaten, saftiges Obst und die Fülle an Leckereien, die unsereiner gar nicht kennt. Da gibt es Zuckeräpfel (sehen aus wie Artischocken), Süsskartoffeln, Pimientos (Kleinstpaprika) und vieles mehr. Im Restaurant bestellt man zunächst einen Salat, Pimientos del Padron, in Knoblauch geschwenkte Pilze oder eine Gazpacho, danach natürlich Fisch, der mit Gemüse und wenig Kartoffeln, Gemüse oder Salat gereicht wird. Da es ausser Brot keine Sättigungsbeilage gibt, ist es ein kalorienarmes und gesundes Essen.
Nun müsste man denken, dass angesichts der roten Tomaten, dem saftigen Obst und den gesunden Leckereien, die wir nicht kennen, alle Andalusier gertenschlank sind. Mitnichten. Wir haben extrem viel korpulente, untersetzte, ja sagen wir dicke Jugendliche gesehen. Die Tomaten, das Obst, die Pimientos und Süsskartoffeln gehen ihnen am Magen vorbei, denn es gibt an jeder Ecke einen BURGER KING oder McDonalds.
Warum soll man die herrlichen Gemüse und das wunderbare Obst essen, von dem die Touristen schwärmen und das einem die Eltern jeden Tag vorsetzen, wenn es diese tollen Frittenbuden gibt?
Warum soll man gesund essen, solange es BigMäc und Whopper gibt?
Warum soll man Fisch essen, der aus dem Meer (200m entfernt) ist, solange es Argentinische Rinder gibt?
Also schlägt man sich den Bauch voll, rotes Ketchup, triefende Pommes und die unerträgliche Labbrigkeit des Brötchens, und lässt Süsskartoffeln und Äpfel weit beiseite liegen.
Hier wäre also die Weisheit vonnöten: Nicht alles, was die Touris anschauen und essen, ist so schlecht. Vielleicht langen die Jungen und Mädchen in Córdoba dem Alten doch mal an die Füsse und werden ein wenig schlauer.
Zu wünschen wäre es.
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