Donnerstag, 6. Juni 2013

Entschuldigung, Frau Holda!

Als ich gestern im Freibad (das ist ein Schwimmbad open air, ja, gibt es in jeder Stadt, haben Sie vergessen, nicht?) in der Sonne (ja, auch die existiert noch, sie ist nicht explodiert) lag und mich auf meinem Badetuch räkelte, besprüht mit Sonnencreme Lichtschutzfaktor 250, als ich danach in meinen Badeshorts (Shorts sind kurze Hosen, haben auch Sie im Schrank, ganz hinten versteckt) in den Cafeteria einen Espresso trank, als ich danach noch einmal ins kühle Wasser sprang, dachte ich auf einmal:
ICH BIN SCHULD, DASS DER FRÜHLING AUSGEFALLEN IST.
Vor einigen Wochen habe ich einen bösen Post über den Frühling geschrieben, und irgendwie versteht Frau Holda keinen Spass. Frau Holda, die sanfte blumenumkränzte Göttin, die immer aus dem Berg hervorkommt und sich von Hirtenbuben besingen lässt, die normalerweise im März zaghaft das erste Mal aus den Wolken lugt, muss meinen Post gelesen haben. Sicher wird sie ihn dann an alle Elfen und Geister des Lenzes weitergeleitet haben, an die Auroren und Zephire. Ich bin mir sicher, dass inzwischen auch alle Geistwesen E-Mail haben und elektronisch auf dem Laufenden sind. Und dann haben sie beschlossen: Wenn so böse über uns geredet wird, lassen wir das Frühjahr ausfallen, denn:
WIR KÖNNEN GUT IM BERG BLEIBEN, WIR BRAUCHEN EUCH NICHT, EHER IHR UNS.
Ist eigentlich eine gute Einstellung.
Wenn eine Klasse mir sagt: "Müssen wir ins Schwimmbad?" Dann ist meine Antwort ja auch: "Absolut nicht. Ich wollte EUCH eine Freude machen, wenn euch eine Grammatikstunde lieber ist, gerne." Wenn mir Kinder mitteilen, dass sie nicht in den Zoo wollen: "Gut, dann eben nicht, ICH brauche den Zoobesuch nicht, ich habe meinen Lebensanteil an Affengucken und Seelöwenbestaunen schon voll."
Warum denken wir ständig, wir machen den anderen glücklich, wenn wir eine Einladung zum Kaffe annehmen, wenn er uns beschenken darf, wenn er eine Arbeit für uns erledigen darf?
Frau Holda hatte also eigentlich Recht.
Deshalb hier ganz förmlich:

Liebe Göttin Holda,
ich möchte mich ganz herzlich bei Ihnen - bei dir - bei Ihnen (Darf man Göttinnen duzen oder nicht? Gott duzt man ja auch, bis auf die Holländer, die ihn mit "u" - "Sie" ansprechen)
entschuldigen. Es tut mir sehr leid, dass ich so gepostet habe. Ich werde nie, nie, nie, nie mehr etwas Böses über den Frühling schreiben. Aber bitte tun Sie so etwas nicht mehr. Oder wenn der Hafer mich nochmals sticht, strafen Sie nicht die ganze Nation. Sollte ich nochmal lästern, mahen Sie mich zu einem "Regenmenschen", wie er im Anhalter durch die Galaxis beschrieben ist: Immer da, wo ich bin, wird es regnen. Meine Mitmenschen brauchen den Lenz.
Also seien Sie - sei du - mir wieder gut, ich werde nie mehr satirisch über den Frühling schreiben.

Eine herzhafte Entschuldigung auch an alle Mitbürgerinnen und Mitbürger, denen ich die letzten Wochen versaut habe. 


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