Dienstag, 17. August 2021

Special Fragen (1): Editorial

Warum ein Special über Fragen? Das fragen Sie sich. Sie fragen sich, ob es nötig und wichtig ist, ein Special über Fragen zu machen. Aber da sehen Sie es schon: Sie fragen sich. Und damit beisst sich die Katze in den Schwanz. Sie haben Ihre Frage damit schon beantwortet.
Es ist also durchaus sinnvoll, ein Special über Fragen zu machen.
Denn Ihr ganzes Leben baut ja auf Fragen auf.
Fragen über Fragen – wie man so schön sagt.
Sie glauben mir nicht? (Und das ist ja auch schon wieder eine Frage…)

Sehen Sie, Sie sind irgendwie entstanden. (Wenn Sie kein Roboter sind, ich prüfe das ja nicht nach.)

Und wenn Ihre Entstehung bürgerlich-traditionell war, dann hat Ihr Vater zunächst Ihre Mutter gefragt, ob Sie seine Frau werden will, vielleicht sogar noch so richtig auf die kitschige, die Rosamunde-Pilcher-Weise, mit Rosen und Ring und Hinknien, und weil Rosen und Ring und Hinknien so wunderbar waren, hat Ihre Mutter ja gesagt, und dann wurde natürlich Papa gefragt, hier selbstverständlich ohne Rosen (eventuell für die Schwiegermutter in spe) und ohne Ring und Hinknien, und es wurde auch hier ja gesagt.
Und dann ging es ins Standesamt. Und was wurde dort getan? Gefragt.
Und dann noch einmal in die Kirche. Und was wurde dort getan? Gefragt.
Die Frage mit den «guten und schlechten Tagen» und dem «bis dass der Tod euch scheidet». Und das Tückische an diesen Formulierungen ist ja, dass man dann natürlich ja sagt, man sagt ja, obwohl man die Faktoren gar nicht kennt. Es könnten ja die vier Varianten a) viele gute Tage / später Tod b) viele gute Tage / früher Tod c) wenig gute Tage / früher Tod und d) wenig gute Tage / später Tod auftreten, die man sich nicht aussuchen kann…

Vielleicht war Ihre Entstehung aber auch ganz untraditionell. Vielleicht wurde da bald nach «your place or my place» gefragt, «zu mir oder zu dir», und vielleicht wurde dann noch gefragt, ob man es wagen könne… Ja, und das Ergebnis des Wagnisses war dann da, und die Frage, ob es bleiben dürfe, wurde klar bejaht.

Wie dem auch sei, Sie sind entstanden, und ihr weiterer Lebensweg war dann auch mit Fragen gepflastert.
Sie glauben mir wieder nicht? – und wieder das eine Frage.
Sie haben doch sicher irgendeine Schulbildung genossen. Nehme ich mal an. Und Ihre Noten werden durch Fragen zustande gekommen sein.
Was ist drei mal vier?
Wie schreibt man «Wasserstrasse»? (für Eidgenossen eine leichte Frage…)
Wie heisst die Hauptstadt von Frankreich?
Dann teilen sich die Möglichkeiten, wenn Sie Abitur gemacht haben, blieben die Fragen ähnlich, waren aber nur schwieriger:
Was ist der fünfzehnte Logarithmus von 3,4?
Welche Rolle spielten die Wasserstrassen im Roman des 19. Jahrhunderts?
Wie hiess die Hauptstadt des Vandalenreiches?
Aber auch wenn Sie eine Lehre gemacht haben, dann kamen Sie in der Abschlussprüfung um Fragen nicht herum.

Und dann die Bewerbung, egal als was. Auch nix als Fragen.
«Wieso haben Sie sich gerade für unser Unternehmen entschieden?» (Weil nix anderes frei ist, aber das darf man jetzt so nicht sagen.)
«Was reizt Sie an der Aufgabe als…?» (Viel Kohle und wenig Arbeit, aber das darf man jetzt so nicht sagen.)
«Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?» (Auf deinem Posten, aber das darf man jetzt so nicht sagen.)

Sie sehen also: Das ganze Leben ist ein Fragen. Und jetzt macht auch für Sie ein Special über Fragen Sinn.
Wir werden uns also in den kommenden Wochen mit folgenden Themen beschäftigten (vielleicht nicht genau in der Reihenfolge):
Die Gretchenfrage und warum sie heute genau umgekehrt gestellt wird.
Warum es unhöflich ist zu fragen, wenn der andere lügen muss.
Warum der Titel «gute-Frage» totaler Quatsch ist.
Die ersten Fragen im Paradies und die daraus resultierenden beiden Ur-Ausreden.
ENTHÜLLUNG: Die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest ist nicht 42!
und eventuell gibt es noch mehr, das ist noch – ja was wohl? – FRAGlich.

Freuen Sie sich also auf viele nette Posts. Und das ist keine Frage, das ist ein Befehl.



 

 

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