Freitag, 27. August 2021

Special Fragen (4): Die ersten Fragen der Menschheit

In der Genesis (ich meine das erste Buch Moses, nicht die Popgruppe) beginnt das Fragen mit dem Auftritt des Menschen.

Denn in den ersten Versen wird nicht gefragt, da wird befohlen. Der HERR fragt nicht: „Könnte es vielleicht Licht werden?“, nein er donnert: „Fiat Lux!“, „Es werde Licht!“. Der HERR befragt auch nicht Land und Wasser, Licht und Dunkelheit, ob diese eventuell Lust hätten sich zu trennen, nein der HERR trennt einfach Land und Meer und Tag und Nacht. Er fragt auch nicht die Fische und Vögel, die Landtiere und Insekten, ob es ihnen Spass machen würde zu entstehen. Er ERSCHAFFT. Und er fragt natürlich ebenfalls nicht, ob jemand eine Pause braucht, ER ruht am siebten Tag und alle ruhen.

Und dann kommt der Mensch.
Und das Fragen geht los.

Und mit dem Fragen kommen die dummen Antworten, und in diesen ersten Kapiteln der Genesis (ich meine das erste Buch Moses, nicht die Popgruppe) haben wir schon die ganze Palette von blöden und ungeschickten Antworten parat.

«Ich wollte Kekse aus dem Regal holen», sagt Fritz, der so ungeschickt vom Küchenstuhl gefallen ist, dass er mehrere Teller mitgerissen und die Suppenschüssel auf dem Boden verteilt hat, aber mit dieser Ausrede bringt er sich noch mehr in Schwierigkeiten. Woher er denn wisse, dass dort Kekse seien und ob sie ihm erlaubt habe, dort Kekse zu holen, so fragt die Mutter streng.

Diese Story ist so alt wie die Menschheit.
«Wo bist du, Adam?», fragt der HERR und dieser verwickelt sich in Probleme. Er sei nackt, und da habe er sich versteckt. Dabei kann Adam ja gar nicht WISSEN, dass er nackt ist, es sei denn…, es sei denn…, ja, es sei denn er hat genau das getan, was ihm streng verboten war, nämlich vom Baum der Erkenntnis zu essen.

«Das war Marcos Idee», sagt Finn, als der Lehrer ihn fragt, warum er (mit Marco zusammen) ein Glas Konfitüre auf der Tafel verteilt habe. Abgesehen davon, dass Marco wahrscheinlich behaupten würde, dass es Finns Idee gewesen sei, stellt sich immer noch die Frage: Warum hat der andere mitgemacht? Es wird immer so getan, als ob man keine andere Wahl gehabt habe, diesen oder jenen Unsinn mitzumachen. Man könnte ja schlicht und einfach, trocken und simpel nein sagen…

Auch diese Story ist so alt wie die Menschheit.
Als der HERR fragt, warum von diesem einen Baum gegessen worden sei, schliesslich sei ja der Verzehr von ALLEN Früchten von ALLEN Bäumen und von ALLEN Sträuchern gestattet gewesen, nur eben von diesem einen nicht, da passiert genau das wie bei Marco und Finn 8000 Jahre später:
Adam schiebt es auf Eva, sie habe ihm die Frucht gereicht und da habe er halt gegessen.
Eva schiebt es auf die Schlange, sie habe sie überredet.
Die eine Frage, die auch hier nicht gestellt wird, ist die, warum sich Eva so leicht und locker von der Schlange überreden liess und nicht schlicht und einfach, trocken und simpel nein sagte. Die andere Frage, die auch nicht auftaucht, ist die, warum Adam einfach macht, was Eva sagt. Hätte zum Beispiel Eva ihn aufgefordert, in die Schlange zu beissen, hätte er das auch getan?

Neben dem Sich-in-Ausreden-verwickeln und dem Auf-andere-schieben ist noch die totale Ahnungslosigkeit eine mögliche Haltung, eine mögliche Reaktion auf Fragen. Wir kennen das aus den SOKOs, aus dem Tatort und den anderen Krimis. Und in den SOKOs, dem Tatort und den anderen Krimis gibt es immer wieder die gleichen Verhörsituationen:
Margot war zur Tatzeit in dem kleinen Park, hat aber vom Mord nichts gemerkt. Angesichts der wirklich winzigen Grösse der Grünanlage und der Tatsache, dass das Opfer bei 18 Messerstichen ja geschrien haben muss, ist diese Ahnungslosigkeit verdächtig.
Karl hat den Mann auf dem Foto nie gesehen. Merkwürdig, denn Karl wohnt seit 10 Jahren Benefizstrasse 30, der Mann auf dem Foto arbeitet seit 9 Jahren in dem Blumengeschäft Benefizstrasse 32, und auch wenn Karl sich nie Blumen kauft, irgendwann müssen die beiden sich doch einmal begegnet sein, wenn beide gingen oder kamen und der eine ging und der andere kam.

Auch diese Story…
Sie ahnen es: Sie ist so alt wie die Menschheit.
«Wo ist dein Bruder Abel?», fragt der HERR und Kain gibt die freche Antwort: «Soll ich meines Bruders Hüter sein?» Was so viel heisst wie: Ich habe keinen blassen Schimmer, ich habe keine Ahnung, wo er steckt, und überhaupt ist das auch nicht meine Aufgabe und mein Ressort. Dabei weiss Kain natürlich ganz genau, wo sein Bruder ist, immerhin hat er ihn erschlagen.

In der Genesis (ich meine das erste Buch Moses, nicht die Popgruppe) beginnt das Fragen mit dem Auftritt des Menschen.
Dem Licht und der Dunkelheit, dem Wasser und dem Land, den Pflanzen und den Tieren hat der HERR befohlen, sie hat er nicht gefragt, das Fragen kommt mit dem Menschen. Und mit dem Fragen kommen die dummen Antworten, und in diesen ersten Kapiteln der Genesis (ich meine das erste Buch Moses, nicht die Popgruppe) haben wir schon die ganze Palette von blöden und ungeschickten Antworten parat.
Die Verstrickung in Lüge, das Schieben auf andere, die vorgespielte Ahnungslosigkeit, sie sind so alt wie die Menschheit.





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