Freitag, 24. Oktober 2014

Andalusien II - Massage

Es ist unmöglich an einem andalusischen Strand zu schlafen.
Nicht, dass das Meer und die Sonne einen nicht müde machten, sie machen es, nicht, dass der Wind nicht süss und aromatisch wäre, er ist es, nicht, dass die Liegen unbequem wären, sie sind Betten. Nein, trotz Sonne, Meer, süssem Wind und weichen Liegen kann man nicht in Morpheus Arme gleiten, schlicht und einfach, weil man dauernd gestört wird. Es sind nicht die Kanarienvögel, die in den Palmen streiten, es sind menschliche Wesen.
Da sind zunächst die Erfrischungsverkäufer, sie erscheinen stündlich und preisen Bier, Cola, geschnittene Mangos, Ananas und Melonen sowie natürlich Eis an, und zwar in einer Lautstärke, die jede Annäherung mit Morpheus vereitelt.
Halbstündlich kommen die Afrikaner, die Fake-Uhren, Fake-Taschen, nachgemachte Gürtel und Imitat-Sonnenbrillen feilbieten, also die Sachen, die man am heimischen Zoll sofort abgeben muss. Die Fake-Afrikaner, behängt von oben bis unten mit falschem Gucci, Diesel, Nike und Swatch, sind nicht so laut, aber penetrant, sie wedeln mit ihrer Ware direkt vor Ihrer Nase herum, bis Sie aufschrecken. Natürlich kommen Sie zeitlich versetzt zu den Erfrischern, sodass die Lücken zwischen den Störungen kleiner werden, also z.B. 14.00 Bier, 14.15 Imitate und 14.45 Imitate.
Nun hätte man ja immerhin noch eine halbe Stunde zum Schlafen, das Meer rauscht, die Sonne scheint, der Wind ist süss und aromatisch und die Liegen sehr, sehr weich, wären da nicht die Massagefrauen. Sie kommen viertelstündlich und füllen auf: 14.07, 14.22, 14.37, 14.52, sodass Morpheus und Sandmännchen auch vereint keine Chance haben. Die Massagefrauen sind immer Asiatinnen, Thais oder Chinesinnen, sie rufen "Massage! Massage! Very good massage!" und wedeln mit einem Pappkarton, auf denen Menschenkörper und irgendwelche Schriftzeichen abgebildet sind. Das Erstaunliche ist, dass es genügend Touris gibt, die die Massagefrauen an sich ranlassen, meistens sind es Deutsche. Ich habe grossen Respekt vor manueller Therapie, ich würde wenige Leute, Leute, die ich kenne, an mir Shiatsu, Craniosacral oder auch nur eine Massage an mir machen lassen. Diese Frauen sicher nicht. Ich habe ihnen zugesehen: Ihr Handwerk haben sie bei einem Bäcker oder Töpfer gelernt, an einer Schule für TCM oder einem Institut für Manuelle Therapie sicher nicht, ja selbst ein Hefeteig oder ein Tonklumpen würde sich beschweren, so geboxt und geschlagen zu werden.
Der Denkfehler ist ganz einfach: Man denkt, Asiatinnen, Thais oder Chinesinnen, müssen einfach gute Masseurinnen sein, sie haben ja die Meridianlehre und die Technik mit der Muttermilch aufgesogen. Dass von 1 Milliarde Chinesen nicht jeder ein Arzt, ein Heiler, ein Therapeut, ein Masseur sein kann, denkt man nicht.
Aber geht es uns anders?
Von wem würden Sie sich einen Vortrag über die neueste IT-Sache anhören? Von Dr. Smith aus L.A. oder Dr. Poppel aus Bottrop?
Von wem würden Sie sich über die Anthroposophie belehren lassen? Von jemandem aus Delhi oder jemandem aus Dornach?
Was klingt besser: Orgelinterpretationskurs Bach, Gerhold Müller, Leipzig oder  Orgelinterpretationskurs Bach, Jean Moullet, Marseille.
Kann mich nicht ein Schweizer besser im Jodeln unterrichten als ein Thai?
Sind nicht alle Finnen gute Langläufer?
Wir alle erliegen dem Massage-Syndrom, denn Dr.Smith MUSS kein Informatiker und der aus Dornach kein Steiner-Anhänger sein. Jean Moullet kann ein echter Bachexperte sein und viele Eidgenossen jodeln NICHT.
Schicken wir also, wenn Meer und Sonne, süsser Wind und weiche Liege uns in Morpheus Arme treiben, die Asiatinnen weit, weit fort, ihre Herkunft macht sie nicht zu manuellen Therapeutinnen.

Das gilt übrigens auch für alle Balearen und Kanaren, wo sie auch ihr Unwesen treiben.   

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