Donnerstag, 20. Oktober 2011

Kultur

Ich habe mir zur Eröffnung der Hallenbadsaison einige neue Dinge geleistet: Zwei blauschwarze Badehosen (adidas) und eine neue Schwimmbrille (speedo) - ja, wir sind markenbewusst. Um alles unterzubekommen habe ich mir noch einen Kulturbeutel gekauft. Sie wissen nicht, was ein Kulturbeutel ist? Hier heisst das Nessesär - ich glaube, es wird anders geschrieben, aber die Fachdidaktik Deutsch wertet Schreiblust inzwischen schwerwiegender als Orthografiemanie. Jedenfalls ein Kulturbeutel, und wenn Sie dachten, da kämen Bücher und CDs rein: weit gefehlt.
Was das mit Kultur zu tun hat? Keine Ahnung, vielleicht denkt man, dass ein kultivierter Mensch rasiert ist und auch gut riecht. Poeten wie Bukowski stanken zwar wahrscheinlich wie ein Iltis und Jack London hatte auf seinen Eisenbahntouren sicher auch keinen Kulturbeutel dabei, aber das steht auf anderen Blättern.
Was ist dann nun Kultur?
In der ersten Herbstferienwoche war ich mit der KKB in Parpan (GR) und fand in einem Flyer der Tourismusregion Lenzerheide eine gute Definition: ZWISCHEN KULTUR UND MODERNE ist dort eine Überschrift, und wenn man die Seiten liest, entdeckt man, dass es um eine Schaukäserei und eine abstrakte Malerin geht. Das ist doch einmal eine eindeutige Sache: Kultur ist nicht modern und ist bodenständig und urwüchsig. Vielleicht gar nicht so daneben, man könnte ja die Schweizer Käseherstellung zum Weltkulturerbe vorschlagen, schliesslich will der französische Präsident ja das mit der Küche der Grossen Nation tun. Er sollte dabei allerdings die Restaurants der touristischen Orte an der Mittelmeerküste herausnehmen (zweite Ferienwoche, aber wiederum ein anderes Blatt).
Kultur ist also alles, was mir vertraut ist, was mich pflegt, was ich kenne, was mir gut tut.
Kultur als Verstörendes, Irritierendes, Aufweckendes? Igitt.
Ich jedenfalls werde jetzt einen schönen Emmentaler essen. Und den Rest - Sie haben es erraten - stecke ich in meinen Kulturbeutel.

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