Freitag, 24. September 2021

Wo ist der Indigo?

Rot – Orange – Gelb – Grün – Blau – Indigo – Violett
Das hat mir meine Mutter immer so eingeschärft: Das sind die Regenbogenfarben. Genau das.
Rot – Orange – Gelb – Grün – Blau – Indigo – Violett
Und später in der Schule haben wir das genauso gelernt, genauso gepaukt, wir haben das auswendig aufgesagt:
Rot – Orange – Gelb – Grün – Blau – Indigo – Violett
Und bis heute habe ich für mich immer wiederholt und repetiert:
Rot – Orange – Gelb – Grün – Blau – Indigo – Violett

Von allen Farben hat mich das Indigo immer am meisten fasziniert. Wikipedia schreibt dazu:

Indigo (von altgriechisch ἰνδικόν indikón, deutsch ‚das Indische‘; nach dem Herkunftsgebiet Ostindien ist eine tiefblaue, kristalline organische Verbindung. Er ist ein organisches Pigment mit hoher Farbstärke und schwer löslich in Wasser. Indigo ist der Namensgeber für die Gruppe der Indigoiden Farbstoffe, deren chemische Struktur eng mit der des Indigos verwandt ist.
Der gleichnamige Farbton Indigo ist ebenfalls nach ihm benannt. Am ehesten lässt er sich als der letzte erkennbare Blauton, bevor es in ein bläuliches Violett übergeht, umschreiben. Indigo ist im Colour Index als Pigment unter der Bezeichnung C.I. Pigment Blue 66 und als Küpenfarbstoff unter C.I. Vat Blue 1 geführt.

Indigo ist also eine Farbe im Übergang, in der Fast-Zone, Indigo ist GERADE noch blau, aber eben schon BEINAHE violett, eine spannende Sache. Spannend ist auch, dass die anderen Farben so klar getrennt sind, aber mit Blau – Indigo – Violett drei Farben das Spektrum beenden, die sehr nah aneinander dran sind, fast eine Einheit, eine Einigkeit, eine Farben-Trinität, fragt sich nur, wer hier Vater, wer Sohn und wer Geist ist.

Wenn man zurzeit die Regenbogenfarben sieht, sind sie meist Symbol für LGBTQ. Aber: Es sind eben nicht alle Farben, denn eine fehlt.
Und welche?
Sie können es sich denken: Meine Lieblingsfarbe. Der Indigo fehlt.
Und das ist schlimm, sehr schlimm.

Rot – Orange – Gelb – Grün – Blau – Indigo (!) – Violett
Das hat mir meine Mutter immer so eingeschärft: Das sind die Regenbogenfarben. Genau das.
Rot – Orange – Gelb – Grün – Blau – Indigo (!) – Violett
Und der Indigo ist bis heute mein Liebling.

Nun kann man natürlich argumentieren, dass den meisten Menschen das gar nicht auffällt, dass von weitem betrachtet ja die drei unteren Farben so nahe aneinander liegen, dass Indigo durch Blau und Violett praktisch mitvertreten wird, dass man ja SO genau nicht sein muss, dass man ein wenig undifferenziert schon sein darf. Man könnte auch argumentieren, dass die drei fast (aber eben nur fast!) gleichen Farben schwierig zu drucken sind, dass der Herstellungsprozess kompliziert ist…

Nun wird es aber heikel: Die Regenbogenfarben stehen im LBGTQ-Zusammenhang ja für die Vielfalt, Vielfalt mit allen Zwischentönen, Zwischenfarben, für alle Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, für das Bunte, aber auch für alle Differenzierungen. Der Satz «wir reden jetzt von x und damit sind auch alle y mitgemeint», ist ein Satz, der dem LBGTQ-Gedanken völlig widerspricht.

Wenn wir nun also denken, dass Indigo ja fast blau und fast lila ist, und also mit den anderen mitgemeint ist, dass man ja nicht so genau differenzieren muss, dass es auch kompliziert und schwierig ist, so genau zu drucken, dann haben wir ein Problem. Wir denken genau so, wie wir es den LBTGQ-Gegnerinnen und Gegnern vorwerfen.

Das Fehlen des Indigos auf den Fahnen macht sie eigentlich so einem Anti-LBGTQ-Symbol.
Und das ist schon ziemlich verrückt. Also, liebe Aktivistinnen und Aktivisten!
Druckt neue Flaggen, neue Flyer, neue Buttons und neue T-Shirts!
MIT Indigo.
Mir zuliebe. Und euch zuliebe. Und dem Indigo zuliebe.

Rot – Orange – Gelb – Grün – Blau – Indigo – Violett
Das sind die Regenbogenfarben, so und nicht anders.
Rot – Orange – Gelb – Grün – Blau – Indigo – Violett
Und wenn eine fehlt, ist das eben kein Zeichen für Vielfalt.
Rot – Orange – Gelb – Grün – Blau – Indigo – Violett

Und den Indigo hatte ich immer besonders gern.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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